25 Jahre UN-Kinderrechtskonvention:Verletzte Kinder

Marisela aus Guatemala ist unterernährt, Rama aus Iran wurde von ihrem Vater mit Säure verätzt. Vor 25 Jahren wurde die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet. Zum Jubiläum zeigt ein bewegender Bildband, was Gewalt und Hunger Kindern aus aller Welt noch immer antut.

Von Fritz Göttler

7 Bilder

DROUGHT, POVERTY AND FAMINE; Für Politisches Kinder und JugendbuchET 17.10.

Quelle: JM Lopez

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Vor 25 Jahren wurde die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet. Zum Jubiläum zeigt ein bewegender Bildband, was Gewalt und Hunger mit Kindern aus aller Welt noch immer macht.

Marisela, sechseinhalb Jahre, gerade mal neun Kilo. Ein Mädchen aus den Bergen im Südwesten Guatemalas. Corredor Seco wird die Gegend genannt, ein dürrer, trockener Korridor. Ständige Missernten, Hunger, soziale Ungerechtigkeit. Unterernährung, die nicht mehr gut zu machende Schäden bei den Kindern hinterlässt. Alles Folgen des Klimawandels und einer desinteressierten Politik. Der Fotograf José Manuel López war im Corridor Seco und hat Bilder von den Kindern gemacht. Mariselas leerer Blick stellt Fragen in die Kamera, er lässt einen nicht mehr los.

We the Children/Vietnam

Quelle: Ed Kashi / VII

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Es gibt Bilder in diesem Band, die sind noch schrecklicher, Kinder, die sind noch viel grausamer zugerichtet als Marisela. Opfer von Gasangriffen seit Vietnam (im Foto), von Tretminen, Bomben in den aktuellen Kriegsgebieten, Gliedmaßen abgerissen, Augen herausgefetzt, der Bauch schwer verbrannt.

We the children, Bangladesh 2010

Quelle: GMB Akash; GMB Akash

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Oder: Erdbebenopfer in China, Poliokranke im Kongo, Kindersoldaten, Kinderprostitution (Foto), Kinderdrogensüchtige. Oder krebskranke Kinder, nur wenige Jahre alt, aber ohne Hoffnung auf weitere Jahre, im Kreis der Familie erleben sie letzte Momente von Geborgenheit und Fröhlichkeit.

We the children

Quelle: Younes Khani; Younes Khani

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Und es gibt Opfer von Säureattacken fanatischer Männer - Rama, aus Iran, die mit ihrer Mutter vom Vater mit Säure übergossen und schwer verätzt wurde, die Mutter ist blind, Rama hat ein Auge verloren. Ein Bild zeigt, wie sie sich in einer Spiegelscherbe anschaut, dem Anblick mit fast heiterer Ruhe standhält.

Hasselblad PortrâÄ°ts auf Aroma Smokey Mountain Manila; We the Children/Philipinnen

Quelle: Hartmut Schwarzbach / argus

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Vor 25 Jahren wurde die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet, aus diesem Anlass ist dieser Band zusammengestellt, mit Bildern internationaler Fotografen. Audrey Hepburn hatte damals am 20. November 1989 vor der UN-Generalversammlung den Vertrag verlesen. Was hat uns diese Konvention heute hinterlassen, fragt in einem Geleitwort Peter-Matthias Gaede, der einstige Geo-Chefredakteur, der den Band mit herausgab. Die Antwort: "Ambivalenz. Das Glück, dass es sie gibt ...

Im Bild: Familien in den Slums Manilas leben in einem Giftcocktail aus chemischen Staub und Qualm.

Syria - Refugees Trying to Flee to Turkey; We the Children/Türkei, Syrien

Quelle: © ALESSIO ROMENZI/Corbis

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... Auch und gerade für Unicef. Und Erfolge, die es ohne sie nicht gegeben hätte. Auch und gerade für Unicef. Und auf der anderen Seite: Unzufriedenheit. Verzweiflungsanfälle angesichts all dessen, was die Buchstaben einer feierlichen Erklärung eben doch nicht, noch nicht auszurichten vermögen."

Im Bild: Eine Familie flieht vor dem Krieg in Syrien in die Türkei.

Conflict Mineral MM8226; We the children,  DRC 2013

Quelle: Marcus Bleasdale; Marcus Bleasdale

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Die Bilder haben nichts Spekulatives, sie werden nicht vom Ausdrucks- oder Sensationswillen ihrer Bildermacher dominiert. Sie erstaunen, weil sie auf den ersten Blick befremdlich, beinahe ruhig erscheinen, wie Roland Barthes es 1957 in seinen Mythen des Alltags von dieser Art Fotos forderte: "Das Natürliche dieser Bilder, ohne Emphase und ohne Erläuterung, nötigt den Betrachter zu einer intensiven Befragung . . . Sie führen in den Skandal des Grauens, nicht ins Grauen selbst."

Im Bild: Alexandrine ist im Alter von nur acht Monaten an der Cholera gestorben.

We the Children. 25 Jahre UN-Kinderrechtskonvention. Peter-Matthias Gaede, Jürgen Heraeus, Christiane Breustedt, Kerstin Bücker. Edition Lammerhuber 2014. 298 Seiten, 49,90 Euro.

© SZ vom 17.10.2014/afis
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