"Costa Concordia" läuft auf Grund:Mehrere Tote bei Kreuzfahrt-Unglück vor der italienischen Küste

"Wie im Film Titanic": Ein Kreuzfahrtschiff mit mehr als 4000 Menschen an Bord ist vor der italienischen Westküste auf Grund gelaufen und in Schräglage geraten. Dabei kamen mindestens drei Passagiere ums Leben. Evakuierte sprechen von Panik und Chaos bei der Rettung, die Einsatzkräfte suchen noch immer nach Vermissten. Die Besatzung hatte schon wenige Stunden nach Beginn der Fahrt technische Probleme an die Hafenbehörde gemeldet.

Bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Westküste sind in der Nacht zum Samstag mindestens drei Menschen und nicht wie zunächst gemeldet sechs ums Leben gekommen. Das teilte der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi, mit. 14 Menschen seien verletzt worden, als das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia nahe der Insel Giglio vor der toskanischen Küste auf Grund lief. Nach den ursprünglichen Angaben der Rettungsbehörden sei man in der Nacht noch von sechs bestätigten Toten ausgegangen, erklärte Linardi.

Die Concordia habe "ein Hindernis getroffen, das ein 50 Meter langes Loch in den Rumpf gerissen hat", sagte Francesco Paolillo von der Küstenwache. Das Schiff habe sich daraufhin zur rechten Seite geneigt und sei langsam vollgelaufen.

Die meisten der etwa 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden mit Rettungsbooten bis zum Samstagmorgen in Sicherheit gebracht. An Bord befanden sich nach Angaben der Kreuzfahrtgesellschaft "Costa Corciere" auch 500 deutsche Passagiere. Ob einer von ihnen unter den Toten oder Verletzten ist, konnte Sprecher Davide Barbano zunächst aber nicht sagen.

Der Unglücksort befindet sich nur wenige hundert Meter vor dem Hafen der Insel Giglio. Das Schiff neigte sich nach einem Wassereinbruch stark zur Seite. Am frühen Samstagmorgen befanden sich nach Angaben der Behörden noch bis zu 300 Menschen an Bord. Auch mehrere Hubschrauber wurden bei der Rettungsaktion eingesetzt.

"Wie im Film Titanic"

Als das Schiff Schlagseite bekam, seien einige Passagiere in Panik geraten und über Bord gesprungen, sagte der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi, laut Ansa. "Es ging ein Ruck durch das Schiff", beschrieb der Deutsche Peter Honvehlmann aus Nordrhein-Westfalen per Telefon der Nachrichtenagentur dpa die Situation, als die "Costa Concordia" gegen 22.00 Uhr auf Grund lief. "Innerhalb kürzester Zeit bekam es eine Schräglage, so dass die Vasen von den Tischen fielen, von den Tresen fiel alles runter, (...) so ähnlich wie im Film "Titanic", man hat es nicht geglaubt." Der 38-Jährige wurde zusammen mit seiner Frau gleich zu Beginn der Evakuierung von Bord gebracht.

Zunächst seien die Passagiere von einem technischen Defekt unterrichtet worden, sagte Honvehlmann. Die Mannschaft habe versucht, die Leute zu beruhigen. "Dann trieb das Schiff immer mehr auf die Küste zu." Die Rettung sei chaotisch gewesen.

Das knapp 300 Meter lange Schiff war am Freitag von Civitavecchia aus zu einer Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochen. Einige Stunden später habe die Crew der Hafenbehörde technische Probleme gemeldet, berichtete Ansa. Das Schiff wurde nach Angaben der in Genua ansässigen Kreuzfahrtgesellschaft "Costa Corciere" 2006 gebaut und bietet in 1500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere, um die sich 1100 Besatzungsmitglieder kümmern.

Die Kreuzfahrtgesellschaft sprach von einer bestürzenden Tragödie. Den Angehörigen der Opfer sprach die in Genua ansässige Gesellschaft in einer Mitteilung ihr Beileid aus. Man werde alles unternehmen, um die Passagiere und die Besatzungsmitglieder zu betreuen und im höchsten Maße mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Ursachen des Unfalls zu klären.

Nicht der erste Zwischenfall der "Concordia"

Es ist nicht der erste Zwischenfall mit der "Costa Concordia". 2008 hatte das Schiff bei der Einfahrt in den Hafen von Palermo die Hafenbefestigung gerammt und war leicht beschädigt worden. Zum Zeitpunkt des Unfalls fegten heftige Sturmböen über die sizilianische Hafenstadt.

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