Süddeutsche Zeitung

Zwischennutzung durch Green City:Ein Garten fürs Westend

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Auf einer Brache an der Ganghoferstraße sind 30 Hochbeete entstanden. Die Nachfrage danach war groß. Schon bald könnte es weitere Parzellen geben.

Von Christina Seipel

Mit einer großen rosa Gießkanne läuft die vierjährige Emma auf das Hochbeet im neuen Gemeinschaftsgarten Westend zu und setzt zum Bewässern an. Doch Mama Sarah Gneiting hat die noch zarten Pflänzchen gerade erst selbst gegossen. Eine Hochbeet-Nachbarin, die das mitbekommt, winkt Emma und ihren sechsjährigen Bruder Oskar zu sich herüber: "Ihr könnt mein Beet gießen." Sich beim Gärtnern im Viertel zu vernetzen, ist eines der Ziele von Green City, die den neuen Hochbeetgarten auf der Brache gegenüber der Ganghoferstraße 70 auf Initiative des Bezirksausschusses (BA) Schwanthalerhöhe im März eröffnet haben.

Das Interesse, eines der kleinen Felder zu beackern, war groß: "Für die Pflege der 30 Hochbeete haben sich 120 Anwohner aus dem Stadtbezirk beworben", berichtet Projektmitarbeiterin Alice Dobersalske von Green City. Neben einer Einweisungen und einer Grundausstattung an Samen gibt der Umweltverein auch Pflanzentipps und organisiert Treffen zwischen den Gärtnern. An diesem Tag findet eine Tauschbörse statt, bei der die Hobbygärtner die Möglichkeit haben, Setzlinge oder Samen zu tauschen.

Der Bezirksausschuss, der die Idee zu dem Gemeinschaftsgarten auf der seit Jahren leerstehenden Fläche zwischen Sendling und Schwanthalerhöhe hatte, bezuschusst diesen aus Mitteln des Stadtbezirksbudgets. Zudem fördern die "Grünpaten" vom städtischen Sozialreferat das Projekt, das an Green City zur Zwischennutzung übergeben wurde. Die Hochbeete sind als "ein Garten fürs Viertel" gedacht, bei dem Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichem Hintergrund aufeinander treffen, erläutert Dobersalske. Die Beete sind individuell gestaltet, etwa mit einer Wimpelkette oder einem bunten Keramikteller als Erkennungsmerkmal.

Anna Distlers Hochbeet ziert eine kleine, blaue Laterne mit einer Eule. Die wenigen grünen Blätter, die nach oben sprießen, sind mit Muscheln voneinander abgetrennt. "Es sieht noch sehr kahl aus", gibt die 48-Jährige zu. Neben Roter Beete, Mangold und Karotten will sie gemeinsam mit ihrer Familie und einem befreundeten Ehepaar nach den Eisheiligen noch Bohnen und Gurken anpflanzen.

Mit dem Anbauen von Gemüse und Kräutern hat die Anwohnerin schon reichlich Erfahrung gesammelt. Seit rund fünf Jahren beackert sie ein kleines Hochbeet im Hof ihres Wohnkomplexes an der Geroltstraße: "Ich finde es super, wenn man kleine Samen sät, und es kommt etwas Essbares heraus." Mit den Händen zu arbeiten helfe ihr, nach der Arbeit im Büro "herunterzukommen".

Distler schätzt an dem neuen Hochbeetgarten vor allem den Gemeinschaftssinn, der zwischen den Gärtnern aus dem Viertel entsteht. Zwischen den vier Beeten, die jeweils nebeneinander stehen, haben sich mittlerweile Gießgemeinschaften gebildet. Ihr Mann kümmere sich gemeinsam mit anderen um das Befüllen der vier Wassertanks, die zum Bewässern der Pflanzen aufgestellt wurden. Daneben seien weitere Arbeitsgruppen entstanden, zum Beispiel eine AG Müll und AG Kommunikation.

Der Vertrag zur Zwischennutzung des Geländes läuft noch bis 2024. "Möglich wäre es, dort bis zu 130 Hochbeete zu errichten", berichtet BA-Mitglied Michael Schelle (Die Grünen). 20 weitere sollen noch im Laufe dieses Jahres folgen. "Wir warten auf die Finanzierung", sagt Dobersalske.

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