Renée Zellweger:Makellos, fettlos, alterslos

Actress Zellweger waves at the 21st annual ELLE Women in Hollywood Awards in Los Angeles

Renée Zellweger hat mit ihrem Auftritt bei den "Elle Women in Hollywood Awards" Spekulationen über ihre veränderten Gesichtszüge ausgelöst.

(Foto: Mario Anzuoni/Reuters)

"Was hat sie nur mit ihrem Gesicht gemacht?", fragt nicht nur die Knallpresse in Anbetracht des neuen Mienenspiels Renée Zellwegers. Eine leichte Irritation ist verständlich - doch ernsthaft zu wundern braucht sich niemand.

Von Felicitas Kock

Wie haben wir Renée Zellweger verehrt, damals, als leicht pummelige Bridget Jones. Wir haben uns darüber gefreut, dass man sich auch mit ein paar Kilo zu viel einen Chef angeln kann, der aussieht wie Hugh Grant; und einen neurotischen Colin Firth im Elchpullover dazu. Wir haben gelernt, dass man im prall gefüllten Bunny-Dress sehr viel Spaß haben kann, selbst wenn der Anlass keine Kostümparty ist. Und dann haben wir uns zur Feier des Tages ein paar Stückchen Vollmilch-Nuss-Schoki in den Mund geschoben.

Renée Zellweger war der Star des Jahres 2001. Sie wurde für den Golden Globe und den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Ein Erfolg, für den sie körperlich hart gearbeitet hatte - zehn Kilo futterte sie sich für Bridget Jones auf die Rippen. Und als der Film abgedreht war, hungerte sie die angefressenen Pfunde wieder herunter. In Rekordzeit, schreibt Wikipedia, und dahinter steht in Klammern die wichtige Information, dass sie tatsächlich nur einen Monat gebraucht haben soll.

Die Hungerkur zahlte sich aus. Zellweger spielte große Rollen, teilweise nur leicht bekleidet. Hätte sie die mit ihrer Bridget-Figur bekommen? Eher nicht. 2003 holte sie sich den ersehnten Oscar und dann, im Jahr 2004, kam noch einmal Bridget. Wieder spielte Zellweger Jojo mit ihrem Gewicht. Alles für die Rolle, alles für den Job.

"Bist du das?"

Jetzt hat die Schauspielerin ein neues Gesicht - und viele regen sich sehr darüber auf. "Was hat Renée Zellweger bloß mit ihrem Gesicht gemacht?", titelt die Daily Mail. "Bist du das?", fragt CNN, und in der Bild ist von einem "Grusel-Auftritt" die Rede.

Aus den Zeilen spricht eine Irritation, die bis zu einem gewissen Grad verständlich ist. Klar, die Leute haben die wundersame Verwandlung von Michael Jackson mitbekommen. Sie wissen, wie gruselig Cher und Melanie Griffith nach zahlreichen chirurgischen Eingriffen aussehen. Doch das Irritierende im Fall Zellweger scheint eher darin zu liegen, dass von einem Eingriff überhaupt nichts zu sehen ist. Da ist keine merkwürdige Schlauchbootlippe, keine unnatürliche Kindernase. Die Schauspielerin selbst spricht von einer natürlichen Veränderung durch gesunde Ernährung. Ob das stimmt oder nicht, sei dahingestellt - jedenfalls sieht sie nicht besonders künstlich aus. Erst im Vorher-nachher-Vergleich wird Zellwegers Aussehen überhaupt zum Thema. Ihre Haut ist dunkler, das gesamte Gesicht schmaler, die Augen runder.

Von Kidman bis McConaughey

Was erstaunt, ist die Härte, mit der Zellweger angegangen wird. Als hätte sie sich nicht schon für ihre Filme stark verändert. Als hätte sich ihre Verwandlung nicht in den vergangenen Jahren abgezeichnet, als ihre Gesichtszüge schmaler und die Augen runder wurden. Als gäbe es keine Nicole Kidman, die ihre Stirn vor lauter Botox nicht mehr bewegen kann. Keinen Matthew McConaughey, der für seine Rolle in "Dallas Buyers Club" zum glaubwürdigen Junkie und Aidskranken abgemagert ist. Keine Schauspielerinnen, die sich die Schwangerschaftspfunde nach der Geburt ihres Kindes in wenigen Wochen wieder herunterhungern.

Wieso nehmen sich Leute überhaupt heraus, über das Aussehen einer anderen Frau derart grob zu richten, fragt eine Autorin des Guardian. Warum prangern so viele an, wenn eine Schauspielerin sich angeblich hat operieren lassen - und kommentieren gleichzeitig jede Falte und jeden Anflug von Cellulite?

Wer sich über Zellwegers neues Gesicht ehrlich wundert, der versteckt sich vor der Realität. Denn eine Frau mit Hang zu übermäßigem Schokoladenkonsum mag es zwar hinkriegen, dass sich Hugh Grant und Colin Firth in einem Brunnen um sie prügeln. Eine Filmrolle in Hollywood wird sie aber in der Regel nicht bekommen. Es sei denn, für eine weitere Fortsetzung von Bridget Jones - und die Geschichte war schon nach dem ersten Film auserzählt. Die Filmindustrie fordert makellose, fettlose, alterslose Stars. Renée Zellweger hatte seit fünf Jahren keine nennenswerten Erfolge mehr. 2015 kommt ihr neuer Film in die Kinos.

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