Zeichnung & Fotografie:Kennst du das Land

Der Künstler Emel'jan Korneev erkundete im 19. Jahrhundert die halbe Welt und zeichnete sie. Auch der junge Fotograf Jonathan Kielkowski begab sich auf Reisen. Ihre Arbeiten sind nun im Münchner Stadtmuseum zu sehen.

Von Evelyn Vogel

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Im Zuge eines Reisestipendiums gelangte Emel'jan Korneev 1805 nach Italien. Dort zeichnete er den Ausbruch des Vesuvs vom 12. August 1805.

(Foto: Münchner Stadtmuseum)

Das Zarenreich war groß. Wie groß, das durfte der Reisekünstler Emel'jan Korneev erfahren, als er als Teil einer offiziellen, vom Zaren beauftragten Expedition 1802/03 dieses Reich bereiste und dabei bis nach Sibirien und an die südöstlichen Grenzen zu China gelangte. Doch selbst das war Korneev nicht genug. Er reiste weiter nach Konstantinopel und über Kleinasien in das damals osmanisch besetzte Griechenland. Dort löste er kurzerhand ein Reisestipendium ein, das er für seinen Abschluss an der St. Petersburger Akademie erhalten hatte, und so gelangte er 1805 bis nach Italien. Das erinnert so manchen Globetrotter von heute an prä-pandemische Zeiten, als man mittels eines Round-the-World-Tickets von Kontinent zu Kontinent reiste. Korneev jedoch stand im 19. Jahrhundert noch in der Tradition der "Grand Tour", die nach Italien ging und damals für Künstler als unverzichtbare Bildungsreise galt.

Bleistift, Feder und Pinsel, Tusche und Aquarellfarben waren seine Begleiter. Und wie viele seiner Zeitgenossen zeichnete Korneev während dieser Reisen Landschaften und Architekturen, aber auch traditionelle Kostüme und folkloristische Szenen. So entstanden große Zeichen-Konvolute, die jedoch größtenteils verloren gingen, als sein Atelier während einer Sturmflut 1824 in St. Petersburg zerstört wurde.

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Emel'jan Korneev: Das Erechtheion (Temple d'Erecthée), 1804, Feder, Aquarell über Bleistift.

(Foto: Deutsches Archäologisches Institut, Berlin, Foto: Dietmar Katz)

Während die Welt von dem reisehungrigen Künstler kaum je gehört hat, ist der Name Korneev in Russland durchaus bekannt. Doch selbst dort soll man nicht gewusst haben, dass sich zwei große Konvolute mit Aquarellen und Zeichnungen von seinen Reisen durch Griechenland, Kleinasien und Italien erhalten haben: das sogenannte Griechenland-Album im Deutschen Archäologischen Institut in Berlin und Werke des italienischen Reiseabschnitts im Münchner Stadtmuseum.

Beides präsentiert das Haus am St.-Jakobs-Platz nun in einer Ausstellung. Und kombiniert die Blätter aus dem 19. Jahrhundert mit Aufnahmen des jungen Fotografen Jonathan Danko Kielkowski. Fotografien aus Italien, Spitzbergen und Kasachstan, die uneingeschränkten Fortschrittsglauben, Massentourismus und globalen Raubbau natürlicher Ressourcen kritisieren.

Grand Tour XXL - Der Reisekünstler Emel'jan Korneev / Jonathan Danko Kielkowski - Die Ästhetik des Wandels, Sa., 25. Sep., bis 30. Jan. 2022, Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, Di.-So. 10-18 Uhr

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