WG-Inserate in Zeiten des Bahnstreiks:Claus sucht Mitbewohner im ICE

Lokführerstreik

Ein ICE in Berlin ist leer - wie könnte man den Raum bloß nutzen?

(Foto: dpa)

"Wagen 9 vermittelt eine ruhige Atmosphäre": Ein ICE am Berliner Hauptbahnhof sucht im Internet Mitbewohner. Das ist witzig - und lehrt die wütenden Deutschen eine wichtige Lektion in Zeiten des Bahnstreiks.

Von Dominik Fürst

Ach, der Bahnstreik. Seit dem verschwenderischen Bischof Tebartz von Elst hat wohl keine Person des öffentlichen Lebens so viel Missgunst auf sich gezogen wie GDL-Chef Claus Weselsky. Er hat sich vorgenommen, den öffentlichen Nah- und Fernverkehr in Deutschland von Dienstag bis Sonntag dieser Woche lahmzulegen, um auf die Anliegen der Gewerkschaft der Lokführer aufmerksam zu machen. Spätestens jetzt können ihn die meisten Deutschen nicht mehr leiden.

Wie jede Tragödie lässt einem dieser Bahnstreik aber die Möglichkeit, mit Humor zu reagieren. Im Angesicht der Verzweiflung einfach zu schmunzeln. Die stillstehenden Züge auszulachen.

Claus, ein geschickter Werber mit wichtiger Lektion

So macht das etwa ein gewisser Claus (nicht Weselsky) mit diesem Wohnungsinserat im Internet. "Bahnstreik nutzen! WG im ICE "Konstanz" sucht Mitbewohner (m/w)" überschreibt er seine Anzeige, mit der er um einen Untermieter in Wagen Nummer 9 in einem ICE wirbt, der offensichtlich am Berliner Hauptbahnhof stillsteht. "Erstmal" bis Sonntag um 9 Uhr sei die Mietdauer befristet. Eine Verlängerung hängt von Claus Weselsky ab.

Claus erweist sich als geschickter Werber: "Wagen Nummer 9 vermittelt durch seine besonders großzügige Gestaltung eine ruhige Atmosphäre. Breite Sitze und Beinfreiheit garantieren individuellen Freiraum am Platz", schreibt der Inserat. Und die Lage? "Superzentral - direkt im Hauptbahnhof auf Gleis 8."

Bleibt abzuwarten, ob Claus so spontan einen Mitbewohner finden wird. Aber überteuerte Mietpreise sollen ja inzwischen auch in Berlin üblich geworden sein, da erscheinen die 290 Euro für ein ganzes ICE-Abteil dem ein oder anderen möglicherweise als Schnäppchen.

Viel wichtiger als die Bereitstellung von günstigem Wohnraum ist Ronnys Botschaft an seine deutschen Mit- und Wutbürger: Lasst die Lokführer streiken, und bewahrt euch euren Humor (falls ihr welchen habt). Jede Tragödie hat auch immer ihre komischen Seiten.

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