Süddeutsche Zeitung

Zeitreise:Nostalgietour in die Zwanzigerjahre

Von diesen Zeiten träumt auch der Hollywood-Drehbuchautor Gil (Owen Wilson) in Woody Allens romantischer Komödie "Midnight in Paris." Doch dann wird der Traum auf einmal Wirklichkeit.

Von Josef Grübl

Paris ist ja auch nicht mehr das, was es einmal war. Nicht wenige Nostalgiker sehnen sich in die wilden Sechzigerjahre zurück, als Studenten rebellierten und die Regisseure der Nouvelle Vague filmend durch die Straßen zogen. Oder in die noch wilderen Zwanzigerjahre, als Künstler und Intellektuelle aus aller Welt Frankreichs Hauptstadt bevölkerten. Von diesen Zeiten träumt auch der Hollywood-Drehbuchautor Gil (Owen Wilson) in Woody Allens romantischer Komödie Midnight in Paris. Leider aber lebt Gil im langweiligen 21. Jahrhundert. Als sich ihm eines Nachts in der Rue Montagne Sainte Geneviève ein Zeitfenster ins Zwanzigerjahre-Paris öffnet, zögert er keine Sekunde: Er trifft dort F. Scott Fitzgerald samt seiner reizenden und ständig betrunkenen Gattin Zelda, er lehnt sich zu Cole Porter ans Klavier, lauscht den Machosprüchen von Ernest Hemingway und holt sich Rat bei Gertrude Stein. Kein Wunder also, dass Gil ab jetzt jede Nacht zurück in die Vergangenheit reist. Kompliziert wird es erst, als er sich in eine Künstlermuse (Marion Cotillard) verliebt: Erstens ist sie die Geliebte von Modigliani, zweitens ist Gil ja selbst liiert - in einer anderen Epoche zwar, aber immerhin. Reisen ohne Restriktionen, in andere Zeiten statt in andere Orte: Das wäre mal ein neues Geschäftsmodell, liebe Tourismusbranche!

Midnight in Paris, USA 2011, Regie: Woody Allen, zu sehen u.a. bei Amazon Prime und Netflix

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SZ vom 26.03.2020
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