Zuzug in die Landeshauptstadt:Prognose bis 2030: München wächst und wächst

Stadt und Umland bleiben als Wirtschaftsstandort so begehrt, dass der erwartete Bevölkerungszuwachs allein die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften kaum decken kann.

Von Günther Knoll

7 Bilder

thema1

Quelle: SZ

1 / 7

Zu- und Wegzüge

Die Region München wächst. Das festzustellen, dazu genügt schon ein Blick auf volle Straßen und S-Bahnen. Doch auch mit Zahlen lässt sich dieses Wachstum belegen. Einer Prognose des Empirica-Instituts aus Berlin zufolge wird auch die Zahl der Erwerbstätigen in der Region bis zum Jahr 2030 von aktuell rund 1,7 Millionen um 150 000 bis 280 000 Personen ansteigen.

Aktuell gibt es in der Region 1,7 Millionen Erwerbstätige, davon sind 1,2 Millionen sozialversicherungspflichtig. 59 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Stadt, 41 Prozent im Umland. Empirica hat bis zum Jahr 2030 im besten Fall, dem "Trendszenario", einen Anstieg um 284 000 Erwerbstätige errechnet, im schwächeren "Basisszenario" geht die Prognose von einem Plus von 148 000 Personen aus. Das Institut sieht aber "derzeit kaum Anzeichen dafür, dass die Region nicht weiter überdurchschnittlich wachsen sollte", und empfiehlt die Orientierung am Trendszenario.

München und sein Umland sind als Wohnort begehrt, jährlich wandern mehr neue Bürger zu als wegziehen. Seit 2010 bedeutet das ein jährliches Plus von rund 30 000 Menschen. Diesem Überschuss hat die Region ihr Bevölkerungswachstum zu verdanken. Die Zuwanderung folgt tendenziell der Entstehung neuer Arbeitsplätze im Wirtschaftsraum München. Wurden in der Region im Jahr 2004 noch 73,2 Zuzüge pro 1000 Einwohner gezählt, so waren es 2014 bereits 86,2. Gleichzeitig veränderte sich aber auch die Zahl der Fortzüge, aber nur von 71 auf zuletzt 76,3. Die stärkste Zuzugsrate im Jahr 2014 verzeichnete der Landkreis Freising mit 95,2 pro tausend Einwohner, gefolgt vom Landkreis München mit 91,4 und der Stadt München mit 88,1. In Freising allerdings gab es mit 90,1 auch die meisten Fortzüge pro tausend Einwohner. Von den rund 164 000 Zuzüglern in die Region im Jahr 2014 stammten 97 000 aus dem Ausland, gut 30 000 aus Bayern, 31 000 aus West- und knapp 5000 aus Ostdeutschland. Von den 136 000 Fortzügen erfolgten 62 600 ins Ausland.

(Alle Grafiken: SZ-Grafik; Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, eigene Berechnungen)

themaneu

Quelle: SZ

2 / 7

1 290 630 sozialversicherungspflichtig Beschäftige wurden 2014 in der Region München gezählt, 2004 waren es 1,07 Millionen und 1984 nicht einmal ganz 900 000. Dabei sind die Beamten und Selbständigen noch gar nicht eingerechnet. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg in den vergangenen zehn Jahren mit 20,7 Prozent deutlich schneller an als die der Bevölkerung mit einem Plus von 10,8 Prozent. Den deutlichsten Anstieg verzeichnet die Landeshauptstadt mit knapp 110 000 Arbeitsplätzen mehr seit 2004. Prozentual den stärksten Zuwachs an Arbeitsplätzen gab es seit 2004 im Landkreis Erding mit einer Steigerung von fas 50 Prozent. Die Region stellt knapp 22 Prozent aller bayerischen Einwohner, gleichzeitig erwirtschaftet sie aber 31 Prozent des gesamten bayerischen Bruttoinlandsprodukts.

themaneu

Quelle: SZ

3 / 7

Flächenverteilung

Noch dominiert die landwirtschafliche Fläche in der Region. Dass ihr Anteil aber unter die Hälfte der insgesamt gut 550 000 Hektar vorhandener Fläche sinken wird, ist vorhersehbar. Acker- und Grünland haben von 59,8 in 1980 bis 2014 auf 51,4 Prozent der Gesamtfläche abgenommen. Gleichzeitig stieg der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche von 11,4 auf 17,4 Prozent. Leicht zugenommen hat Waldanteil, der etwa bei einem Viertel liegt. Zugenommen hat die Fläche, die jeder Einwohner der Region in Anspruch nimmt, von 196,3 Quadratmetern im Jahr 1980 auf 234,3 in 2014. Das ist aber nicht überall so - dort, wo der Zuzug am stärksten ist, nimmt die Inanspruchnahme ab: In der Stadt München stehen jedem Bürger 103,9 Quadratmeter zu, 1980 waren es noch 107,7, im Landkreis München aktuell 250,2 statt 277,9.

themaneu

Quelle: SZ

4 / 7

59,6 % der Beschäftigten in der Region München sind Berufspendler. 2012 gab es bei 1,22 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort knapp 1,3 Millionen Pendler, darunter 732 000 Aus- und 563 000 Einpendler. Dieser Saldo zeigt, dass die Region als Arbeitsort für die Bewohner anderer Regionen attraktiver ist als umgekehrt. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Pendler mit etwa 43 Prozent Zunahme dynamischer entwickelt als die der Bevölkerung in der Region. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Auspendler aus der Stadt München mit 21,9 Prozent dreimal so schnell wie die Zahl der Einpendler.

themaneu

Quelle: SZ

5 / 7

16 % mehr Erwerbstätige erwartet das Empirica-Institut bis zum Jahr 2030 in der Region München, das entspricht einem Anstieg von jetzt 1,7 Millionen um 284 000 auf fast zwei Millionen. Bevölkerungsprognosen nehmen für die Region gleichzeitig ein Einwohnerwachstum in Höhe von zehn bis zwölf Prozent an, was etwa bis zu 390 000 Personen entspricht. Umfang und Struktur dieser künftigen Bevölkerung sind zentrale Faktoren des Arbeitskräfteangebots. Der höhere Bedarf wird vor allem in den Wirtschaftszweigen Handel, Verkehr, Gastgewerbe und Kommunikation sowie auf dem Dienstleistungssektor erwartet. Drei Viertel der Arbeitsplätze werden weiter in der Stadt und im Landkreis München liegen. Erwartet wird ein Überschuss an Akademikern von bis zu 160 000 bei einem ähnlich hoch errechneten Facharbeitermangel.

themaneu

Quelle: SZ

6 / 7

10,5 Geburten wurden in der Region München im Jahr 2014 pro tausend Einwohner gezählt, in absoluten Zahlen 29 331. Bei 7,9 Sterbefällen (22 104) gleichzeitig ergibt das einen "natürlichen" Saldo, der bereits seit 1987 anhält. Spitzenreiter bei den Geburten ist die Landeshauptstadt selbst mit 11,7 pro 1000, was auch an den Geburtskliniken in München liegt, gefolgt vom Landkreis Ebersberg mit 10,21. Insgesamt bekommen die Menschen in und um München zwar nicht mehr Kinder als anderswo in Deutschland, weil aber der Großteil der Zuwanderer zur Altersgruppe der zwischen 20- und 40-Jährigen gehört, bekommen viele von ihnen ihren Nachwuchs in ihrer neuen Heimat, der Region München. Die wenigsten Sterbefälle gab es im Landkreis Freising mit 7,3 je tausend Einwohner. Die Region wird insgesamt älter: Die stärkste Altersgruppe ist inzwischen die der über 75-Jährigen mit einem Anteil von fast 250 000 an den insgesamt 2,8 Millionen Einwohnern in der Region. Vor zehn Jahren war es noch die Gruppe der damals 35- bis 40-Jährigen.

thema2

Quelle: SZ

7 / 7

Wohnungsbau

Zwischen 18 000 und 10 000 Wohnungen jährlich wurden in den vergangenen 40 Jahren in der Region gebaut. Insgesamt aber ging die Wohnungsbautätigkeit zurück, teilweise kamen zuletzt weniger als 10 000 neue Wohnungen im Jahr dazu, obwohl starker Zuzug herrschte. Diese dafür zu geringe Bautätigkeit ist eine der Ursachen der stark angestiegenen Wohnungspreise und -mieten, die Region München steht da deutschlandweit an der Spitze. Auch die Zahl der Haushalte nimmt relativ schneller zu als die Einwohnerzahlen, was den Wohnungsmarkt zusätzlich belastet. Waren 1970 noch 73,8 Prozent aller Haushalte Familien mit drei oder mehr Mitgliedern, so waren es beim letzten Zensus 2011 nur noch 27,7 Prozent. Im Jahr 2014 verzeichnete die Region insgesamt 15 542 Baugenehmigungen, davon mehr als die Hälfte, nämlich 8566, in der Stadt München. Die wenigsten erfolgten im Landkreis Starnberg mit nur 582 Genehmigungen, im Landkreis Freising dagegen waren es 1361.

© SZ vom 08.03.2016/vewo
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: