Ehemaliges Gesundheitshaus: 8954 Quadratmeter Platz für viele Ideen

Ehemaliges Gesundheitshaus an der Dachauer Straße in München, 2019

Das ehemalige Gesundheitshaus an der Dachauer Straße soll für fünf Jahre zur Zwischennutzung freigegeben werden.

(Foto: Robert Haas)
  • Dem Kommunalreferat liegen zwölf Konzepte für die Zwischennutzung in der Dachauer Straße 90 vor.
  • Noch vor den Sommerferien möchte das Referat entscheiden, wer den Zuschlag für die 8954 Quadratmeter Nutzfläche bekommt.
  • Nicht jeder war mit der Informationspolitik des Kommunalreferats zufrieden.

Von Heiner Effern und Christiane Lutz

Zwölf Konzepte sind im Kommunalreferat eingegangen. Das heißt, zwölf ausgearbeitete Ideen, wie das ehemalige Gesundheitshaus in der Dachauer Straße 90 in den kommenden fünf Jahren genutzt werden könnte. Bis 1. März 2019 hatten Interessenten Zeit, sich zu überlegen, was sie mit 8954 Quadratmetern Nutzfläche anstellen wollen. Denkbar, hieß es bei der Ausschreibung vom Kommunalreferat, sei grundsätzlich erst mal alles: Ateliers, Probenräume für Bands, Büros, Theaterbühnen, Gewerbeflächen, Partyräume. Die Abteilung Immobilienmanagement wird die Ideen nun prüfen und noch vor den Sommerferien entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Alle Konzepte seien "formell in Ordnung". Wer sich beworben hat, darüber sagt das Referat nichts.

Wer sich auf jeden Fall nicht beworben hat, ist Zehra Spindler. Die Mängelliste, die der Ausschreibung beilag, hielten sie und ein zu Rate gezogener Anwalt für unberechenbar, das damit verbundene Risiko war ihr zu hoch. Kulturunternehmerin Spindler hat schon diverse Zwischennutzungen realisiert (das "Puerto Giesing", das "Biebie"), ist gut vernetzt in der Stadt und war eigentlich interessiert an dem Objekt. Mit einem Team hatte sie bereits ein ausführliches Konzept erarbeitet, das sie als "Kultur und Kreativwirtschaft mit Lokalkolorit" beschreibt.

Die Informationspolitik des Kommunalreferats sei aber dürftig gewesen, sagt sie. Zum Beispiel sei nicht klar gewesen, wie aufwendig und wie teuer die fällige Asbest-Entsorgung geworden wäre. Man hätte sich jede Information einzeln beim Referat erfragen müssen. Am Ende stand für sie fest: "Mir war das Ganze nicht zu teuer, man hätte das mit Investoren lösen können. Aber das Risiko war einfach zu unkalkulierbar." Dass sie ihr Konzept gar nicht erst einreicht, sei als Statement zu verstehen an das Kommunalreferat, solche Verfahren künftig anders, konstruktiver anzugehen.

Ein erster scharfer Schuss aus der Szene gegen die neue Referentin, die lässige Zwischennutzungen leerer Gebäude zu einem wichtigen Punkt ihrer Arbeit erklärt hat. Nicht zuletzt tritt Frank genau in einem Jahr als Kandidatin für die CSU bei der Oberbürgermeister-Wahl an, da dürften besonders bei jungen Wählern ein paar solche Projekte Pluspunkte bringen. "Als zuständige Referentin für die städtischen Immobilien ist es mein zentrales Anliegen, Leerstände möglichst zu vermeiden", sagt Frank. Sollte ein schnelles Vermieten der Stadt nicht möglich sein, "müssen wir kreativ überlegen, wie wir diese Räume alternativ nutzen können".

Wie das am besten geschieht, können Referentin Frank und Kulturunternehmerin Spindler an diesem Montag direkt und öffentlich diskutieren. Die beiden treffen um 19 Uhr im Isarforum im Deutschen Museum aufeinander und sollen dort unter anderen mit Cornelius Mager (Leiter der Lokalbaukommission) und Daniel Hahn ("Bahnwärter Thiel" und "Alte Utting") herausarbeiten, wie es läuft mit der Zwischennutzung in der Stadt.

Ehemaliges Gesundheitshaus: Zehra Spindler (hier im Freimanner "Biebie") ist schmerzfrei, wenn es darum geht, heruntergekommene Gebäude fit zu machen.

Zehra Spindler (hier im Freimanner "Biebie") ist schmerzfrei, wenn es darum geht, heruntergekommene Gebäude fit zu machen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Frank wolle dort auch gleich vier, fünf neue Projekte vorstellen, sagt ihre Sprecherin. An Ideen und Gelegenheiten mangelt es im Kommunalreferat sichtlich nicht. Bei städtischen Gebäuden gibt es zwei Alternativen. Eine Sanierung lohnt sich für die Stadt, dann tritt sie selbst in Aktion. Oder die Nutzung ist dem Steuerzahler wirtschaftlich nicht vermittelbar, aber eventuell für private Veranstalter zu stemmen wie im Gesundheitshaus. Dann werde es trotz der Mängel angeboten, heißt es aus dem Referat. Dafür gilt es, die richtigen Vorgaben zu entwickeln.

Der kritische Zwischenruf der etablierten Veranstalterin Spindler ist bisher ein Einzelfall. Aus dem Kommunalreferat heißt es, jeder Interessent habe die Möglichkeit gehabt, konkrete Fragen zu stellen. Die Umsetzung der fälligen Sanierungsarbeiten variierten natürlich je nachdem, für welche Nutzung man sich letztlich entscheide, daher sei eine genaue Angabe im Voraus unmöglich. Frank ist eine stimmige Nutzung an so zentraler Stelle wichtig. "Ich begrüße es sehr, das ehemalige Gesundheitshaus für fünf Jahre mit temporärer Zwischennutzung beleben zu können. Obwohl das Gebäude in einem schlechten baulichen Zustand ist, bietet es in bester Innenstadtlage viel Platz für verschiedenste Nutzungen aller Art."

Ein weiteres Projekt hat Frank am Elisabeth-Markt gestartet. Sie will während der Sanierung eine lebendige Nutzung gewährleisten. Und nicht nur dort. "Deshalb treibe ich seit Spätsommer 2018 die Idee voran, leer stehende Marktstandl auf allen festen Lebensmittelmärkten Kultur- und Kreativschaffenden anzubieten." Die Händler seien froh über diese Belebung des Marktes, und "die neuen Zwischenmieter können in diesem kleinen, zentral gelegenen Raum experimentieren. Eine gelungene Win-win-Situation", sagt Frank.

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