Zweite Eisbachwelle in München:Wo eine Welle ist ...

Die zweite Welle im Münchner Eisbach hat sich zu einem angesagten Surf-Spot entwickelt - und ist dadurch zum Problem für zuständige Behörden geworden. Doch nun zeichnet sich eine Lösung ab.

Thomas Moßburger

Zweite Eisbachwelle in München: Ein Surfer auf der zweiten Eisbachwelle im vergangenen Sommer.

Ein Surfer auf der zweiten Eisbachwelle im vergangenen Sommer.

(Foto: Thomas Moßburger)

Wer bis vor kurzem nach Informationen zur zweiten Eisbachwelle in München suchte, konnte fast glauben, dass es sie gar nicht gibt. Mittlerweile wird die kleine Welle sogar im Wikipedia-Artikel über den Eisbach erwähnt und durch Berichte in den Medien avancierte sie zum angesagten Surf-Spot in der Münchner Innenstadt.

"Wir hatten die zweite Welle die Jahre zuvor bewusst als sogenannten 'Secret Spot' geheim gehalten", sagt Petra Offermanns von der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM), die sich über den Hype um die zweite Welle wenig freut. Die intensive Nutzung im vergangen Sommer rief die Verantwortlichen von Parkverwaltung und der bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung auf den Plan. Sie ließen einen Zaun sowie Verbotsschilder an der Welle errichten.

Die IGSM fand das in Ordnung. Sie wollte keine allzu große Aufmerksamkeit für die Welle und ist ohnehin der Meinung, dass die Welle in ihrer momentanen Form für Anfänger zu gefährlich ist. Der Zaun könnte zumindest diese etwas abschrecken, so die Hoffnung. In Wahrheit war der Zaun jedoch wohl nicht viel mehr als Strohfeuer.

Am vorvergangenen Wochenende wurde nun an die Münchner Surfer herangetragen, dass die zweite Eisbachwelle, bald komplett stillgelegt werden solle. Demnach sei bereits für Mitte Oktober geplant, die Welle durch bauliche Anpassungen zu stoppen. Sollte dies in die Tat umgesetzt werden, fürchteten die Surfer, dass die übrigen Münchner Surfplätze noch überfüllter werden als sie es ohnehin schon sind.

Schon seit einiger Zeit stehen sich die mittlerweile über 2000 Stadtsurfer an den bekannten Münchner Surfstellen in Thalkirchen und am Haus der Kunst die Beine in den Bauch. Die Ausweichwelle am Eisbach entspannte die Lage im vergangenen Sommer insofern ein wenig.

Die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung, die auch für den Englischen Garten zuständig ist, äußerte sich zu dem Fall nur ausweichend. Das Surfen im Eisbach sei aufgrund nicht beherrschbarer Gefahren verboten. "Deshalb hat die Bayerische Schlösserverwaltung erste Maßnahmen zur Unterbindung getroffen.", heißt es weiter. Die Maßnahmen wurden jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht genauer erklärt.

Deutlicher drückt sich da der Chef der Verwaltung des Englischen Gartens, Thomas Köster, aus. Er erklärt, dass an den Gerüchten um eine baldige Stilllegung "nichts dran" sei, alleine schon weil es dafür langwieriger Genehmigungsprozesse bedürfe. "Gerade wegen der Schwimmer im Eisbach, ist die Lage jedoch durchaus gefährlich und muss geklärt werden", sagt Köster aber auch.

Stadtrat unterstützt die Surfer

In den vergangenen Tagen kam nun weitere Bewegung in die Sache. Laut Sprecherin Offermanns konnten die Stadtsurfer zusammen mit Unterstützern aus Stadtrat und städtischen Behörden in Gesprächen mit den Verantwortlichen eine Stilllegung der zweiten Eisbachwelle für die nahe Zukunft abwenden.

Hierzu wurde am Dienstag ein gemeinsamer Antrag aller Fraktionen in den Stadtrat eingebracht, indem gefordert wird, "dass die Dianabad-Schwelle (offzieller Name der zweiten Welle, Anm.d.Red.) dauerhaft zum Surfen erhalten und gesichert wird". Laut Begründung sehen der Antragsteller in der zweiten Eisbachwelle einen geeigneten Ort für weniger geübte Surfer, die ansonsten an gefährlicheren großen Eisbachwelle landen könnten. Außerdem merken sie an, dass die Münchner Surfer sich bereit erklärt hätten, in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stellen eine sichere Lösung für die Welle zu erarbeiten und umzusetzen.

Bereits am vergangenen Freitag hatte sich Bayerns FDP-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch überraschend per Pressemitteilung in den Fall eingeschaltet. Er fordert darin den letztlich zuständigen Finanzminister Markus Söder auf, sich für den Erhalt der zweiten Welle einzusetzen und weist hierzu explizit auch auf die Kooperationsbereitschaft der Surfer hin, die ebenso an der Sicherheit der Welle interessiert seien.

Das eigentlich größere Problem der Surfer liegt jedoch ohnehin anders. Vor allem die eingeschränkte Nutzbarkeit der Anfängerwelle an der Floßlände ist für die Surfer problematisch (mehr dazu hier).

In den kommenden Wintermonaten wird es wohl wieder etwas ruhiger um die Münchner Stadtsurfer, doch die Probleme werden nicht verschwinden. Die Surf-Gemeinde in München wächst jedoch schnell und stetig. Statt zu Surfen muss sie sich allerdings erst einmal noch in der Kunst des Wartens üben. Warten auf den Moment auf der Welle - und warten auf eine langfristige Lösung für das Stadtsurfen in München.

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