SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die schnellste 105-Jährige der Welt

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(Foto: Alphonse Pierre-Louis/Imago Images/Zuma Press)

Julia Hawkins aus Louisiana, Spitzname "Hurricane", ist die 100 Meter in fabelhaften 1:02 Minuten gesprintet. Ihr Trainingspensum dürfte die Sportwissenschaft in Erstaunen versetzen.

Von Alexander Menden

In der Newtonschen Mechanik gibt es den Begriff der Relativgeschwindigkeit. Mit der wollen wir uns hier aber nicht eingehender beschäftigen, weil das zu kompliziert würde. Jedem dürfte aber klar sein, dass zum Beispiel in der Fabel vom Hasen und dem Igel der Hase in Relation zum Igel objektiv schneller rannte. Der Igel gewann nur, weil er am anderen Ende der Rennstrecke eine Doppelgängerin postierte, mithin also in einer Weise schummelte, die selbst legendäre Dopingsünder wie den 100-Meter-Sprinter Ben Johnson in den Schatten stellte.

Julia "Hurricane" Hawkins hat weder Doping noch Doppelgänger-Tricks nötig. Bei den Senior Games in Hammond, Louisiana, hat die US-amerikanische Sprinterin soeben einen Landes- und Weltrekord über 100 Meter aufgestellt, und zwar mit der erstaunlichen Zeit von einer Minute und zwei Sekunden. Sie ist damit die erste Leichtathletin überhaupt, die in ihrer Altersklasse einen 100-Meter-Rekord aufgestellt hat. Julia Hawkins ist Jahrgang 1916, also 105 Jahre alt.

Ihren Spitznamen hat sie sich verdient, seit sie mit 100 Jahren begann, an Senioren-Leichtathletik-Wettbewerben teilzunehmen. 2017 stellte sie mit 101 Jahren ihren ersten Weltrekord auf: 39,62 Sekunden für 100 Yards (etwa 91 Meter). Trainieren möchte sie dafür nicht allzu viel, wie sie einmal der New York Times verriet, sondern sich die Kraft lieber für die eigentlichen Rennen aufsparen. Nun könnte man sagen, dass die frischgebackene Weltrekordlerin im Vergleich zu Usain Bolt die geringere relative Geschwindigkeit aufweist. Aber in Relation zu ihrer direkten Konkurrenz kann sie gar nicht verlieren. Denn in der Altersklasse über 105 tritt Julia "Hurricane" Hawkins nur gegen sich selbst an.

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