Mutmaßlicher Betrüger vor Gericht:Selbst ernanntem "Weltbank-Besitzer" droht Haftstrafe

Er trat als "Prinz von Hohenlohe" und "Funktionsträger der Nato" auf: Ein 63-Jähriger musste sich an diesem Donnerstag wegen zahlreicher, teils schwerer Straftaten vor Gericht verantworten. Selbst bei seiner Festnahme soll er den Polizisten noch ins Gesicht gelogen haben.

Ein mutmaßlicher Betrüger aus dem hessischen Groß-Gerau steht wegen mehrerer Straftaten vor Gericht. Er soll sich unter anderem als "Prinz von Hohenlohe", "Besitzer der Weltbank" und "Funktionsträger der Nato" ausgegeben und so unter anderem 83.000 Euro von gutgläubigen Geldgebern ergaunert haben.

Was auf den ersten Blick skurril klingen mag, ist für die Staatsanwaltschaft alles andere als Spaß. "Die Hochstapeleien für sich haben ja noch einen durchaus humoristischen Anklang, sind dann aber ins höchst Dramatische umgeschwenkt", sagte ein Sprecher der Behörde. Dem mutmaßlichen Hochstapler wird neben zahlreichen Betrügereien auch vorgeworfen, eine Frau vergewaltigt und erpresst zu haben. Der gelernte Maler bestreitet die Vorwürfe.

Eigentlich hatte die Verhandlung bereits am Donnerstagmorgen beginnen sollen, doch der Angeklagte meldete sich aus der Untersuchungshaft krank und ließ damit beinahe den ersten Prozesstag platzen. Ein Arzt habe jedoch eindeutig festgestellt, dass der Mann transportfähig sei, sagte eine Sprecherin des Landgerichts im baden-württembergischen Mosbach. Der Prozess musste auf den Nachmittag verschoben werden. Bei einer Verurteilung drohen dem 63-Jährigen nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens vier Jahre Haft.

Gold in Fort Knox

Bei seinen Auftritten als hochgestellte Persönlichkeit gaukelte der Mann seinen Geldgebern vor, er wolle eine Firma gründen. Geschäftszweck: unklar. Zwar habe er angegeben, Goldreserven auf dem US-Army-Stützpunkt Fort Knox gebunkert zu haben und eine Goldmine in Ghana zu besitzen, gleichzeitig machte er seinen Kapitalgebern weis, weitere Finanzspritzen zu benötigen.

Die von dem "weltmännischen Auftreten des Angeklagten beeindruckten Geschädigten" zahlten ihm laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli und November 2011 nach und nach das Geld. Zu einer Firmengründung kam es nie, der Angeklagte soll die eingenommenen Summen privat verbraucht haben.

Bei einem seiner mutmaßlichen Opfer zog der Beschuldigte Anfang dieses Jahres unter einem Vorwand ein. Als er merkte, dass es zwischen dem Geldgeber und dessen Ehefrau kriselte, soll sich der Mann als Eheberater angedient haben. Auf seinen Rat hin sei der Ehemann vorübergehend ausgezogen.

Dann schlugen die Betrügereien des Angeklagten laut Staatsanwaltschaft in Gewalt um: Die Ehefrau habe er mit Beschimpfungen und Drohungen gegen sie und ihren achtjährigen Sohn gefügig gemacht. Außerdem soll er sie um Bargeld erpresst, verletzt und zweimal vergewaltigt haben. Der Versuch, den Ehemann über einen Dritten als Vergewaltiger anzuzeigen, scheiterte.

Haustür mit Auto gerammt

Schließlich rammte der Mann mit einem Auto die Haustür der Familie. Zudem bestand der Verdacht, dass er das Kind der Familie entführen könnte. Auch als die Polizei den Mann festnahm, gab er nicht auf: Auf dem Revier erklärte er den Polizisten, er sei "Leitender Polizeidirektor mit vier Sternen" und Mitglied der Antiterroreinheit GSG9 der Bundespolizei.

Ein Richter schickte den 63-Jährigen in Untersuchungshaft. Vor dem Landgericht Mosbach muss er sich von diesem Donnerstag an wegen Vergewaltigung, Erpressung, Betrugs und Titelmissbrauchs verantworten.

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