Zelte auf dem Oktoberfest:O'zapft werd'

Angezapft wird auf dem Oktoberfest 2008, aber nicht nur von Oberbürgermeister Ude: Die SZ zeigt, wer in welchem Zelt das erste Fass anstechen darf.

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Diese spezielle Amtseignungsprüfung für Münchens Oberbürgermeister findet einmal pro Jahr statt. Sie dauert nur wenige Sekunden, doch das Geschick oder Ungeschick, mit dem sie ausgeführt wird, entscheidet darüber, ob einer als Stadtoberhaupt etwas taugt oder nicht. Immer wieder gern erzählt man sich beispielsweise die Geschichte des glücklosen CSU-OBs Erich Kiesl, der bei seinem ersten Anstich die Maß an den damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß weiterreichte - und dabei das "Ozapft is" vergaß. Ein Jahr später hatte sich Kiesl offenbar so sehr auf die Sprachformel konzentriert, dass er die Vokale vertauschte und "Izapft os" rief. Angezapft wird auch 2008: Die SZ zeigt, wer in welchem Zelt das erste Fass anstechen darf.

Foto: SZ-Photo

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Bloß nicht blamieren!

Monika Gruber, Kabarettistin:

"Seit Mitte August trainiere ich pro Woche eine Stunde bei Paulaner das Anzapfen - ich will mich ja nicht gegenüber dem Herrn Ude blamieren! Bei meiner Premiere 2007 habe ich zwei Schläge gebraucht. Aber wenn man es ein Jahr lang nicht macht, stellt man sich schon wieder ungeschickt an. Fürs Anzapfen braucht es ein bisschen Technik und viel Kraft. Als Frau bleibt mir nur die Technik: Der erste Schlag muss sitzen, mittig treffen und nicht halbscharig daneben hauen. Ich bin mit meinem Fortschritten sehr zufrieden. Unlängst haben Bürgermeister bei Paulaner trainiert. Und die haben sich anscheinend noch damischer angestellt als ich. Das Schönste am Anzapfen zum Wiesnstart ist aber, dass ich vorher auf der Kutsche von Toni Roiderer durch die ganze Stadt fahren darf - da kriege ich schon ein leichtes Sissi-Gefühl."

Text: mala/Foto: Paulaner

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Funkuhr gegen Frühstart

Wiggerl Hagn, Löwenbräu-Festwirt:

"Drei Minuten vor zwölf angezapft! In den knapp dreißig Jahren, in denen ich anzapfe, ist mir das ein einziges Mal passiert. Damals gab es nicht nur einen ordentlichen Rüffel von der Stadt, auch ein Manager von Junghans hörte von der Geschichte. Er schenkte mir eine Funkuhr, damit mir ein solches Malheur nicht noch einmal passiert. Normalerweise reichen mir zwei Schläge. Ich habe aber auch schon sieben Schläge gebraucht - aber da hatte das Holzstück, das im Fass steckt, einen Sprung. Die ersten Schlucke Bier, dazu schönes Wetter - das ist wie Weihnachten für mich. Nach dem Anzapfen ist aber Schluss mit Alkohol. Ich muss ja einen klaren Kopf behalten. Im Vorjahr hat mich die Polizei vier Mal blasen lasen. Aber damals wie heuer gilt: Die erste Maß Bier auf der Wiesn gibt's am letzten Oktoberfestsonntag."

Text: mala/Löwenbräu

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Das Ziel sind zwei Schläge

Alfons Schuhbeck, Wiesnhendlpflanzerlkoch und Anzapfer im Hippodrom:

"Normalerweise geh ich zwei oder dreimal auf die Wiesn, weil ich einfach so viel Arbeit hab'. Heuer gibt es mehr Gründe rauszugehen: Diesmal arbeite ich ja praktisch im Hippodrom, wo es meine Hendlpflanzerl an einem Standl gibt. Natürlich lass ich mich da auch öfters selbst blicken. Ich freue mich auch, dass ich bei Sepp Krätz anzapfen darf. Es ist mein zweites Mal auf der Wiesn, ich habe schon einmal vor Jahren bei Toni Roiderer im Hackerzelt angezapft. Ich bin kein perfekter O'zapfer, aber ich werd mal auf zwei Schläge gehen, die hab ich damals auch gebraucht. Aber wenn es dann drei sind, ist es auch nicht schlimm. Hauptsache ist doch, dass die Leute im Zelt schnell was zum Trinken kriegen. Das O'zapfen ist schon was Tolles, da macht es 'Wumm', und dann geht's los."

Text: cw/Foto: rob

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Gellendes Pfeifkonzert

Georg Heide, Wiesnwirt im Bräurosl:

"Früher haben bei uns die Münchner Originale Gustl Bayrhammer und Maxl Graf angezapft. Als die aus Altersgründen Anfang der Neunziger nicht mehr konnten, sagte mein Vater voller Sorge: 'Jetzt haben wir keinen Promi mehr.' Ich antwortete: Du bist der Promi und ich zapfe an!' Im Schnitt brauche ich zwei, drei Schläge. Üben muss ich vorher nicht. Ich habe ja schon als Jugendlicher gelernt, wie man Holzfässer anzapft. Das ist wie Radfahren, das verlernt man auch nicht. Aufgeregt bin ich nur so lange, bis ich im Zelt bin. Ich habe immer das Gefühl, etwas vergessen zu haben. Aber wenn dann unser Chef-Hendlbrater, der seit zwanzig Jahren dabei ist, mit dem Kochlöffel winkt, weiß ich. Alles passt. Nur einmal ging etwas schief: Da hat der Kapellmeister nach dem Anzapfen einen Tusch gespielt und 'Ein Prosit!' angestimmt - das gab ein fürchterliches Pfeifkonzert, weil außer mir noch niemand Bier hatte. Heute rede ich nach dem Anstich immer so lange, bis die Schankkellner genügend Bier gezapft haben."

Text: mala/Foto: oh

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Warten auf die Böllerschüsse

Zenel Kraku, Schank-Chef in der Fischer Vroni:

"Ich zapfe als Chef der Schankkellner seit 18 Jahren in der Fischer Vroni an. Wichtig ist natürlich, auf die Böllerschüsse zu warten, denn es ist ein strenges Gesetz auf der Wiesn, nicht vor dem Oberbürgermeister anzuzapfen. Ich freue mich jedes Jahr auf diesen Moment, ich liebe es, mit Holzfässern zu arbeiten, das ist mein Hobby. Für mich wäre es schlimm, wenn ich mit Biercontainern zu tun hätte. Aber auch im Hirschgarten, wo ich seit 25 Jahren arbeite, haben wir nur Holzfässer. Ich brauche zwei Schläge und einen dritten zur Sicherheit, damit der Zapfhahn nicht wieder rauskommt. Dann stehen schon 30, 40 unserer Kellner an und warten ungeduldig aufs Bier. Das Zelt ist voll, die Leute haben Durst."

Text: cw/Foto: Heddergott

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Der erste Schluck aus dem Riesenkelch

Doris Kuffler, Chefin im Weinzelt:

"Nachdem wir immer wieder gefragt wurden, was wir eigentlich im Weinzelt als 'Anzapf-Zeremonie' machen, haben wir im vergangenen Jahr eine solche Zeremonie ins Leben gerufen. Da uns beim Richtfest des neuen Zeltes von den Wiesn-Wirten ein überdimensionales Weinglas geschenkt wurde, verwenden wir dieses dafür. Die Sommeracher Winzer ziehen ja mit uns seit unserer Premiere im Jahr 1983 auf die Wiesn ein. Elmar Henke, der Bürgermeister von Sommerach, und seine Weinprinzessin kommen um 12 Uhr mit mir auf die Bühne, und wir warten gemeinsam auf die Böllerschüsse. Dann öffnet Bürgermeister Henke seine Flasche und schenkt mir das erste Glas ein, ich nehme den ersten Schluck, begrüße unsere Gäste und wünsche uns allen eine gute, friedliche und lustige Wiesn. Mir gefällt es sehr gut, meine Gäste auf diese Weise persönlich begrüßen zu können, und ich glaube, dass das auch ganz gut angekommen ist."

Text: cw/Foto: oh

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Rudimentäre Fähigkeiten

Georg Fahrenschon, CSU-Landtagsabgeordneter und Anzapfer im Hofbräuzelt:

"Leider habe ich mitten im Wahlkampf keine Zeit für ein Trainingslager. Denn so ein großes Fass habe ich bisher noch nicht angezapft. Ich vertraue allerdings auf meine rudimentären handwerklichen Fähigkeiten. Meine Frau bescheinigt mir, dass ich Nagel und Hammer bedienen kann. Und einige kleinere Fässer habe ich ja auch schon angestochen. Ich weiß, wie ich den Wechsel halten muss. Wenn es drei oder vier Schläge werden, bin ich zufrieden. Vor den ganzen amerikanischen und australischen Besuchern will ich schon eine ordentliche Figur abgeben. Wirt Toni Roiderer hat mir eingebleut, dass ich mich anstrengen soll. Eine Mass vor Ort muss schon noch sein, dann geht es wieder zum Info-Stand."

Text: cro, Foto: dpa

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Talent aus Niederbayern

Daniela Breit, auserwählte Anzapferin im Schützenfestzelt:

"Ich weiß erst seit Donnerstag Nachmittag, dass ich am Samstag vor tausenden Menschen anzapfen werde und freue mich riesig! Vergangene Woche habe ich mich bei einem Gewinnspiel von Radio Arabella um diesen begehrten Job beworben - und bin tatsächlich von den knapp 150 Bewerbern ausgewählt worden. Vielleicht lag es daran, dass ich in meiner kurzen Selbstpräsentation geschrieben habe, dass ich als original niederbayerische Bierbrauerin die besten Voraussetzungen mitbringe. Ich habe nämlich drei Jahre lang bei Arcobräu das Brauhandwerk von der Pike auf gelernt. Mittlerweile arbeite ich zwar im Sicherheitsdienst, aber ich könnte mir schon vorstellen, wieder ins Biergeschäft zu wechseln. Vielleicht ergibt sich ja auf der Wiesn was. Am Freitag bin ich extra noch einmal von München heim nach Deggendorf gefahren, um mein kurzes schwarz-grünes Dirndl zu holen. Das bringt mir hoffentlich Glück. Moralische Unterstützung bekomme ich von meinem Freund, der mich ins Zelt begleiten wird. Angezapft habe ich bisher leider nur einmal, vor ein paar Jahren in der Berufsschule. Damals hat es nicht so gut geklappt: Ich habe, glaube ich, damals fünf Schläge gebraucht. Deswegen bin ich auch schon ziemlich aufgeregt, weil ich vorher ja nicht mehr üben kann. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, es diesmal mit zwei, drei Schlägen zu schaffen. Egal. Für mich zählt der Spaß."

Text: mala, Foto von Bedienung Sandra Söhn: Haas

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Schnell muss es gehen!

Manfred Vollmer, Augustinerwirt:

"Bei uns im Augustinerzelt gibt es keinen prominenten Anzapfmeister für das erste Fass. Wenn ich nach dem Einzug der Festwirte ins Zelt reingekommen bin und wir die Böllerschüsse hören, werden meine Schankkellner anstechen. Es muss ja vor allem einfach schnell gehen. Denn die Leute bei uns warten zu dem Zeitpunkt ja schon zum Teil seit drei Stunden auf ihre erste Wiesnmaß. Es werden dann von meinen Mitarbeitern gleichzeitig sechs Hirschen-Fässer angezapft. Und die sind schnell. Manche meiner Kellner haben schon zwanzig Jahre Erfahrung beim Anzapfen."

Ebenfalls ohne besondere Anzapf-Zeremonie fließt das Bier kurz nach 12 Uhr in folgenden Zelten: Armbrustschützenzelt, Käfer Wiesn-Schänke, Ochsenbraterei und Winzerer Fähnd'l.

Foto: Haas

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