Zusätzliches Kirchen-Personal:Manager im Auftrag des Herrn

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  • Viele Pfarrer klagen über Arbeitsüberlastung und Stress. Jetzt reagiert das Erzbistum München und Freising: Es stellt Verwaltungsleiter für die Pfarreien und Pfarrverbände ein.
  • Seelsorger sollen sich wieder mehr um die Menschen kümmern können und bei Verwaltungsarbeiten entlastet werden.
  • Bis zu 100 neue Stellen sind vorgesehen.

Von Jakob Wetzel, München

Die katholische Kirche steuert um: Das Erzbistum München und Freising will künftig seinen Seelsorgern hauptamtliche Verwaltungsleiter zur Seite stellen. Denn immer mehr Pfarreien werden zu Pfarrverbänden zusammengelegt, die Pfarrer müssen deshalb zunehmend Management-Aufgaben erledigen, statt sich um die Gläubigen kümmern zu können.

Das soll sich nun ändern. Die Kirchenleitung will demnach mindestens 67 Fachkräfte einstellen, um Priester, Diakone und pastorale Mitarbeiter zu entlasten. Das bestätigte ein Kirchensprecher am Montag auf Anfrage. Die ersten Verwalter sollen im September die Arbeit aufnehmen. Die Kirche rechnet mit Kosten in Höhe von vier Millionen Euro im Jahr.

Das Erzbistum reagiert damit auf die seit Jahren lauter werdenden Klagen von Pfarrern und Gläubigen, die sich in den wachsenden Pfarrverbänden allein gelassen fühlen. Dass Geistliche mit Verwaltungsaufgaben überladen würden, gehört zu den zentralen Kritikpunkten an der Strukturreform im Erzbistum. "Wir haben den Bedarf erkannt", sagt nun Bernhard Kellner, Sprecher der Erzdiözese. Seelsorger sollten sich künftig weniger um die Verwaltung ihrer Gemeinden kümmern müssen. "Ihr Kernauftrag ist es, sich den Menschen als Seelsorger zuzuwenden. Dazu müssen sie entlastet werden."

Wie viel Personal benötigt wird

Wie viel neues Personal dafür langfristig nötig ist, ist unklar. Der Diözesansteuerausschuss habe zunächst 67 Verwalterstellen genehmigt, heißt es; die Zahl bemesse sich an der Katholikenzahl im Erzbistum, die derzeit bei 1,7 Millionen Gläubigen liegt. Faktoren wie lange Anfahrtswege seien aber noch nicht berücksichtigt. Es sei denkbar, dass langfristig bis zu 100 neue Verwaltungsleiter beschäftigt würden, sagt Kellner.

Die neuen Stellen werden zentral bei der Erzbischöflichen Finanzkammer angesiedelt sein, die Verwalter aber sollen unmittelbar vor Ort in den einzelnen Pfarreien und Pfarrverbänden tätig werden. Bedenken von Pfarrern, ihnen würden Kompetenzen entrissen, versucht die Kirche zu zerstreuen: Ohne den Willen der jeweiligen Pfarrei geschehe gar nichts, der Verwaltungsleiter sei ausschließlich zur Unterstützung gedacht.

Welche Rolle die Verwalter in der Pfarrei spielen

"Der Pfarrer ist und bleibt der Chef", sagt Kellner. Der Verwalter fungiere allenfalls als dessen Stellvertreter. Als solcher soll er zwar vor den übrigen Mitarbeitern als Vorgesetzter auftreten können, aber auch den ehrenamtlichen Kirchenpfleger zum Beispiel soll er nicht ersetzen, sondern ihm helfen.

Welche Pfarrei einen Verwalter erhält, bemisst sich nach der Größe der Gemeinde. In vielen Fällen wird ein Verwaltungsleiter mehrere Pfarreien oder Pfarrverbände betreuen. Die Stellenausschreibungen sind noch nicht verschickt, Bewerber sollten aber mindestens einen Bachelor in Betriebswirtschaft an einer Fachhochschule oder einen vergleichbaren Abschluss erworben haben, heißt es aus der Kirche. Wer Erfahrung im Bereich der öffentlichen Verwaltung habe, solle sich entsprechend weiterbilden können.

Weitere Möglichkeit Pfarreien zu entlasten

Welche Anreize die Kirche bieten will, um qualifiziertes Personal zu gewinnen, ist noch offen. Die neuen Verwalter einzusetzen ist eine von mehreren Maßnahmen, mit denen die katholische Kirche Pfarrer und Pfarrverwaltungen entlasten will. Bereits im Herbst hatte Generalvikar Peter Beer ein Pilotprojekt im früheren Kloster Beuerberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen angekündigt. Hier soll ein regionaler Verwaltungsstützpunkt entstehen, von dem aus Experten die Pfarreien bei Verwaltungsangelegenheiten und in IT-Fragen beraten können. Es sei auch denkbar, dass einige der neuen Verwaltungsleiter in solchen Zentren stationiert werden.

Erst an diesem Samstag hatte zudem Erzbischof Reinhard Marx zu einem stärkeren Miteinander von Priestern und Laien aufgerufen. Standesdenken sei verkehrt: "Wir müssen wieder ressourcenorientiert denken", forderte der Kardinal bei einem Gottesdienst in der Kirche St. Joseph. Statt nur über den Priestermangel zu klagen oder Priester durch Laien ersetzen zu wollen, sollten die Gemeinden stärker "schauen, wer da ist". Wer wolle, der solle sich nach seinen Interessen und Fähigkeiten auch einbringen können.

© SZ vom 03.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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