Spendenskandal bei Unicef:Sieben Millionen Euro Schaden

Als Konsequenz aus der Finanzaffäre tritt der deutsche Unicef-Vorstand komplett zurück. "Ein neu gewählter Vorstand soll das Signal für den Neuanfang bei Unicef setzen", sagt der amtierende Vorsitzende Schlagintweit. Grund für den Rücktritt sei der starke Druck der Basis. Eine Sprecherin schätzt den Schaden durch die Finanzaffäre auf sieben Millionen Euro.

Als Konsequenz aus der Finanzaffäre tritt der Unicef-Vorstand komplett zurück. Der amtierende Vorsitzende Reinhard Schlagintweit kündigte am Donnerstag eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 10. April in Berlin an, auf der ein neuer Vorstand gewählt werden solle.

Reinhard Schlagintweit

Reinhard Schlagintweit: "Ein neu gewählter Vorstand soll das Signal für den Neuanfang bei Unicef setzen."

(Foto: Foto: dpa)

Alle amtierenden Vorstandsmitglieder würden ihre Ämter zur Verfügung stellen, sagte Schlagintweit. "Ein neu gewählter Vorstand soll das Signal für den Neuanfang bei Unicef setzen." Es gelte jetzt, das Vertrauen der Spender zurückzugewinnen und die weltweite Arbeit von Unicef für Kinder und ihre Rechte wieder in den Blickpunkt zu rücken.

Der neue Vorstand könne auf bereits eingeleitete Reformen aufbauen. So werde der nächste Unicef-Geschäftsbericht eine ausführliche Finanzberichterstattung mit Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung enthalten. Struktur und Satzung von Unicef würden geprüft und verbessert.

Mit dem geschlossenen Rückzug gibt die Spitze der Hilfsorganisation offenbar dem starken Druck der Basis nach. Seit Wochen üben Mitarbeiter und Spender in Briefen und Mails massive Kritik am Vorstand. Etliche Unicef-Arbeitsgruppen haben dabei den zügigen Rücktritt des kompletten Vorstandes gefordert.

Unicef wurde die Verschleuderung von Spenden vorgeworfen, insbesondere wegen der Zahlung überhöhter Honorare und anteiliger Provisionen an externe Spendenwerber. Verträge über immense Summen wurden ohne schriftliche Unterlagen geschlossen. Die ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende Heide Simonis trat Anfang Februar im Streit mit dem langjährigen Geschäftsführer Dietrich Garlichs zurück. Bald darauf stellte auch Garlichs sein Amt zur Verfügung.

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen entzog Unicef das Spendensiegel. Die Kölner Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. In einem Sondergutachten fand die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG keine Hinweise auf Untreue, monierte aber Verstöße gegen Verfahrensregeln. Der Skandal führte zu einem Spendeneinbruch. 2006 hatte Unicef noch rund 97 Millionen Euro durch Spenden und den Verkauf von Grußkarten eingenommen.

Derweil weitet sich der Image-Schaden durch die Finanzaffäre aus. Inzwischen habe die deutsche Sektion 37.000 Fördermitglieder verloren, berichtete Unicef-Sprecherin Helga Kuhn der Rheinischen Post. Seit Bekanntwerden der Verschwendungsvorwürfe gegen den zurückgetretenen Geschäftsführer Dietrich Garlichs seien die Einnahmen der Organisation um 20 Prozent eingebrochen. "Der Schaden beläuft sich auf sieben Millionen Euro", sagte Kuhn.

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