Getöteter Eisbär auf Spitzbergen:"Sie haben dort so wenig zu suchen wie Eisbären in Ihrer Hamburger Zentrale"

Lesezeit: 2 min

Am Samstag ist auf Spitzbergen ein Eisbär erschossen worden, weil er ein Crew-Mitglied eines Kreuzfahrtschiffes angegriffen hat. (Foto: Gustav Busch Arntsen/dpa)
  • Auf Spitzbergen ist während einer Kreuzfahrtreise ein Eisbär erschossen worden.
  • Das Tier hat einen Mitarbeiter attackiert und am Kopf verletzt; er ist mittlerweile außer Lebensgefahr.
  • Der Mann war Mitglied eines Teams, das einen Landgang absichern sollte. Touristen waren zum Zeitpunkt der Attacke nicht an Land.

Eine Reise mit einem Kreuzfahrtschiff nach Spitzbergen kostet mehrere Tausend Euro. Auf seiner Webseite wirbt das Unternehmen Hapag-Lloyd Cruises mit einer Expedition in die Region, wo der "Eisbär die Wildnis regiert", und einer "echten Arktis-Erfahrung" für 5810 Euro. Auf einer dieser Reisen ist nun ein Eisbär erschossen worden, weil er ein Crew-Mitglied, das auf Landgang war, angriff.

In den sozialen Netzwerken wird das Unternehmen stark kritisiert. Tenor der Aussagen ist, dass grundsätzlich keine Kreuzfahrtschiffe in diese Gebiete vordringen sollten. Aus Profitstreben würde das Unternehmen in Kauf nehmen, dass eine vom Aussterben bedrohte Art wie der Eisbär weiter dezimiert wird, heißt es. "Sie haben dort so wenig zu suchen wie Eisbären in Ihrer Hamburger Zentrale", schreibt ein Mann auf der Facebookseite von Hapag-Lloyd Cruises. Die Frage, ob es trotz des Vorfalls weiter Landgänge geben wird, beantwortete das Unternehmen nicht. "Schämt euch - es gibt keine Rechtfertigung! Aber leider scheint es ja (noch) Kunden für diese in jeglicher Hinsicht fragwürdigen Kreuzfahrten zu geben...", schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Der britische Comedian Ricky Gervais äußert sich auf Twitter: "Lasst uns zu nah an einen Eisbären in seiner natürlichen Umgebung gehen und ihn dann töten, wenn er zu nahe kommt."

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Hapag-Lloyd Cruises sagte in einer Stellungnahme, man bedauere den Vorfall sehr. Dem Unternehmen zufolge dürfen die Touristen Eisbären nur vom Schiff aus beobachten. Landgänge, um die Umgebung zu erkunden, würden stets von Mitarbeitern vorbereitet, die sicherstellen, dass kein Eisbär in der Nähe ist. Dieses Team aus vier Eisbärenwächtern sei speziell ausgebildet und bewaffnet. Wird ein Eisbär gesichtet, werde der Landgang sofort abgebrochen, so das Unternehmen.

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Am Samstag habe ein Team das Schiff verlassen, um eine Landung vorzubereiten. Dabei wurde ein 42-jähriger Mitarbeiter von einem Eisbären angegriffen, den dieser zuvor nicht bemerkt habe, hieß es weiter. Versuche der Kollegen, den Eisbären zu verjagen, seien fehlgeschlagen. Deswegen habe man "aus Gründen der Notwehr und um das Leben der angegriffenen Person zu schützen" den Eisbären erschießen müssen. Touristen seien zum Zeitpunkt des Angriffs nicht an Land gewesen.

Das Kreuzfahrtschiff MS Bremen war am Samstag bei Spitzbergen unterwegs gewesen. Die Eisbärenwächter waren an Land gegangen, wo es zu der Attacke durch das Tier kam. Dabei wurde ein Mann dem Reiseveranstalter zufolge am Kopf verletzt. Inzwischen konnte er das Krankenhaus wieder verlassen. Die norwegische Polizei verteidigt die Tötung des Eisbären. Demnach hätten Mitarbeiter der Crew zunächst versucht, den Eisbären mit Rufen, lauten Geräuschen und einer Signalpistole abzuwehren. Dies habe aber nichts gebracht. Der erschossene Bär soll in Longyearbyen obduziert werden. Das Schiff habe seine Reise am Samstagabend fortgesetzt.

Spitzbergen ist eine zu Norwegen gehörende Inselgruppe. Laut einer Zählung von 2015 leben dort etwa tausend Eisbären. Die Behörden der Region warnen regelmäßig vor der Gefahr, die von Eisbären ausgeht. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurden fünf tödliche Attacken registriert. Im Jahr 2015 verletzte ein Eisbär einen Tschechen, der dort eine totale Sonnenfinsternis beobachten wollte. Die letzte tödliche Attacke eines Eisbären geschah 2011, als ein britischer Student ums Leben kam. Eisbären sind vom Aussterben bedroht. Schätzungen zufolge gibt es weltweit nur noch etwa 22 000 bis 31 000 Tiere.

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