Entscheidung im November:Finale für drei Forscherteams

Lesezeit: 3 Min.

Preisträger von 2023 (v. l.): Michael Uder (vorne), Stephan Biber und David Grodzki (rechts). (Foto: Stephan Rumpf)

Im Deutschen Museum werden die für den Deutschen Zukunftspreis nominierten Wissenschaftler bekannt gegeben. Der Sieger erhält ein Preisgeld von 250 000 Euro. Auch ein Münchner Unternehmen ist noch im Rennen.

Von Thomas Becker

Zukunft? Tolle Sache, nicht wahr? Sah schon mal rosiger aus, scheint aber so was wie ein Dauerbrenner zu sein, wenn man sich all die schlauen Sinnsprüche dazu anschaut. Abraham Lincoln meinte: „Das Beste an der Zukunft ist, dass sie uns immer einen Tag nach dem anderen serviert wird.“ Mahatma Gandhi schlaumeierte: „Die Zukunft basiert auf dem, was wir heute tun.“ Und schon Perikles wusste: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“

Wie recht sie doch alle haben, und deshalb ist es seit vielen Jahren, genau gesagt seit 1997, am obersten Staatsmann, den Deutschen Zukunftspreis zu verleihen, „für herausragende technische, ingenieur- und naturwissenschaftliche Leistungen sowie Software- und algorithmenbasierte Innovationen, die zu anwendungsreifen Produkten führen“, wie es heißt.

Eins der drei Teams, die nun im Deutschen Museum als Nominierte vorgestellt wurden, wird am 27. November von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgezeichnet und bekommt 250 000 Euro Preisgeld. Zukunftsideen müssen sich ja auch lohnen.

 „Aus Ideen Erfolge machen. Für die Menschen. Für das Land.“ So lautet der Claim für einen der angesehensten Wissenschaftspreise, der zu einem technik- und innovationsfreundlichen Klima beitragen soll. Den ersten Zukunftspreis gab es für „Einprägsames Bilderleben mit Laser-Großprojektion“, was in der Tat stark nach letztem Jahrtausend klingt. Verliehen wurde die Auszeichnung von Roman Herzog, einem gebürtigen Landshuter, und auch heuer werden die Bayern ein Wörtchen mitreden in Sachen Preisverleihung. Ganz grob gesagt eröffnen die nominierten Projekte neue Wege für die Energiewende, sorgen für eine einzigartig präzise Lichtsteuerung und ermöglichen mit neuen KI-Modellen Innovationen und effiziente Abläufe in der Industrie. Weniger grob gesagt wird es dann schnell sehr komplex – zumindest für Menschen, die in der Schule bei den Naturwissenschaften nicht ganz so präsent waren.

Die lockte Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, als Gastgeber gleich mal auf die falsche Fährte, als er zu Beginn vom gemeinsamen Grillen am Abend sprach. Im Sinn hatte er dabei allerdings weder Schweinenacken noch Käsekrainer nebst Kaltgetränken, sondern eine in die Tiefe der Materie einsteigende Fragerunde der Checker-Fraktion aus den angeschlossenen Wissenschaftsbereichen. Nun, es hätte ohnehin geregnet am Abend …

So blieb es bei Kurz-Zusammenfassungen der für Laien schwer nachvollziehbaren Zusammenhänge. Das Team um Norwin von Malm der in Regensburg ansässigen Osram International GmbH arbeitete an dem Thema „Digitales Licht – intelligente LED-Technologie für die Welt von morgen“, was Ressourcen schonende Anwendungen ermöglichen soll. Beispiel: ein Autoscheinwerfer, der durch intelligente adaptive Lichtverteilung auf die Straßenoberfläche mehr Sicherheit bietet, ohne den Gegenverkehr zu blenden. Fun Fact: Die verwendeten LED-Pixel sind halb so groß wie die Pixel eines Haares.

Eine Ausstellung würdigte frühere Preisträger. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Forscher um LMU-Professor Björn Ommer widmeten sich derweil dem Projekt „Demokratisierung Generativer KI – Stable Diffusion von der Entwicklung in die Praxis“. In Sachen Generativer KI stehe man derzeit an dem Punkt, an dem einst die Autoindustrie gestanden sei, als Ford sein Model T in die Welt setzte. Mit der Düsseldorfer Nyris GmbH habe man eine Plattform für die visuelle KI-Suche entwickelt, mit deren Hilfe in Sekunden auf Basis eines Fotos Maschinenteile bestimmt werden können. So können beim Ausfall technischer Anlagen defekte Teile schnell identifiziert und ersetzt werden.

Das dritte Team um Konrad Schraml von der in München beheimateten Infineon Technologies AG hat sich Folgendes auf die Forscherfahne geschrieben: „Power für die Energiewende – große Antriebe elektrifizieren mit revolutionären Energiesparchips“. Herausgekommen ist ein hocheffizientes Leistungshalbleitermodul, das zuverlässiger, schneller und leistungsstärker als bisher Strom in hohen Spannungsklassen schalten kann. Einsatzgebiete: Züge, Windkraftanlagen sowie überall dort, wo in Sekundenbruchteilen viel Strom geregelt – und somit gespart – werden muss. So, Bundespräsident: Jetzt musst du dich entscheiden! Welche Innovation hilft dem Land am meisten?

Aber da Herr Steinmeier als Staatsoberhaupt ja noch anderes zu tun hat, nimmt ihm eine Jury die schwierige Entscheidung ab. In Vertretung sprach Oliver Schmolke, der Leiter seines Planungsstabs, von einem „Preis der Ermutigung“, und die zähle „in Zeiten schlechter Nachrichten doppelt“. Die gute Nachricht dagegen sei: „Technik liefert Lösungen.“ Und: „Die Kraft der Innovation ist eine Quelle von Stärke.“ Will sagen: Alles wird gut. Schau’n mer mal.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusTechnische Universität München
:Schlagabtausch am Sportcampus

Eine bekannte Sportmedizinerin beschuldigt ihren Chef eines tätlichen Übergriffs. Kurz darauf wird sie versetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Über Auseinandersetzungen an einer der renommiertesten medizinischen Einrichtungen Münchens.

Von Uwe Ritzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: