Zeitreise durch München:Warum das Rathaus einst für Damenbinden sammelte

Wussten Sie, dass Montreal München zu den Olympischen Spielen verhalf - und zwar mit sieben Dollar? Oder dass die erste Tram von einem Pferd gezogen wurde? Für seinen Film "Zeitreise München" hat Klaus Bichlmeier kuriose Anekdoten der Stadtgeschichte ausgegraben.

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München historisch: Karlsplatz Stachus in München

Quelle: Scherl

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Wussten Sie, dass Montreal einst München zu Olympia verhalf - und zwar mit sieben Dollar? Oder dass die erste Tram von einem Pferd gezogen wurde? Für seinen Film "Zeitreise München" hat Regisseur Klaus Bichlmeier kuriose Fakten über die Geschichte der Stadt ausgegraben.

Wie der Stachus seinen Namen bekam

Der Stachus gilt heute als einer der verkehrsreichsten Plätze Europas. Seine Karriere begann die einst brache Fläche vor dem Karlstor allerdings als Hopfenanbaugebiet der Augustinermönche, die die erste Brauerei in München betrieben. Später wurde der Stachus als Schießplatz genutzt: mit Stachel und der Büchsen feierten die Münchner hier Volksfeste - ungefähr dort, wo heute der Justizpalast steht. Der Name Stachus könnte aber auch von der Gastwirtschaft Stachusgarten stammen, die es hier einst gab. Und dort trank man natürlich: Münchner Bier.

Renovierung des Münchner Doms, 2009

Quelle: lok

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Wie die ersten Gastarbeiter nach München kamen

Erdbraunes Gold - das ist der Rohstoff ohne den es München wohl nicht geben würde. Dabei verließen sich die Bewohner bis ins Mittelalter auf Holz und Stroh - weshalb auch immer irgendwo irgendetwas abbrannte. Um etwa 1400 entdeckte man schließlich östlich der Isar unter den Haidhauser Äckern die Lösung: Münchner Lehm, der bald das Ziegelzeitalter in der Landeshauptstadt einleitete. Die Frauenkirche wurde beispielsweise aus Münchner Lehm gebaut. Doch bald fehlte es den Ziegeleien an Arbeitskräften - und die ersten italienischen Gastarbeiter kamen. Und das bereits im Jahr 1850. Allerdings nicht per Zug, denn den gab es damals noch gar nicht, die Männer marschierten zu Fuß nach München.

Max von Pettenkofer

Quelle: dpa/DPA

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Wie München zu einem Musterbeispiel für Hygiene wurde

1854 suchte eine todbringende Cholera München heim. Die Ärzte waren ratlos. Ein Wissenschaftler stellte deshalb Untersuchungen an. Sein Name: Max von Pettenkofer. Er besuchte die Viertel, die von der Seuche besonders betroffen waren - Elendsviertel wie die Au oder Haidhausen. Sein Fazit: "Wir leben in Dreck und Kot." Verhindern könne man die Ausbreitung der Seuche nur mit Sauberkeit. Mit Abwassersystem, frischen Wasser und Toiletten. Das übezeugte die Stadtväter - und bald genoss München als erste Stadt in Europa den Ruf eines Musterbeispiels für Umwelt und Hygiene. Die Stadtbewohner dankten es Pettenkofer, indem sie ihm den Spitznamen Scheißhausapostel verliehen.

Pferdetrambahn in Berlin

Quelle: Scherl

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Wie der Nahverkehr in München begann

Lange war die Pferdekutsche das einzige Transportmittel in München, erschwinglich allerdings nur für die wohlhabende Klasse. Ein Bürgerverkehrsmittel? Fehlanzeige. Das erkannte ein Münchner Lohnkutscher und baute eine Großraumkutsche: den Münchner Stadtomnibus. Doch auf den einfachen Straßen holperte der gewaltig, da hatte der Mann eine neue Idee: "Schienen müssen her." Und so entstand  ein Pferdebahnnetz. Mit einem PS wurden die Bürger fortan mit der Pferdetram durch die Stadt befördert. Der Start des Münchner Nahverkehrs. Bergauf allerdings machte so manches Tier trotz der Schienen schlapp - und so mussten die Fahrgäste bis zur Erfindung der Dampfmaschine bisweilen selbst anschieben.

Mensch ärger dich nicht, Giesing

Quelle: oH

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Wie in Giesing Deutschlands berühmtestes Spiel erfunden wurde

Um 1900 wurde eine äußerst wichtige Erfindung in München ausgetüftelt. In einer Werkstatt in Giesing erfand Unternehmer Josef Friedrich Schmidt ein neues Spiel, das schnell zum deutschen Spieleklassiker avanciert: Mensch, ärgere dich nicht.

200 Jahre Oktoberfest

Quelle: dpa

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Zeitreise durch München:Zelt

Wie ein Franke den ersten Wiesnhit schrieb

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Wiesn zu dem, was sie heute ist: Die ersten Vergnügungsgeschäfte starteten und das Bier wurde immer reichlicher ausgeschenkt. Zunächst allerdings noch in Bretterbuden. Das erste Bierzelt erfand ein Franke. Weil er als Nürnberger keine Zulassung bekam, erwarb Wirt Georg Lang 1898 über Münchner Strohmänner vier nebeneinanderliegende Bierbuden auf der Theresienwiese - und überspannte das Areal mit Segeltüchern. Das erste Bierzelt war geboren. Aber Lang erfand auch den ersten Wiesnhit. In seinem Zelt verteilte er kostenlose Gesangsbücher für möglichst viel Stimmung und damit möglichst viel Bierumsatz. Darin auch ein neu komponiertes Lied, dessen Text bis heute gesungen wird: "Ein Prosit der Gemütlichkeit".

Zeitreise, München

Quelle: oH

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Wie das Rathaus für Damenbinden sammelte

"Achtung, Achtung, zur Herstellung von Verbandstoff und Damenbinden bittet die Verwaltung um Altpapierspenden. Abgaben im Rathaus am Marienplatz." Die Not nach dem Zweiten Weltkrieg in München war groß. So groß, dass das Rathaus per Plakat um Spenden bat - unter anderem für Damenbinden.

ADFC-Studie: Radfahrer meist ohne Helm unterwegs

Quelle: dpa

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Wie es Münchner Räder bis nach Russland schafften

Die am häufigsten registrierte Straftat in dieser Zeit: Der Fahrraddiebstahl. Der Krieg war vorbei, die Gefangenen waren frei - und die wollten nichts wie heim. Eisenbahn oder Autos gab es damals nicht (mehr). Und so schafften es die in München geklauten Räder bis nach Russland.

Hotel Bayerischer Hof in München, 2010

Quelle: Robert Haas

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Wie die Beatles die Münchner verrückt machten

1966 kamen die Beatles nach München. Die Spannung war riesig, vor allem bei der Polizei, denn die bekam es mit der Angst zu tun. Hatten die jungen Herren nicht in aller Welt eine Spur der Zerstörung bei ihren Konzerten hinterlassen? Angst hätten aber eher die Bandmitglieder haben sollen: Die Konzertkarten waren rar, und so kletterten einige Beatlesfans schließlich die Regenrinne des Bayerischen Hofes bis in den vierten Stock hinauf, nur um einmal einen Blick auf ihre Idole werfen zu können.

Olympia 1972: Frauenstaffel-Duell BRD - DDR

Quelle: picture-alliance / dpa

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Wie Montreal München bei Olympia geholfen hat

Bei der Olympiabewerbung 1972 ging es äußerst knapp zu. Das Rennen machte München schließlich nicht nur wegen seiner "Spiele der kurzen Wege", sondern auch dank Montreal, mit München damals in der Stichwahl. Deren Bürgermeister hatte nämlich einen folgenschweren Fehler begangen: Die Teilnehmer mussten damals sieben Dollar für die Unterbringung zahlen - und der kanadische Politiker entschied: Wenn Montreal gewinnt, bezahlt er die Übernachtung. Doch für sieben Dollar den Zuschlag für Montreal, was hätte das für eine Schlagzeile gegeben? Und so warf sich Montreal selbst aus den Rennen - und die Spiele landeten in München.

Den kompletten Dokumentarfilm "Zeitreise München" kann man bei Hugendubel als Doppel-DVD für 20 Euro kaufen. Bestellungen online sind beim Produzenten unter : info@a-1-filmtechnik.de möglich.

© sueddeutsche.de/afis/wib
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