Kronprinz Philippe von Belgien:Künftiger König mit nicht allzu gutem Ruf

König Belgien Philippe

Künftiger König der Belgier: Kronprinz Philippe

(Foto: dpa)

Bei seinem ersten Kommentar zur anstehenden Beförderung zum König fand Kronprinz Philippe den staatstragenden Ton, der von einem Monarchen erwartet wird: "Ich bin mir meiner Verantwortung wohl bewusst." Die Frage, die sich viele Belgier stellen, ist freilich, ob er dieser Verantwortung auch gerecht werden kann.

Von Javier Cáceres, Brüssel

Am Donnerstag hatte Belgiens Kronprinz Philippe, 53, Gelegenheit, seine anstehende Beförderung zum König zu kommentieren. Am Rande eines Kongresses in Antwerpen, der sich, eher mäßig zum Anlass passend, um die satellitengestützte Beobachtung von Naturkatastrophen drehte. Sei's drum: Philippe fand den staatstragenden Ton, der von einem Monarchen erwartet wird, und sprach nicht nur seinem Vater Albert II. huldvollen Respekt für eine fast 20-jährige Herrschaft aus. Sondern er fügte einen bedeutungsschweren Satz hinzu: "Ich bin mir meiner Verantwortung wohl bewusst." Die Frage, die sich viele Belgier stellen, ist freilich, ob er dieser Verantwortung auch gerecht werden kann.

Der belgischen Monarchie wird immer wieder unterstellt, so etwas wie die heimliche Klammer eines Landes zu sein, das mitunter gewaltigen Fliehkräften ausgesetzt ist. Wallonen und Flamen leben nicht bloß in verschiedenen Regionen, sie sprechen auch unterschiedliche Sprachen, sind unterschiedlich reich, rangeln um Kompetenzen, beäugen einander skeptisch bis feindlich. Vor Jahren ließ sich Philippe vor diesem Hintergrund einmal zu einer Attacke auf die flämischen (Rechts-)Nationalisten hinreißen: Wer die Einheit des Landes aufs Spiel setzen wolle, werde ihn immer zum Gegner haben, sagte er seinerzeit. Die Flamen haben das bis heute nicht vergessen; dass er das Neutralitätsgebot der Monarchie verletzt habe, war noch der geringste Vorwurf. Ob er darauf anspielte, als er davon sprach, sich seiner Verantwortung bewusst zu sein?

Vorbild Baudouin

Auch wegen dieser Episode wird Philippe unterstellt, weit politischer sein zu wollen als sein Vater. Sein Vorbild sei weniger sein Vater Albert, heißt es, sondern sein 1993 verstorbener Onkel Baudouin, der ein vergleichsweise interventionistischer Monarch war. Baudouin gilt auch als Ziehvater Philippes. Als sich dessen Eltern Albert und Paola auseinandergelebt hatten, kümmerte sich vor allem Baudouin um den Neffen. Philippe wurde nicht umsonst als Thronfolger gehandelt, als Baudouin kinderlos verstarb. Das Amt übernahm schließlich Albert; der damals 33-jährige Philippe galt als zu jung - und durfte sich bloß weiter auf die Königsrolle vorbereiten. Zuletzt führte er vor allem belgische Handelsdelegationen im Ausland an.

Leicht hatte es der ausgebildete Kampfpilot nicht. Ihm haften fast nur negative Charakterisierungen an, er muss auch immer wieder gegen maliziöse Gerüchte ankämpfen. Dass er seine Frau Mathilde auf dem Tennisplatz "gecastet" und mit dem Papa lange kein Wort gewechselt habe, zählt dabei zu den harmloseren Geschichten über den vierfachen Vater. Gern wird auch über Philippes intellektuelle Fähigkeiten gespottet, trotz Studienaufenthalten in Oxford und Stanford. Was seine künftige Rolle als Moderator zwischen Flamen und Wallonen anbelangt, dürfte er 2014 vor der ultimativen Bewährungsprobe stehen. Denn dann stehen in Belgien Parlamentswahlen an.

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