Kristina Schröder korrigiert beim Vorlesen:Die Ministerin und "das liebe Gott"

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder

Hilft der Weltliteratur nach: Bundesfamilienministerin Kristina Schröder korrigiert Autoren, wenn deren Werke nicht ihren Überzeugungen entsprechen.

(Foto: dpa)

Von Feministinnen erntete die Frauenministerin bislang vor allem eines: Kritik. Doch pünktlich zu Weihnachten vollzieht Kristina Schröder eine wundersame Wandlung. Sie plädiert für eine politisch korrekte Weltliteratur - und stellt das Geschlecht Gottes infrage.

Eine fixe Frauenquote lehnt sie rundheraus ab. Zwar weiß sie um die Probleme berufstätiger Mütter - wie ihr Buch "Danke, emanzipiert sind wir selber! Abschied vom Diktat der Rollenbilder" beweist. Doch wenn es darum geht, beherzt Lösungswege zu beschreiten, bleibt Kristina Schröder regungslos. Dafür wird sie umso aktiver, wenn sie die Gleichberechtigung der Männer in Gefahr wähnt, beruft schon mal eine Konferenz für das bedrohte Geschlecht ein.

Nein, man kann wahrlich nicht sagen, dass sich die Frauenministerin um ihre Klientel besonders verdient gemacht hätte. Bislang. Denn wie aus dem Nichts scheint die 35-Jährige nun ihre innere Feministin entdeckt zu haben - und stellt sogar das Geschlecht des höchsten Herrn infrage.

Der bestimmte Artikel "der liebe Gott" habe aus ihrer Sicht nichts zu bedeuten, sagte Schröder der Zeit. "Man könnte auch sagen: Das liebe Gott."

"Worte können Schaden anrichten"

Damit ist Gott zwar noch keine Frau. Die innere Wandlung der Ministerin kommt aber dennoch wie ein Weihnachtswunder daher. Denn die CDU-Politikerin wagt sich nicht nur an christliche Dogmen heran, sie scheut auch nicht davor zurück, als Korrektiv in die Weltliteratur einzugreifen.

Diskriminierende Begriffe nämlich will Schröder ihrer anderthalb Jahre alten Tochter gar nicht erst ins Ohr setzen. Wenn etwa Pippi Langstrumpfs Vater als "Negerkönig" bezeichnet werde oder Jim Knopf als "Negerbaby", dann werde sie diese Worte "synchron übersetzen, um mein Kind davor zu bewahren, solche Ausdrücke zu übernehmen". Zur Begründung sagte sie: "Auch ohne böse Absicht können Worte ja Schaden anrichten. Wenn ein Kind älter ist, würde ich dann erklären, was das Wort 'Neger' für eine Geschichte hat, und dass es verletzend ist, das Wort zu verwenden."

Auch mit Märchen hat die Ministerin so ihre Probleme. Die Geschichten der Gebrüder Grimm seien "oft sexistisch", so Schröder. "Da gibt es selten eine positive Frauenfigur." Sie wolle deshalb neben Grimms Märchen andere Geschichten mit anderen Rollenbildern setzen.

Vielleicht kann sie ihrer Tochter ja irgendwann die eigene Biografie vorlesen.

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