Süddeutsche Zeitung

Zweite Stammstrecke:Resolution zu Alternativrouten

Anwohner im Neubauviertel Nymphenburg-Süd wollen mitreden beim Baustellenverkehr für die zweite Stammstrecke

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Nymphenburg

"Wir sind kein Zusammenschluss von Gegnern der zweiten Stammstrecke", das betont Martin Luce in seinem Schreiben eigens. Im Namen zahlreicher Anwohner im Neubauviertel Nymphenburg-Süd fordert er jedoch Bürgerbeteiligung "in der Detailplanung" von Kreisverwaltungsreferat und Deutscher Bahn AG für diesen Bauabschnitt im Westen, "bevor die ausführenden Bauunternehmen ihre Ablaufpläne festgeschrieben haben". Weil die Logistikplanungen und Absprachen zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke zu einer Zeit erfolgten, als dieses Quartier noch gar nicht bewohnt war, war den Bürgern dort der juristische Weg über Einwendungen zum Planfeststellungsbeschluss versperrt. Daher versuchen sie nun auf diese Art, die Verkehrsbelastungen und die Unfallrisiken für Kinder - in dem Quartier gibt es eine Grundschule, ein Förderzentrum, einen Kindergarten und einen großen Sportverein - "so gering wie möglich zu halten".

Die "Resolution" umfasst acht Punkte, ganz oben steht die Forderung, die beliebte "Radlstammstrecke" nicht zehn Jahre lang zu sperren. Die frühere Schotterpiste auf dem Bahndamm, die zur Bärmann-Unterführung Richtung Obermenzing führt, ist erst im Sommer 2016 asphaltiert worden. Das Baureferat wies damals schon daraufhin, dass dieser Weg von der Bahn als Baustellenstraße vorgesehen ist. Die Baulaster könne man aber auch auf einem eigenen Weg ganz nah an den Gleisen entlang führen, schlagen die Anwohner vor und wollen überdies wissen, wie viele der täglichen Transporte auch über eine andere Baustellenstraße, die von der Friedenheimer Brücke aus angefahren wird, erfolgen könnten. Einbiegen auf diese Baustellenstraße auf dem Bahndamm sollen die Lkw über eine Durchfahrt zwischen der Margarethe-Danzi-Grundschule und dem Sportverein ESV. Luce, der dem Förderverein der Schule vorsitzt, fordert daher dort Verkehrsregulierung zur Sicherheit der Kinder, etwa eine Ampel. Noch lieber wäre es Anliegern und Eltern, wenn die Zufahrt alternativ ein Stück weiter hinten läge, zwischen dem Hockeyfeld und den Tennisplätzen des ESV. Diese Passage sei breit genug und werde Fußgängern und Radlern deutlich weniger benutzt - eine sieben-bis zehnjährige Sperrung sei hier verträglich.

Auch eine Baustelleneinrichtung auf einem schmalen Streifen Natur vor den Gärten und Spielplätzen der Rosa-Bavarese-Straße 15-21 sowie 23-29 lehnen die Anwohner ab, es stünden genügend freie Schotterflächen auf Bahngrund zur Verfügung. Angemerkt wird in der Resolution bei dieser Gelegenheit auch gleich, dass schon heute Bauarbeiter und Einsatzfahrzeuge in dieser Gegend durch "überhöhte Geschwindigkeiten, pflanzenzerstörendes Parken und erzeugte Gefahrensituationen" auffielen.

Unterm Strich hält Martin Luce, der auch Verwaltungsbeirat der Wohnungseigentümergemeinschaft Rosa-Bavarese-Straße 23-29 ist, noch einmal fest: Von einer Streckenführung, die laut Planfeststellung "die sensible Wohnbebauung soweit wie möglich umfahren wird", könne nach dem aktuellen Stand der Planung nicht die Rede sein. Sollten die in der Resolution gemachten Vorschläge ohne Begründung abgelehnt werden, werde man deren Machbarkeit "durch Dritte" prüfen lassen, kündigt er an.

Die Stadtratsfraktion FDP-Hut, einer der Empfänger des Schreibens, hat bereits reagiert. Sie will von der Verwaltung wissen, wie auf die genannten Forderungen eingegangen wird und wie größtmögliche Transparenz mit Bürgerbeteiligung bei der Logistikplanung geschaffen werden kann.

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SZ vom 29.05.2017
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