Düsseldorf:Ed Sheeran gegen 104 Bäume

Das Konzert des Sängers in Düsseldorf droht zu scheitern. Gegen die Veranstaltung stemmen sich die Tierschutz-Partei, Grüne und CDU. Und dann wären da noch ein paar Bäume.

Von Christian Wernicke, Düsseldorf

Das Image, das Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt partout abschütteln will, ist auf ewig Teil ihres Namens: Düssel-Dorf. Man möchte gern größer sein am Rhein, sich als Metropole profilieren für hohe Kunst und riesige Konzerte. Ein Auftritt des britischen Megastars Ed Sheeran schien zu diesem Wunsch zu passen wie der Titel eines seiner jüngsten Hits - "Perfect". Die 85 000 Karten für das Event am 22. Juli waren schnell verkauft, doch nun droht das Event zu scheitern: In den Weg stellen sich Tierschutz-Partei, Grüne und CDU, sowie 104 Bäume.

Die 104 Bäume stehen auf jenem Messeparkplatz im Norden Düsseldorfs, den die Stadt eh zu einem Ort für Open-Air-Konzerte ausbauen wollte. Nur war das ursprünglich erst fürs nächste Jahr geplant. Dann jedoch wurde das Rathaus zu Jahresbeginn von Ed Sheeran überrascht: Der nämlich suchte in Düsseldorf musikalisches Asyl, nachdem am ursprünglich vorgesehenen Konzertort - dem Flughafen Essen-Mülheim - Exemplare der geschützten Feldlerche sowie Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg aufgetaucht waren. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) versprach Abhilfe, seine Verwaltung und die Eventgesellschaft D. Live entwarfen Pläne im Eiltempo. Noch schneller aber formierte sich der Widerstand.

Naturschützer demonstrierten und beklagten, die Stadt wolle 40 Jahre alte Bäume für ein Vier-Stunden-Konzert opfern. Das fand Echo bei den Grünen, die prompt aus der im Rathaus regierenden Ampel-Koalition ausscherten. Für eine Mehrheit im Stadtrat brauchte OB Geisel nun die Zustimmung der CDU. Doch da spürten die oppositionellen Christdemokraten längst den Druck ihrer Stammwähler im Düsseldorfer Norden: Die befürchteten Lärm und sahen eine Invasion wild parkender Autos auf sich zurollen.

Als obendrein noch ein Sicherheitsexperte, der die Katastrophe der Loveparade 2010 in Duisburg analysiert hatte, Gefahren für die Zuschauer im Falle von Hagelsturm oder Bombendrohung ausmachte, schien die Blockade perfekt. Am Montag beschloss die CDU-Fraktion, gegen Ed Sheeran zu votieren.

Entschieden ist damit noch immer nichts. OB Geisel will jetzt Zeit gewinnen - und Verbündete. Der SPD-Politiker weiß, dass einige CDU-Ratsherren, darunter der Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes, sehr wohl seinen Traum von Düsseldorf als Event-Stadt teilen. Eine für Mittwoch geplante Sitzung des Planungsausschusses wurde abgesagt, nun soll der Stadtrat erst am 27. Juni entscheiden, zwei Tage vor der allerletzten Frist.

Geisel hofft, dass er genügend Abweichler findet, die in geheimer Abstimmung mit ihrer Partei brechen. Ein "Nein", so Geisel zur SZ, würde "eine Rufschädigung für die Stadt" bedeuten. Der Jurist ist sich sicher, dass die Pläne seiner Verwaltung gegen alle Bedenken gefeit sind: "Dafür halte ich meinen Kopf hin." Die Genehmigung, so sie denn doch kommt, werde er persönlich unterschreiben.

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