Großbritannien:Randalierer überziehen London mit Gewalt

Die Krawalle in der britischen Hauptstadt weiten sich aus: Nach den schweren Ausschreitungen in Tottenham zogen Randalierer in der Nacht zu Montag durch die Stadtteile Enfield, Brixton, Dalston, Waltham Forest und Walthamstow, plünderten Geschäfte und griffen Einsatzkräfte an. Die Polizei befürchtet einen "orchestrierten Plan".

Nach den schweren Ausschreitungen im Stadtteil Tottenham lieferten sich in der Nacht zum Montag Jugendliche in anderen Bezirken Auseinandersetzungen mit der Polizei. Randalierer zogen durch die Stadtteile Enfield, Brixton, Dalston, Waltham Forest und Wathamstow, plünderten Geschäfte und griffen Einsatzkräfte an. Die Polizei hat mehr als 100 Randalierer festgenommen. Mindestens 35 Polizisten wurden bei den Krawallen in den vergangenen beiden Tagen verletzt.

Wie der Sender BBC berichtete, kam es im Südlondoner Stadtteil Brixton zu den schwersten Krawallen. Mehr als 200 Jugendliche plünderten Geschäfte, griffen Polizisten an und sollen eine Spur der Verwüstung hinterlassen haben.

Die britische Zeitung Guardian berichtet, die Gewalt, die immer wieder in verschiedenen Teilen Londons aufflammte, könnte Teil "eines orchestrierten Plans sein": Möglicherweise wurden Ausschreitungen im nördlichen Stadtteil Enfield im Internet angekündigt.

Der Enfielder Lokalpolitiker Doug Taylor sagte dem Guardian, die Polizeipräsenz in Tottenham hätte dazu geführt, dass die Gewalttäter in andere Stadtteile auswichen. "Enfield wurde möglicherweise als der passende Ort identifiziert, um eine zweite Nacht der Gewalt folgen zu lassen."

Polizisten treiben 100 Jugendliche auseinander

Die Ausschreitungen am zweiten Tagen waren offenbar weniger heftig als in Tottenham. Den Angaben des Guardian zufolge sollen sich vorwiegend Jugendliche an einem möglicherweise vorab bestimmten Ort, der Church Street in Enfield, versammelt haben. Etwa gegen 19 Uhr bewaffneten sie sich mit Steinen: Ein Dutzend Läden wurde geplündert, ein Polizeiauto wurde zerstört.

Gegen 20.30 Uhr brachen etwa 100 Angreifer, vorwiegend Jugendliche, bei einem Juwelier ein. Die Polizei rückte bereits eine Minute danach an. Sie setzte Schlagstöcke und Polizeihunde ein, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Die Polizei könnte bereits im Vorfeld über das Internet gewusst haben, dass erneut Gewalt ansteht. Die Ordnungskräfte hatten in weiten Teilen Londons ihre Patrouillen verstärkt. Ab 21.30 Uhr wurden in Enfield weitere Hundertschaften eingesetzt.

Tottenham: Szenen wie im Krieg

In der Nacht zum Sonntag hatten Gewalttäter ein ganzes Viertel im Stadtteil Tottenham überrollt. Randalierer setzten Häuser, Geschäfte und Supermärkte in Brand, zündeten Polizeiautos und einen Doppeldecker-Bus an und plünderten Läden. Von einigen Häusern blieben nur die Grundmauern, von Fahrzeugen nur Stahlgerippe übrig.

Großbritannien: Enfield, London: Jugendliche werfen am Sonntagabend Steine auf Polizisten.

Enfield, London: Jugendliche werfen am Sonntagabend Steine auf Polizisten.

(Foto: AP)

Hintergrund war der noch nicht vollständig aufgeklärte Tod eines 29-Jährigen Familienvaters, der von einem Polizisten erschossen worden war. Eine ursprünglich friedliche Demonstration von Einheimischen, die Antworten auf Fragen nach dem Tod des Mannes vermissten, eskaliert dann in der Nacht auf Sonntag.

"Wir sahen uns anschließend einer Gewalt gegenüber, wie wir sie in diesem Ausmaß nicht erwarten konnten", sagte Adrian Hanstock von Scotland Yard. Die Downing Street sowie Innenministerin Theresa May verurteilten die Gewalt als "völlig unakzeptabel".

Die Familie des Getöteten und deren Umfeld glaubt nicht an die Version der Polizei, der 29-Jährige habe aus einem Taxi heraus das Feuer eröffnet. Eine polizeiinterne Untersuchung ist im Gange.

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