Indien:Gruppe Männer missbraucht Elfjährige über Monate

Police escort one of the men (face covered) accused of raping a 12-year girl inside the high court premises in Chenna

Polizisten eskortieren einen der mutmaßlichen Vergewaltiger ins Gerichtsgebäude von Chennai.

(Foto: REUTERS)
  • In der südindischen Metropole Chennai sollen insgesamt 17 Männer ein elfjähriges Mädchen über Monate hinweg missbraucht haben.
  • Die mutmßlichen Täter sollen sich dabei gefilmt und das Opfer unter Drogen gesetzt haben. Bei einer Anhörung vor Gericht kam es zu Tumulten.
  • Indien gilt Experten als das gefährlichste Land für Frauen weltweit. Erst vor kurzem hat das Land die Todesstrafe für die Vergewaltigung von Kindern eingeführt.

In Indien sollen insgesamt 17 Männer ein elfjähriges Mädchen vergewaltigt haben. Über mehrere Monate hinweg sollen sie das Mädchen in einem weitgehend leer stehenden Wohnblock missbraucht haben. Ein 66-Jähriger, der in dem Komplex mit 300 Wohnungen in der südindischen Metropole Chennai einen Aufzug bediente, soll sich als Erster an dem Mädchen vergangen haben, als es aus der Schule nach Hause kam. Nach Angaben der Polizei lud er andere Männer dazu, die sich gegenseitig bei den Vergewaltigungen filmten und das Mädchen mit den Aufnahmen erpressten. Nach einer Weile hätten die Männer begonnen, ihr Opfer während der Taten mit Injektionen oder mit Drogen versetzten Getränken zu betäuben.

Lokalen Medien zufolge wurde das Mädchen an unterschiedlichen Orten des Gebäudekomplexes vergewaltigt, darunter eine Terrasse und öffentliche Toiletten. Der Fall kam ans Licht, als die Elfjährige, die mittlerweile ärztlich betreut wird, ihrer Schwester von den Taten erzählte. Ihre Mutter erstattete daraufhin Anzeige.

Die Ermittlungen zu dem Fall befinden sich noch am Anfang, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP. Insgesamt stünden 24 Männer unter Verdacht, an den Vergewaltigungen beteiligt gewesen zu sein, berichtet die Hindustian Times. 17 Missbrauchs-Verdächtige seien festgenommen worden, nachdem das Mädchen sie identifizieren konnte. Vier sollen die Taten bereits gestanden haben.

Einige von ihnen wurden Medienberichten zufolge nach einer Anhörung in einem Gerichtsgebäude zusammengeschlagen. Videos in sozialen Netzwerken zeigen eine Gruppe von Männern in weißen Hemden und schwarzen Hosen, die einen Mann eine Treppe hinunter stoßen, ihn mit Faustschlägen traktieren und ihn in den Bauch treten. Bei den Angreifern soll es sich um Anwälte handeln. Ein Vertreter der örtlichen Anwalts-Vereinigung sagte der Hindustian Times, dass kein Anwalt die Verteidigung der mutmaßlichen Vergewaltiger übernehmen werde.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist in Indien weit verbreitet, immer wieder gibt es brutale Übergriffe. Verstärkte Aufmerksamkeit erfährt das Thema seit der Vergewaltigung einer 23-jährigen Studentin durch insgesamt sechs Männer im Dezember 2012 in der Hauptstadt Neu Delhi. Die junge Frau wurde in einem Bus so schwer misshandelt, dass sie später starb. Landesweite Massenproteste folgten, die sexuelle Gewalt gegen Frauen indes geht weiter. Erst im Januar dieses Jahres erschütterte der Fall einer Achtjährigen das Land. Sie war gestorben, nachdem mehrere Männer sie verschleppt, unter Drogen gesetzt und in einem Hindu-Tempel tagelang vergewaltigt hatten.

Jüngsten offiziellen Statistiken zufolge wurden 2016 in Indien 19 765 Vergewaltigungen von Minderjährigen erfasst. Die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein. Die Justiz arbeitet zudem notorisch langsam. Zahlen der Gerichte zufolge gibt es mehr als 110 000 unabgeschlossene Verfahren wegen Kindesmissbrauchs. Erst kürzlich hat eine Umfrage der Thomson-Reuters-Stiftung unter Experten für Frauenrechte ergeben, dass diese Indien als das weltweit gefährlichste Land für Frauen einstufen - vor Afghanistan, Syrien, Somalia und Saudi-Arabien.

Auf die Vergewaltigung von Kindern unter zwölf Jahren steht in Indien mittlerweile die Todesstrafe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: