Zentrum für Islam in Europa:Ausbildung für Gelehrte des Islams

Zur Förderung der Integration von Muslimen will Imam Benhamin Idriz eine moslemische Akademie in München gründen. Das Innenministerium warnt vor Extremisten.

Monika Maier-Albang

In München soll eine deutschsprachige Ausbildungsstätte für Imame entstehen. Solch ein "Zentrum für Islam in Europa - München" ist die Vision des Penzberger Imams Benjamin Idriz. Als Finanzier hat Idriz den Emir von Sharjah, Mohammed Al-Quasimi, gewonnen.

Das Innenministerium steht dem Vorhaben skeptisch gegenüber, denn laut Verfassungsschutz soll die Penzberger Gemeinde Verbindungen zu der als extremistisch eingestuften Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) haben.

Angelehnt an das "gut gelungene Jüdische Zentrum am Jakobsplatz" will der Penzberger Imam Benjamin Idriz in München ein "Zentrum für Islam in Europa - München" (ZIE-M) gründen. Dieses soll aus einer Islamisch-theologischen Akademie mit Hörsaal, Seminarräumen und einer öffentlichen Bibliothek bestehen sowie ein Gemeindehaus, ein Museum und einen Gebetsraum umfassen.

Idriz rechnet mit einem Flächenbedarf von 8000 Quadratmetern und hätte gerne ein Grundstück "in innerstädtischer Lage". Als Finanzier stünde der Emir von Sharjah bereit. Dieser habe ihm, so der Imam, "Unterstützung zugesagt, sofern das Zentrum von der Politik in Deutschland gewünscht wird".

Das aber scheint nun fraglich. Das bayerische Innenministerium hatte am Mittwoch Skepsis gegenüber dem Projekt bekundet. Demnach sollen Vorstandsmitglieder der Penzberger Gemeinde Verbindungen zur Gemeinschaft Milli Görüs pflegen, die im bayerischen Verfassungsschutzbericht von 2006 als islamistisch eingestuft wird.

Bislang gelten die Penzberger als muslimische Vorzeigegemeinde: Schulen und Vereine aus ganz Südbayern besuchen die Moschee, der Iman wird in München zu Diskussionsrunden und Empfängen eingeladen. Die Gemeinde hat einen Arbeitskreis Integration und pflegt enge Beziehungen zu lokalen Kirchengemeinden.

Ausbildung für Gelehrte des Islams

Imam Benjamin Idriz, der seit 1995 in Penzberg arbeitet, stammt aus der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und vertritt, wie er sagt, einen "offenen, modernen Islam". In diesem Sinn will Idriz nun sein Zentrum gestalten. Es solle, sagt Idriz, die Integration von Muslimen in Europa fördern.

Das Konzept enthält ein explizites Bekenntnis zu Demokratie, Rechtstaat und Pluralismus ebenso wie eine "entschiedene Verurteilung von Extremismus und Fanatismus".

Idriz ist zur Zeit in Mazedonien. Er hatte das Konzept erst kurz vor der Abreise fertiggestellt und erste Kontakte mit Vertretern der Stadt München und Landtagsabgeordneten aufgenommen, um für das Zentrum zu werben. Dem Kultusministerium habe er das Konzept im September vorlegen wollen, sagt Idriz am Telefon.

Nun hat sich das bayerische Innenministerium eingeschaltet. Dessen Sprecher Rainer Riedl sagt, auch Idriz habe sich im November 2006 bei einem Besuch von Landtagspräsident Alois Glück in Penzberg positiv zu Milli Görüs geäußert.

Ausbildungsstätte für Muslime aller Ethnien

Idriz hingegen betont, er lehne die Ideologie von Milli Görüs nicht nur im Stillen ab, sondern habe dies gegenüber Milli-Görüs-Vertretern auch immer betont. Er verstehe sich als Muslim "mit europäischen Werten" - diese will er in dem Zentrum vermitteln. "Es ist ein Angebot für Bayern und Deutschland, mein Land."

In Deutschland bildet bislang nur der Verband der Islamischen Kulturzentren mit Sitz in Köln Imame aus, ein theologisch konservativer, türkisch dominierter Verein. Die Münchner Ausbildungsstätte soll für Muslime aus allen Ethnien offen sein und den "Reformgedanken eines in Europa angekommenen Islam" vertreten.

Für generell "wünschenswert" hält der Sprecher des bayerischen Kultusministeriums, Ludwig Unger, eine Ausbildung von Imamen in deutscher Sprache. "Wir brauchen gute Dialogpartner." Die Ausbildung von Imamen müsse nicht vom Staat genehmigt werden.

Sein Ministerium stehe aber auf dem Standpunkt, so Unger, dass "eine fundierte akademische Ausbildung nur an einer Universität möglich und zeitgemäß ist, weil dort der Kontakt zu anderen Wissenschaften gewährleistet ist".

Das Akademie-Konzept liegt derzeit beim Sozialreferat. Bevor man entscheiden könne, so Bürgermeister Hep Monatzeder, müsse sich die Stadt erst ein klareres Bild über die Bewertung durch das Innenministerium machen. Das steigert die Chancen des Zentrums kaum.

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