Zwischennutzung in der Altstadt:Fünf Monate Utopie in der Alten Akademie

Das Zwischennutzungsprojekt 'SP CE' in der Alten Akademie in München am 29.01.2019.

Über diese Treppen musst du gehen: Im vierten und fünften Stock der Alten Akademie haben sich Kulturschaffende aus Musik, Film, Design, Kunst oder Architektur eingemietet - sie haben nur wenige Monate Zeit, aber jede Menge Möglichkeiten.

(Foto: Jan A. Staiger)
  • Beim dem "SP CE"-Zwischennutzungs-Projekt in der Alten Akademie arbeiten 40 Kreative aus den unterschiedlichsten Bereichen für fünf Monate an ihren Plänen.
  • Die Designerin, Bildhauerin und Erfinderin Susn Kohl hat zum Beispiel ein "Studio für Alltagsdesign" eingerichtet und beschäftigt sich mit "Problemzonen" aller Art.
  • Viele Projekte müssen sich aber auch erst entwickeln.

Von Antje Weber

Durch zwei Hinterhöfe muss man gehen, viele Treppenstufen überstehen - kurzum: Es dauert ein bisschen, bis man von der Münchner Fußgängerzone aus endlich den Weg ins neue "SP CE"-Zwischennutzungs-Projekt in der Alten Akademie gefunden hat. Dann allerdings wummern den Besuchern beim ersten Tag der offenen Tür, neudeutsch "OPEN SP CE", bereits im Erdgeschoss die Bässe entgegen. "Neue Formen der Zusammenarbeit - 151 Tage Freiraum für kollaboratives kooperatives kreatives Arbeiten" lesen sie beim Hochsteigen zwischen den Treppenstufen. Bis sie im vierten und fünften Stock in langen Gängen stehen und in Gesprächen hinter vielen Türen erfahren können: Was machen die hier eigentlich?

Mehr als 40 Kreative aus unterschiedlichsten Bereichen nach ihren Plänen zu befragen, das schaffen allerdings wohl auch die ausdauerndsten Besucher kaum, obwohl sie dazu noch einige Gelegenheiten haben (weitere Abend-Öffnungen: 21. Februar, 21. März, 18. April, 16. Mai). Vieles muss sich hier ja auch erst entwickeln. Stellvertretend für alle Projekte stellen daher eine kleine Auswahl an Zwischennutzern mit ihren Ideen vor - und werden in ein paar Monaten nachfragen, was aus ihren Plänen geworden ist.

Neugierig machen sie ja auf ihre Weise alle, sieht man einmal vom Büro des organisierenden Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft ab: ein nüchterner Raum, auf dessen Tür nur ein Plakat mit der Aufschrift "Jacke wie Hose" prangt. Der Leiter des Teams, Jürgen Enninger, steht denn auch offensichtlich lieber einen Stock tiefer vor der "Münchner Botschaft der Republik Užupis" und lässt sich interviewen.

Eine Tür weiter erklärt die Modedesignerin Monica Liebetanz von "Momali", während sie ein Bild an der Wand aufhängt: "Das wird meine Wunderkammer!" In Zimmer 421 schräg gegenüber hat das Mucbook-Kollektiv einen Bierkisten-Tresen im neuen Clubraum aufgestapelt, während es bei "Zugdirekt.com" in Zimmer 419 am Ende des Gangs offensichtlich verschärft um Kunst geht: Hier hängt ein weißer Overall verkabelt auf einem Bügel, außerdem flimmert ein Bildschirm neben einem alten Telefon, auf dessen Hörer "Hallo?" steht.

Eindeutig anwendungsbezogener sind die Ideen von Susn Kohl im fünften Stock. Sie hat sich ein "Studio für Alltagsdesign" eingerichtet; "Designerin, Bildhauerin, Erfinderin" steht auf ihrer Visitenkarte. Gerade erklärt sie ein Rundholz "zum Ausquetschen von Problemtuben"; auch sonst beschäftigt sie sich mit "Problemzonen" aller Art, zum Beispiel in Büros, deren Arbeit sie neu organisiert. Wer weiß, vielleicht werden die "Chillychicks" im Raum gegenüber in den nächsten Monaten ja einmal auf ihre Expertise zurückgreifen. Und wo spielt jetzt eigentlich die Musik? Die Beats dröhnen aus Zimmer 526, wo sich das K6 Kollektiv niedergelassen hat. "Three is a party" steht auf ihrer Tür, fünf Leute sind schon drin. Doch noch ist da viel Freiraum, in dem sich schön kreativ kooperieren ließe.

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