Zollfahndungsamt:550 Kilo Marihuana im Heizkraftwerk verbrannt

Olching: Vernichtung Drogenfund / Müllverbrennung

Um nicht erkannt zu werden, waren die Zollfahnder bei der Verbrennung vermummt.

(Foto: Johannes Simon)
  • Die Drogen stammen aus Albanien, ihr genauer Ursprung ist nicht nachvollziehbar.
  • Deshalb kann man sie nicht mehr zu medizinischen Zwecken einsetzen.

Von Tobias Mayr

Weißer Rauch steigt aus dem Schornstein der Müllverbrennungsanlage in Olching - ganz so wie immer. Doch das Brennmaterial an diesem Vormittag ist nicht wie sonst Hausmüll: Das Zollfahndungsamt München hat am Dienstag rund 550 Kilogramm Marihuana in dem Abfallheizkraftwerk verbrannt, das entspräche rund 3,8 Millionen Joints. Der Stoff stammt aus einem serbisch zugelassenen Lastwagen, den Zollbeamte im Dezember 2016 südlich von Nürnberg aus dem Verkehr fischten. Der Fahrer sitzt mittlerweile in Haft.

Langsam schiebt sich der grüne Lastwagen des Zolls durch das Tor der Anlage. Jeder Schritt bis zur Vernichtung ist genau durchgeplant, die Sorge ist zu groß, dass etwas abhanden kommen könnte. Mehrere vermummte und bewaffnete Zollfahnder bewachen die Einlieferung. Vermummt deshalb, weil sie ihre Gesichter nicht von den Kameras der Journalisten filmen lassen möchten: Im Dienst dürfen sie nicht erkannt werden.

Woher der Zoll-Lkw kommt, bleibt streng geheim. Nur so viel, es handle sich um ein geheimes Lager in der Region, sagt Zollsprecher Christian Schüttenkopf. "Wie gut ist denn das Zeug?", ruft einer der Lkw-Fahrer ihm zu. "Sehr gute Qualität", antwortet Schüttenkopf. "Also mir hat's nicht geschmeckt", ruft der Fahrer im Scherz zurück. Die Stimmung ist locker, für die Beamten ist es eine der bedeutendsten Vernichtungsaktionen der vergangenen Jahre. Denn nicht nur die Menge an Drogen ist beeindruckend, sondern auch die Qualität. Die halbe Tonne Marihuana hat einen Wirkstoffgehalt von bis zu 16 Prozent. Normal beschlagnahmt der Zoll Marihuana mit zwölf Prozent. Der Preis läge bei mehreren Millionen Euro, sagt Schüttenkopf. Die genaue Zahl will er nicht nennen.

"Für uns ist das einfach Müll, der vernichtet werden muss", sagt er. Dieser "Müll" hat bereits einen langen Weg hinter sich. Nach der Sicherstellung wurde das in Sporttaschen und Plastiktüten verstaute Marihuana in das Münchner Zolllabor gebracht. Dort wurden die Verpackung gemeinsam mit dem Bayerischen Landeskriminalamt auf DNA-Spuren untersucht und der Wirkstoffgehalt ermittelt. Außerdem musste das Marihuana zuerst getrocknet werden, um das tatsächliche Gewicht ermitteln zu können. "Diese Menge hat kaum in unserem Labor Platz gehabt", erinnert sich Schüttenkopf. Seit Juli lagerten die Drogen nun.

Es sei nicht immer einfach, eine Anlage für Großvernichtungen wie diese zu finden, sagt Schüttenkopf. Die Verbrennungsanlage müsse möglichst nah am Lagerort sein und genügend Kapazitäten frei haben, damit alles sofort vernichtet werden kann. Jetzt vor Weihnachten brauche man in Olching sowieso etwas mehr Material, da über die Feiertage kein Müll angeliefert wird, sagt Anlagenchef Thomas König. Da habe die Anfrage des Zolls ganz gut gepasst. Aber könnte man das Rauschgift nicht medizinisch nutzen? Nein, sagt Christian Schüttenkopf. "Damit mit Marihuana behandelt werden kann, muss quasi jeder Stängel registriert sein", erläutert der Zollsprecher. Bei dem hiesigen Material wisse man nur, dass es aus Albanien kommt. Von wo genau und von welcher Hanfart das Rauschgift stammt, sei unbekannt.

Also liegt der Stoff nun verpackt in 499 Plastiktüten und 60 Umzugskartons auf der Schüttrampe in Olching. Händisch werfen die Beamten die Kartons in den Müllspeicher zum regulären Hausmüll. Von dort nimmt ein Greifarm die Mischung und hievt sie in den Trichter des Verbrennungsofens. Wichtig sei, dass die Pakete dabei möglichst nicht auseinander fallen, sagt Schüttenkopf. Das Rauschgift dürfe sich nicht in der Anlage verteilen oder gar austreten. Bei 900 bis 1000 Grad werden die Drogen schließlich zerstört. "Aus dem Material wird Fernwärme und Strom für die Menschen in der Region gewonnen", sagt König: "So ist es gewissermaßen ein Nutzen für die Allgemeinheit".

Woraus ihre Heizungswärme am Dienstag erzeugt wurde, wird den Nachbarn in Olching aber wohl kaum aufgefallen sein. Denn gerochen hat man das wertvolle Heizmaterial nicht mehr. "Bei diesen Temperaturen wird jede organische Verbindung zerstört", sagt Anlagenchef König. Auch der Marihuana-Wirkstoff THC. High wurde in Olching also niemand.

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