Polizeipferde für Österreich:Gesucht: kastrierte Warmblüter

BM KICKL BESUCHT DIE REITERSTAFFEL DER BAYERISCHEN POLIZEI: KICKL (FPÖ)

Österreichs Innenminister Herbert Kickl beim Probereiten auf Polizeipferd "Karlo" in München.

(Foto: Barbara Gindl/picture alliance)

FPÖ-Minister Herbert Kickl findet trotz Ausschreibung vorerst nicht ausreichend Pferde für sein geplantes Herzensprojekt: die berittene Polizei in Österreich.

Von Peter Münch, Wien

Die gute Nachricht vorneweg: Das erste Pferd für die in Österreich geplante berittene Polizei hat den Aufnahmetest bestanden. Es ist ein siebenjähriger Wallach aus dem Burgenland. Die schlechte Nachricht lautet, dass dem Innenministerium auf eine entsprechende Ausschreibung hin statt der erwünschten zwölf nur vier Pferde angeboten wurden und eines gleich aussortiert werden musste, weil es zu klein ist. Das Lieblingsprojekt des FPÖ-Ministers Herbert Kickl will also nicht so recht vom Fleck kommen, Kritik hagelt es sowieso von allen Seiten.

Das Thema erregt die Gemüter, seit Kickl die Pläne für eine Reiterstaffel gleich nach der Regierungsbildung angekündigt hat. Der für eine Politik der harten Hand bekannte Minister begründet das Vorhaben mit einem "europaweiten Trend", lobt die "erhöhte Sitzposition", die den Beamten eine bessere Wahrnehmung verschaffe und setzt ganz generell auf einen Imagegewinn für die Polizei. Als Einsatzort hat er zunächst vor allem die Wiener Naherholungsgebiete wie den Prater und die Donauinsel ins Visier genommen. Später könnte die Pferdepolizei aber auch andernorts zum Einsatz kommen. Zum Vorbild erkor Kickl die Münchner Reiterstaffel, der er im Februar einen Besuch abstattete, Probereiten inklusive.

Zu Hause formierten sich unterdessen die Kritiker. Besonders die SPÖ-Opposition nimmt die Pläne aufs Korn. Im Jahrhundert der Cyberattacken sei Kickls Kavallerie schlicht nicht mehr zeitgemäß, heißt es. Als billigere Alternative boten die Sozialdemokraten dem Minister einen Zehnerblock Reitstunden auf ihre Kosten an. Wenig begeistert zeigte sich auch die Polizeigewerkschaft, die auf andere Prioritäten pocht. Tierschützer protestierten als Pferde verkleidet vor dem Ministerium und hielten Plakate hoch mit Warnungen wie "Ich habe Angst vor Böllern". Obendrein distanzierte sich auch noch die Hofreitschule mit ihren Lipizzanern ausdrücklich von der Idee der berittenen Polizei.

Das Innenministerium aber lässt sich von all dem nicht beeindrucken und treibt die Pläne weiter voran. Der Kostenrahmen wurde auf 380 000 Euro für den Start plus jährlich 110 000 Euro für den laufenden Unterhalt festgelegt. Rund 90 Polizistinnen und Polizisten haben sich schon für die 14 ausgeschriebenen Stellen der Reiterstaffel beworben.

Jetzt müssen nur noch die Pferde her. Braun oder schwarz müssen sie der Ausschreibung zufolge sein, kastrierte Warmblüter, nicht jünger als sechs und älter als zehn Jahre alt - und vom Temperament her ausgeglichen und lernbereit. Weil das Angebot in Österreich jedoch so mau war, will man nun halt im Ausland suchen. Das allerdings könnte am Ende noch Kritik in den eigenen Reihen provozieren, schließlich hat ein FPÖ-Politiker gerade erst vor "Hunden mit Migrationshintergrund" gewarnt. Im Ministerium heißt es, man wolle bezüglich der Pferde "offensiv auf Züchter in Deutschland und Ungarn zugehen".

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