Zukunft der Architektur in München:Gegen die Gleichförmigkeit

Der Münchner Wohnungsmarkt steht vor großen Herausforderungen: Wie architektonisch ansprechender, innovativer Wohnungsbau der Zukunft aussehen kann.

Alfred Dürr

Der Münchner Wohnungsmarkt steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Die Einwohnerzahl wird bis zum Jahr 2020 um etwa 67000 Menschen wachsen. Doch auch Entwicklungen wie Klimawandel, Globalisierung, demografische Verschiebungen, Migration oder soziale Polarisierung gilt es zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund steht die Frage im Mittelpunkt, wie architektonisch ansprechender, innovativer Wohnungsbau der Zukunft aussehen kann.

Zukunft der Architektur in München: Die Stadt entwickelt sich weiter, doch welche Anforderungen sind eigentlich an energietechnisch innovative und architektonisch zukunftsweisende Projekte zu stellen? Dies ist in diesem Jahr ein zentrales Thema im Planungsreferat. Anfang 2010 will der Stadtrat ein Handlungskonzept verabschieden.

Die Stadt entwickelt sich weiter, doch welche Anforderungen sind eigentlich an energietechnisch innovative und architektonisch zukunftsweisende Projekte zu stellen? Dies ist in diesem Jahr ein zentrales Thema im Planungsreferat. Anfang 2010 will der Stadtrat ein Handlungskonzept verabschieden.

(Foto: Grafik: SZ)

Diesem Thema wollen sich Stadtbaurätin Elisabeth Merk und ihre Behörde, das Planungsreferat, in diesem Jahr verstärkt widmen. Gemeinsam mit externen Fachleuten beabsichtigt Merk in verschiedenen Expertenrunden ein Konzept zu entwickeln, das allerdings nicht nur ein bloßer Forderungskatalog bleiben soll. Anfang 2010 wird der Stadtrat auf der Basis der Veranstaltungsreihe eine Art Leitfaden für innovativen Wohnungsbau in München beschließen.

Aus der Perspektive des Planunsgreferats stellt sich die Frage, welche Herausforderungen wohl schwerer wiegen: Die Folgen der Wirtschaftskrise mit den Problemen bei der Finanzierung großer Wohnprojekte? Oder die Flächenknappheit für Bauland? Oder die steigenden Baustandards im Hinblick auf Energieeffizienz, oder schließlich der Wandel der Lebensstile, der auch wieder ganz neue Wohnformen fordert?

Schon bei der Auftaktveranstaltung im voll besetzten Saal des Literaturhauses zeigte sich, wie vielschichtig das Thema innovativer Wohnungsbau ist. Zunächst geht es darum, überhaupt genügend erschwinglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Der Nachfragedruck auf das mittlere und untere Preissegment werde in den kommenden Jahren dramatisch zunehmen, sagt Dieter Cordes, Geschäftsführer der Gesellschaft für Bauen und Wohnen, Hannover, in seinem Beitrag über neue wirtschaftliche Rahmenbedingungen auf dem Wohnungsmarkt voraus.

Sind fortschrittliche Ansätze in den Bereichen Architektur oder Energietechnik überhaupt finanzierbar? Gerhard Hausladen, der an der TU München den Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik hat und der ein Experte für energieeffizienten Städte- und Wohnungsbau ist, plädiert für mehr Konkurrenz und Wettbewerb bei der Energieversorgung neuer Stadtviertel. Bislang hätten die Stadtwerke ein Monopol.

Hier wird also ein Bruch mit bisherigen Verfahrensweisen gefordert. Auch Architektur-Professor Markus Gasser von der TU Darmstadt verlangt radikale Änderungen bei der Siedlungsentwicklung in München. Die Stadt sehe in ihren Wohnbaustrukturen viel zu gleichförmig aus. Neue Stadtteile brauchten einen höheren Eigencharakter und einen stärkeren Identifikationswert. Dies könne man beispielsweise mit markanten Bauten, wie etwa Hochhäusern, erreichen.

Die Schweizer Architekten Christoph Haerle und Sabina Hubacher präsentieren mit ihrem Wohnprojekt in Zürich ein Beispiel, wie man kostengünstig und mit flexiblen Wohnungsgrundrissen experimentell planen kann. Von solchen außergewöhnlichen Projekten sind etwa die städtischen Wohnungsbaugesellschaften weit entfernt. Doch auch hier werden überkommene Strukturen aufgebrochen und neue, innovative Projekte gewagt, wie Gordona Sommer berichtete, Chefin der Gewofag, die in München über fast 30000 Wohnungen verfügt. All das kann nun in das Szenario für die künftige Stadtentwicklung einfließen.

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