Nordrhein-Westfalen:Polizei ermittelt nach Gullydeckel-Anschlag auf Bahn

Nordrhein-Westfalen: Die zerstörte Frontscheibe eines Zuges der Hessischen Landesbahn

Die zerstörte Frontscheibe eines Zuges der Hessischen Landesbahn

(Foto: ---/dpa)
  • Unbekannte haben in Nordrhein-Westalen mehrere Gullydeckel von einer Brücke herab an Seilen über Eisenbahnschienen aufgehängt.
  • Die Deckel durchschlugen die Frontscheibe eines Zuges der Hessischen Landesbahn.
  • Der Lokführer wurde leicht verletzt. Die Polizei ermittelt, geht aber nicht von einem terroristischen Hintergrund aus.

Im Fall der Gullydeckel-Attacke auf einen Regionalzug in Nordrhein-Westfalen haben die Behörden keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. "Für einen Terroranschlag gibt es nach aktuellem Stand der Ermittlungen keine Hinweise", sagte ein Sprecher der Polizei am Montag.

Unbekannte hatten in der Nacht zum Samstag mehrere Gullydeckel von einer Brücke herab an Seilen über den Schienen aufgehängt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Die Deckel durchschlugen die Frontscheibe eines Zuges der Hessischen Landesbahn, der zwischen Bad Berleburg und Erndtebrück in NRW fuhr. Der 49 Jahre alte Lokführer wurde leicht verletzt. Die Behörden sprachen von einem Mordversuch. "Wenn jemand massive Gullydeckel auf Höhe des Fahrerstandes hängt, dann geht es nicht mehr darum, den Zug am Dach oder an der Seite zu beschädigen. Dann nimmt man den Tod des Fahrers billigend in Kauf", erläuterte Staatsanwalt Philipp Scharfenbaum. Wegen einer planmäßigen Leerfahrt waren keine Fahrgäste an Bord der Bahn.

"Sonst wäre er jetzt tot"

Es sei planmäßiges Handeln gewesen, sagte auch der Polizeisprecher. Deshalb sei eine Mordkommission eingerichtet worden. "Wir schließen momentan nichts aus." Die Ermittler gehen weiterhin davon aus, dass die am Tatort gefundenen Gullydeckel in der Nacht von Donnerstag auf Freitag von der Kreisstraße 31 in Hilchenbach gestohlen worden waren. Laut Polizei sollten am Montag Beamte noch einmal am Tatort nach Spuren suchen.

Der Lokführer habe "eine Notbremsung durchgeführt und sich nach hinten weggeduckt, so dass ihn weder Glassplitter noch Gullydeckel getroffen haben. Sonst wäre er jetzt tot", sagte eine Sprecherin des Bahnunternehmens Hessische Landesbahn (HLB) der Bild-Zeitung. Weiter erklärte sie: "Das war ein ungeheuerlicher Anschlag, bei dem bewusst der Tod eines Menschen in Kauf genommen wurde. Es handelt sich um keinen sogenannten Dumme-Jungen-Streich. Das ist jemand geplant und mit krimineller Energie vorgegangen. Wir sind sehr betroffen und erschrocken." Man wolle gern wissen, "ob es uns zufällig getroffen hat oder die HLB bewusst geschädigt werden sollte". Ein Erpresser- oder Bekennerschreiben liege aber nicht vor.

Auf der betroffenen Strecke verkehrt die Linie RB 93, die Bad Berleburg (NRW) und Altenkirchen (Rheinland-Pfalz) verbindet und über Siegen (NRW) führt.

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