Zeremonie der Bundeswehr:Demonstranten wollen Appell stören

Beförderungsappell der Bundeswehr im Hofgarten München 2012

Aufmarsch am Münchner Hofgarten: Vor drei Jahren wurde schon einmal ein öffentlicher Beförderungsappell abgehalten.

(Foto: Robert Haas)
  • Hunderte Soldaten treten am kommenden Samstag öffentlich zum Beförderungsappell an.
  • 443 junge Männer und Frauen werden vor der Kulisse von Schloss Nymphenburg feierlich in den ersten Offiziersdienstgrad befördert.
  • Gegen die Veranstaltung regt sich nicht nur im Stadtrat Protest.

Von Thomas Anlauf

Zum zweiten Mal in der 42-jährigen Geschichte der Bundeswehr-Universität treten Hunderte Soldaten öffentlich an einem prominenten Münchner Ort zum Beförderungsappell an. Am 27. Juni werden vor der Kulisse von Schloss Nymphenburg 443 junge Männer und Frauen feierlich in den ersten Offiziersdienstgrad befördert. Doch die Zeremonie soll massiv gestört werden: Friedensaktivisten kündigen lautstarken Protest gegen die Veranstaltung am Schloss an.

Das "Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus" und das "Münchner Friedensbündnis" wollen mit einer Demonstration gegen die "Propaganda-Show der Bundeswehr" protestieren. "Dieses Militärspektakel dient der Verherrlichung des Soldatentums und zur Rechtfertigung der Kriegseinsätze der Bundeswehr, die mit Landesverteidigung nicht das Geringste zu tun haben", sagt der Münchner Friedensaktivist Claus Schreer. "Wir lehnen jede Kriegsverherrlichung entschieden ab. Dieses militärische Schauspiel verdient weder Beifall noch schweigende Zustimmung, sondern den lautstarken Protest der Münchner Bevölkerung."

Kritik an den Bundeswehr-Plänen

Auch die Linken im Stadtrat denken darüber nach, an einer Protestkundgebung vor dem Schloss Nymphenburg teilzunehmen. "Wir kritisieren auf jeden Fall die Rückkehr des Militärischen in der Welt", sagt Linken-Stadträtin Brigitte Wolf. Die Münchner Grünen sind noch etwas unentschlossen, ob sie sich dem Protest anschließen sollen. Stadtrat Dominik Krause befürchtet, dass nach den G-7-Protesten in München und Garmisch "bei vielen die Luft raus ist". Zumindest befürwortet er, dass der Beförderungsappell der Bundeswehr nicht mehr wie vor drei Jahren im Hofgarten stattfindet.

2012 schrieb der damalige Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker einen offenen Brief an die Präsidentin der Bundeswehr-Universität Merith Niehuss, die Zeremonie doch lieber wie sonst auch auf dem Hochschulgelände in Neubiberg abzuhalten. Denn den Hofgarten als Aufmarschort von Soldaten hielt Benker für "historisch bedenklich", das Kriegerdenkmal für Gefallene der Weltkriege habe stets als "Ort des politischen Revanchismus" gedient. Doch die Bundeswehr hielt am Zeremoniell im Hofgarten fest, zumal damals CSU und SPD im Stadtrat mit Unverständnis auf Benkers Protest reagierten.

Die Bundeswehr rechnet mit Protesten

Am 29. Juni 2012 protestierten etwa 200 Menschen mit "Pace"-Fahnen und Sprüchen wie "Kein Werben fürs Sterben" gegen den Beförderungsappell im Hofgarten. Damals wurden fast 600 Offiziersanwärter ausgezeichnet. Im Vorfeld hatten etwa 20 Demonstranten die Theatinerkirche besetzt, in der die Soldaten und ihre Angehörige einen ökumenischen Gottesdienst besuchen wollten. Auch am kommenden Samstag rechnet die Bundeswehr mit einer Gegendemonstration in Nymphenburg, wenn von 11 bis 12.30 Uhr 443 Offiziersanwärter zum Leutnant beziehungsweise zum Leutnant zur See befördert werden. "Wenn die Bundeswehr in der Öffentlichkeit auftritt, ist immer mit Protesten zu rechnen", sagt Michael Brauns, Sprecher der Bundeswehr-Universität.

Dass der Beförderungsappell in diesem Jahr nicht am Hofgarten, sondern vor dem Schloss stattfindet, hat nach Angaben von Brauns keine politischen, sondern pragmatische Gründe: "Dort ist für die Paradeaufstellung, aber auch für die Angehörigen, Gäste und Besucher deutlich mehr Platz vorhanden." Aber auch für Demonstranten. Zwar wurde im Kreisverwaltungsreferat lediglich die Militärparade angemeldet und bis Freitagnachmittag noch keine Gegendemonstration. Doch da es sich bei dem Beförderungsappell um eine öffentliche Veranstaltung handelt und laut Brauns "alle Interessierten eingeladen" seien teilzunehmen, kündigt Friedensaktivist Claus Schreer an: "Das lassen wir uns nicht zweimal sagen - wir kommen."

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