Süddeutsche Zeitung

28 Tote bei Schießerei in Grundschule in Newtown, Connecticut:"Es war einfach der Horror"

Ein 20-jähriger Mann eröffnet in einer Grundschule im US-Bundesstaat Connecticut das Feuer. Er tötet 20 Kinder einer Kindergartengruppe und sieben Erwachsene, darunter seine Mutter. Es ist eine der schlimmsten Bluttaten in der Geschichte Amerikas.

Von Nicolas Richter, Washington

Als es vorbei war, führten Lehrer und Polizisten die Kinder nach draußen, in langen Schlangen, hinüber in ein Feuerwehrhaus. Dort warteten die Eltern, aber nicht alle Mütter und Väter bekamen ihre Töchter oder Söhne zurück, die sie erst kurz vorher in die Sandy-Hook-Grundschule gebracht hatten. 20 Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren sind an diesem Vormittag gestorben, zudem sechs Erwachsene, alle erschossen von einem Amokläufer, der in dem Schulgebäude in Newtown, Connecticut, eines der schlimmsten Massaker in der jüngeren US-Geschichte angerichtet hat.

Der Schütze ist tot, unklar war zunächst, ob er sich das Leben genommen hat oder von der Polizei erschossen worden ist. Nach Medienberichten hat die Polizei den Täter identifiziert, es soll sich um einen 20-Jährigen handeln, der in Newtown aufgewachsen, später aber nach New Jersey gezogen war. Er soll die Schule gegen 9.30 Uhr Ortszeit am Freitag mit zwei oder drei Schusswaffen betreten haben.

Offenbar galt der Amoklauf zunächst seiner eigenen Familie: Seine Mutter soll er vor der Tat zu Hause erschossen haben. Ersten Berichten zufolge soll sie als Lehrerin in der Schule gearbeitet haben. Wie offizielle Stellen später bekannt gaben, soll sie jedoch nur vormals dort gearbeitet haben, berichtet ABC. Außerhalb der Schule soll eine weitere Leiche gefunden worden sein, in ersten Berichten hieß es, dass es sich um den Vater oder um einen Bruder des Täters handeln könnte.

"Unsere Herzen sind gebrochen"

"Es war einfach der Horror", sagte die Mutter einer Drittklässlerin; sie berichtete, dass blutüberströmte Kinder aus der Schule gekommen seien. "Alle waren hysterisch und in Panik." Ein Schüler erzählte einem Fernsehsender: "Ich war in der Sporthalle, und ich hörte laute Schläge, und der Sportlehrer sagte, wir sollten in die Ecke gehen. Wir drängten uns zusammen. Wir haben es knallen gehört, und dann haben wir angefangen zu weinen."

Polizisten und Krankenschwestern berichteten, sie hätten noch nie im Leben etwas derart Grausames gesehen. Auch US-Präsident Barack Obama, der am Nachmittag zu seinen Landleuten sprach, verlor die Fassung. "Unsere Herzen sind gebrochen", sagte er und musste sich mehrmals Tränen aus den Augen wischen. Obama hat selbst zwei Töchter, die noch zur Schule gehen. Er spreche als Vater, sagte er, nicht als Staatsoberhaupt.

Flaggen auf Halbmast

"Wir haben das in den vergangenen Jahren zu oft durchgemacht", sagte Obama und zählte einige Massenmorde der jüngeren Zeit auf. Erst im vergangenen Juli hatte ein maskierter Schütze in der Nähe von Denver zwölf Kinobesucher erschossen und 58 weitere verletzt. 1999 hatten zwei Jugendliche an der Columbine High School in der Stadt Littleton zwölf Mitschüler und einen Lehrer getötet. Nie aber waren unter den Todesopfern so viele kleine Kinder wie an diesem Freitag in Newtown. Obama sprach von "wunderschönen kleinen Kindern" und erklärte: "Wir müssen uns zusammensetzen und bedeutende Schritte unternehmen, um weitere Tragödien dieser Art zu verhindern, und dabei die Politik aus dem Spiel lassen."

Zuvor hatte sein Sprecher Jay Carney auf die Frage, ob strengere Waffengesetze für den Präsidenten nun höhere Priorität hätten, geantwortet, es komme bestimmt ein Tag, um darüber zu reden. "Aber ich glaube nicht, dass heute dieser Tag ist", sagte er. Generell halte Obama strengere Waffengesetze für angemessen. In Washington wurden die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde geschrieben, dass Nancy Lanza, die Mutter des Attentäters, als Lehrerin in der Grundschule gearbeitet habe. Wie sich nun jedoch herausstellte, war sie dort nicht angestellt. Offizielle Stelle vermuten, dass sie dort möglicherweise vormals gearbeitet hat, berichtet ABC.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2012/jasch
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