Fünf für München:Denkanstöße

Fünf für München: Biologe Thassilo Franke.

Biologe Thassilo Franke.

(Foto: Kathrin Glaw/oh)

Der Biologe Thassilo Franke erzählt Spannendes über den Säbelzahnhirsch und Leyla Acaroglu spricht über den Wandel, den es in der Welt braucht - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald und Martina Scherf

"Coole Tiere hautnah" - so lautet der Titel eines Vortrags des Biologen Thassilo Franke, den er am Mittwoch, 21. Dezember, in der Zoologischen Staatssammlung hält. Die Sammlung zählt mit mehr als 25 Millionen Objekten zu den größten ihrer Art in Deutschland und birgt kostbare Schätze aus dem Tierreich. Zu Zeiten eines massiv beschleunigten Artenschwunds ist sie ein Archiv der Biodiversität und dient jährlich hunderten Wissenschaftlern aus aller Welt für ihre Forschung. Normalerweise sind die Objekte nicht öffentlich zugänglich. Doch der Verein der Freunde der Zoologischen Staatssammlung, deren Präsident Franke ist, veranstaltet immer wieder Vorträge und Führungen.

Franke, der im Aufbaustab von Biotopia, des geplanten Naturkundemuseums, arbeitet, will die Öffentlichkeit mehr über die Arbeit der Wissenschaftler und die Wunder der Tierwelt informieren. Er ist ein hervorragender Erzähler. Ihm gelingt es, die skurrilsten Erscheinungen der Evolution in spannende Geschichten zu packen. Zu den "coolen" Tieren, die er diesmal ausgewählt hat, gehören der Säbelzahnhirsch, der kein Geweih trägt, aber seine Gegner mit riesigen Eckzähnen beeindruckt. Ein Kolibri, dessen Schnabel eineinhalb mal so lang ist wie sein Körper, damit er in die tiefsten Blütenkelche tauchen kann - weshalb die Pflanzen immer weiter hochrüsten. Die Schweinchenschnecke, der das Porzellan seinen Namen verdankt. Und eine Käferart, die die Raumfahrt inspiriert. Die Show beginnt am Mittwoch um 19 Uhr im Hörsaal der Zoologischen Staatssammlung, Münchhausenstraße 21 in Obermenzing, und ist für Kinder ab acht Jahren geeignet. Eintritt frei.

Zeit für Orden

Fünf für München: Monika Gruber, Schauspielerin und Kabarettistin.

Monika Gruber, Schauspielerin und Kabarettistin.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Vor zwei Jahren hätte sie die Laudatio bei der Verleihung des Karl-Valentin-Ordens an Ministerpräsident Markus Söder halten sollen. Doch Monika Gruber sagte ab, weil die Verleihung im Deutschen Theater stattfand und sie sich über dessen Chef geärgert hatte. Nun wurde die Kabarettistin selbst für die Auszeichnung der Faschingsgesellschaft Narrhalla vorgeschlagen. Die Ordensübergabe soll am 28. Januar, während des Narrhalla-Balls "Münchner Leben" stattfinden - im Deutschen Theater. Mal schauen, ob Gruber überhaupt kommt. Laudator Helmut Schleich wäre sicher enttäuscht.

Sinn für Design

Wer auf TED-Konferenzen spricht, der kann Dinge auf den Punkt bringen. Denn das ist die Voraussetzung für einen Vortrag unter dem Siegel TED (Technology, Entertainment, Design). Leyla Acaroglu hat in diesem Rahmen bewiesen, dass sie zu ihrem Herzensthema Design und Nachhaltigkeit nicht nur sehr viel weiß, sondern auch hervorragend vortragen kann. Die vielen Aufrufe ihrer Talks, die auf Youtube im Internet nachzuhören sind, belegen das. Freundlich, aber klar spricht sie etwa über "Umweltfolklore" und was es braucht für einen echten Wandel, um diese Welt nicht zu einer Müllhalde zu machen. Im kommenden Frühling wird die aus Australien stammende, promovierte Nachhaltigkeits-Strategin vor einem Münchner Publikum sprechen. Soeben wurde sie für den Eröffnungsvortrag am 8. Mai bei der Munich Creative Business Week gebucht. Das von Bayern Design ausgerichtete Event findet vom 6. bis 14. Mai an verschiedenen Orten in und um München statt. Es ist die größte Veranstaltung seiner Art Deutschlands.

Treff für Mäzene

Fünf für München: Sabine Rojahn, Vorsitzende des Freundeskreises des Deutschen Museums.

Sabine Rojahn, Vorsitzende des Freundeskreises des Deutschen Museums.

(Foto: Florian Peljak)

Kultur braucht Mäzene, das war schon zu Michelangelos Zeiten so. Auch Münchens große Kulturinstitutionen könnten ohne großzügige Förderer kaum überleben. Meistens bleiben die Freundeskreise aber unter sich, die Opernfans, die Theaterbegeisterten, die Freunde der Kunst oder der Naturwissenschaften. Sabine Rojahn, Vorsitzende des Freundeskreises des Deutschen Museums, wollte das ändern. Vor fünf Jahren initiierte sie gemeinsame Abende mit den Freunden der Pinakothek der Moderne (PIN) und dem Pinakotheks-Verein unter dem Motto "Kunst trifft Technik. Technik trifft Kunst". Zusammen mit der PIN-Vorsitzenden Dorothée Wahl und Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, Vorsitzende des Pinakotheks-Vereins, tüftelten sie an einem neuen Format - "wir sind drei Frauen, das erleichtert das Leben bekanntermaßen immer", sagt Rojahn.

Beim ersten Abend wurde im Planetarium des Deutschen Museums der Beweis erbracht, dass der Sternenhimmel in Adam Elsheimers Bild "Die Flucht nach Ägypten" tatsächlich der damaligen Himmelskonstellation entspricht. In der Pinakothek der Moderne ging es dann um die technischen Ambitionen Ludwig II. und in der Alten Pinakothek um die Frage, wie der technische Fortschritt sich in der Malerei des Goldenen Zeitalters der Niederländer spiegelt. Jetzt erzählte Sonja Neumann im Deutschen Museum von den Anfängen der Fotografie und Herbert Rott von den Staatsgemäldesammlungen zeigte spektakuläre frühe Italien-Aufnahmen aus der Sammlung Siegert. Wieder ein Beweis, "dass Kunst nicht ohne Technik, Technik nicht ohne Kunst denkbar sind", sagt Rojahn.

Raum für Gedanken

Fünf für München: Winfried Haunerland, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU.

Winfried Haunerland, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU.

(Foto: privat)

Wie können wissenschaftliche und weltanschauliche Perspektive in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft Kommunikation ermöglichen und sogar friedensstiftend wirken? Fragen dieser Art beschäftigen Winfried Haunerland seit vielen Jahren. In diesen Tagen ist das Thema drängender denn je. Der ehemalige Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU sowie Direktor des Herzoglichen Georgianums wird am 20. Dezember im Rahmen der Reihe "Science Talks" mit dem Islamwissenschaftler Thomas Bauer darüber in der Großen Aula der LMU diskutieren. Beginn 19 Uhr.

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