Zehnte Liga:"In der Disco stehst du rum wie Falschgeld"

Noch ein Spieltag: Die Trainer von Alte Haide, Feldmoching II und ESV Freimann über den Aufstiegskampf und nächtliche Streifzüge mit dem Team.

Sebastian Gierke

Noch ein Spieltag in der Kreisklasse 2 Nord. Drei Teams haben die Chance auf den Aufstieg: Alte Haide-DSC auf Platz eins. Drei Punkte dahinter und damit auf dem Relegationsrang: die SpVgg Feldmoching II. Und einen Punkt dahinter: der ESV Freimann. Vor der Entscheidung haben sich die Trainer zum Spitzentreffen versammelt: Robert Kaunzinger (Alte Haide), Thomas Rehag (Feldmoching) und Mike Meier (Spielertrainer bei Freimann). Meier taucht mit einer Meisterschale aus Blech auf und will sie Kaunzinger in die Hand drücken.

Zehnte Liga: Welcher Trainer kriegt am Ende die Schale? Thomas Rehag (Feldmoching/v. li.)? Mike Meier (Freimann)? Oder Robert Kaunzinger (Alte Haide)?

Welcher Trainer kriegt am Ende die Schale? Thomas Rehag (Feldmoching/v. li.)? Mike Meier (Freimann)? Oder Robert Kaunzinger (Alte Haide)?

(Foto: Foto: Pahnke)

Kaunzinger (lacht): Nein, die fasse ich nicht an. Noch nicht. Bringt Unglück.

SZ: Abergläubisch?

Kaunzinger: Das Schlimme ist, dass alle Trainer gleich blöd sind.

Meier: Sonst wären wir keine Trainer.

Kaunzinger: Seitdem wir bei der Allianz verloren haben, rasiere ich mich vor den Spielen nicht mehr. Und ich habe immer die gleiche Unterhose, immer das gleiche T-Shirt, immer die gleiche kurze Hose an. Auch wenn es Winter wäre - ich würde in kurzen Hosen kommen. Meier: Wenn ich nicht spiele, habe ich immer ein Käppi auf. Damit haben wir noch nie verloren. Beim letzten Spiel hatte ich es vergessen, meine Freundin musste es bringen. Pünktlich zum Anpfiff: Zack, Käppi auf. Gewonnen.

SZ: Aber es wird schwer für euch.

Meier: 17 Spiele ohne Niederlage hat es hier noch nie gegeben, und es reicht wohl trotzdem nicht. Wegen dem Unentschieden gegen Allianz. Das fuchst mich. Die sind mit elf Mann daher gekommen, beide Stürmer die Oberschenkel eingebunden, gezerrt. Und der Kassierer war Ersatzspieler. Trotzdem nur 1:1.

SZ: Sind Sie nervös vor dem Finale?

Alle: Nein.

Kaunzinger: Meine Spieler haben sich vor einigen Wochen gegenseitig die Meinung gegeigt. Da gab es ein paar Unstimmigkeiten. Einige haben wohl gedacht, sie wären schon aufgestiegen. Seitdem habe ich leichtes Spiel.

SZ: Die brauchen den Trainer nicht mehr?

Kaunzinger: Doch. Natürlich. Im Prinzip sind die ja wie unsere Kinder. Vor allem die Jüngeren. Kinder brauchen ihre Grenzen, und genauso brauchen das die Fußballer. In manchen Situationen musst du ihnen knallhart sagen: Bis hierher und keinen Deut weiter.

Rehag: Du musst jeden Spieler anders anpacken. Da gibt es Studenten, die sind im täglichen Leben eher freizeitorientiert. Viel Schaumparties und so. Die muss ich früher packen als einen, der zu spät ins Training kommt mit einem Sonnenbrand auf dem Buckel, nicht weil er in der Sonne gelegen ist, sondern weil er acht Stunden Schufterei unter freiem Himmel hinter sich hat.

SZ: Für viele ist Fußball ein Hobby. Führt das zu Disziplinproblemen?

Rehag: Es gibt schon welche, die sich nicht plagen wollen. Die meinen, sie sind schon jemand. Aber das ist kein Problem für die Trainer, sondern für diese Spieler. Die fliegen halt raus.

SZ: Wer hat es verdient, aufzusteigen?

Meier: Der, der am Schluss oben steht. Der hatte vielleicht ein bisschen mehr Glück. Aber die Tabelle lügt nicht. Wenn wir nur Dritter werden, beißen wir uns natürlich wohin, aber im entscheidenden Moment hat uns die Cleverness gefehlt.

SZ: Schon aufgegeben?

Meier: Nein, erst wenn's vorbei ist.

Rehag: Wir können noch Punkte lassen.

SZ: Zweifel?

Rehag: Wenn du Kreisklassentrainer bist, musst du immer zweifeln. Du musst vor dem Spiel deinen Jungs in die Augen schauen - und bei dem einen oder anderen kommen dir halt Zweifel.

Kaunzinger: Bei dem einen oder anderen musst du die Sonnenbrille runter tun!

Rehag: Ja, ohne Sonnenbrille aufzulaufen, das wäre erst mal wichtig. Dann bin ich eigentlich überzeugt, dass wir gewinnen, aber du steckst nicht drin.

Kaunzinger: Ihr spielt gegen Kermelikspor. Die trainieren schon seit sechs Wochen nicht mehr.

Rehag: Das dürfen meine Jungs nicht wissen, wegen der Konzentration.

Kaunzinger (lacht): Ich schreib's auf meine Homepage.

SZ: Garching II hat zwei Spieltage vor Saisonende den Trainer entlassen. Weil er angeblich die Spieler nicht mehr erreicht hat. Was halten sie davon?

Rehag: Absoluter Schmarrn. Die Spieler nicht mehr erreicht! Wenn ich am Platz mit den Spielern stehe, dann erreiche ich die. Da schauen die dann aber.

Meier: Das sind Phrasen, die schnappen einige in den Medien auf und verwenden sie dann auch in der Kreisklasse.

SZ: Feiern schon geplant?

Meier: Gefeiert wird auf jeden Fall. Und falls es nicht reichen sollte, dann bin ich der erste, der gratuliert.

Rehag: Normalerweise bin ich nicht mit den Spielern unterwegs. Das habe ich mal gemacht. Aber deren Freundinnen könnten unsere Kinder sein. In der Disco stehst du rum wie Falschgeld. Aber wenn wir aufsteigen, wird gefeiert.

SZ: Und nächste Saison?

Meier: Auch wenn wir nicht aufsteigen: Die Spieler bleiben.

Rehag: Wir müssen schauen, ob unsere bleiben. Alte Haide ist schwer interessiert an unseren Stürmern, gell?

Kaunzinger: Damit habe ich nichts zu tun.

Rehag: (Verdreht die Augen).

Kaunzinger: Als ich letztes Jahr aus Feldmoching gekommen bin, habe ich drei Spieler mitgenommen. Klar, dass der Thomas nicht besonders erbaut war, aber das ist eigentlich nicht meine Art.

SZ: Geht es auch um Geld?

Alle: Bei uns bekommt keiner was.

Meier: Wenn einer in der Kreisklasse Geld bekommt, schiebt der das ein und wackelt mit dem Hintern. Aber wenn du Leute hast, die sich mit dem Klub identifizieren, sind die tausendmal mehr wert als welche, die die Kralle aufhalten.

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