Zauberkurs:Wenig Magie, viel Fleiß

Zauberkurs: Zum Einstieg führt Kursleiter Korbinian Häutle die Kunststücke vor, die im Laufe des Abends ganz aus der Nähe untersucht - und erlernt werden sollen.

Zum Einstieg führt Kursleiter Korbinian Häutle die Kunststücke vor, die im Laufe des Abends ganz aus der Nähe untersucht - und erlernt werden sollen.

(Foto: Catherina Hess)

In zwei Stunden lernen Teilnehmer im Zauberkurs, wie man mit gezinkten Karten sein Gegenüber täuscht. Doch viel wichtiger als Würfel und Karten ist die eigene Motivation.

Von Barbara Hordych

Es mutet ein wenig wie eine Séance an, als die zehn Teilnehmer dieses Abends sich als verschworene Gemeinschaft um den runden, mit Filz ausgelegten Tisch versammeln - vereint durch einen Wunsch: Endlich hinter das Geheimnis der magischen Kunststücke zu schauen, die nebenan, im Table-Magic-Theater von Krist & Münch, so verblüffend dargeboten werden. Und zugleich zu lernen, wie man selbst diese Illusionen erschaffen - und damit andere verblüffen kann.

Die große Frage ist: Wie geht das?

Nachdem alle ihre Namensschildchen angebracht haben und man sich für den zweistündigen Kurs auf ein kameradschaftliches "Du" geeinigt hat, geht es los. Zum Einstieg führt Kursleiter Korbinian Häutle, 31 Jahre alt, blonde Stirnlocke, hellblauer Anzug, genau die Kunststücke mit Spielkarten, Casino-Chips und Würfel vor, die im Laufe des Abends ganz aus der Nähe untersucht - und erlernt werden sollen.

Zum Beispiel dieses: Häutle hält einen großen roten Würfel zwischen Zeigefinger und Daumen, die Eins zeigt nach vorne, zu den Zuschauern, auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Sechs. Soweit also alles ganz normal. Doch dann, bei einem schnellen Kippen des Würfels, erscheint auf einmal die Drei, dann die Vier und dann die Fünf an der Stelle, an der sich eigentlich die Sechs befinden sollte. Ob irgendjemand etwas gemerkt hat?, fragt er in die Runde. Ob etwas "geflasht" habe, wie es in der Zauberfachsprache heißt, wenn kurz etwas aufblitzt, das die Zuschauer misstrauisch werden lässt. Kopfschütteln ringsum. Auch der 22-jährige Thomas, der immerhin schon zum zweiten Mal einen Zauberkurs besucht, hat nichts bemerkt.

Zauberkurs: Die Teilnehmer lernen wie man beispielsweise einen Geldschein zwischen zwei Spielkarten auftauchen lässt.

Die Teilnehmer lernen wie man beispielsweise einen Geldschein zwischen zwei Spielkarten auftauchen lässt.

(Foto: Catherina Hess)

Dann macht Häutle schon weiter und beginnt mit geschickten Bewegungen ein Kartenspiel auszustreifen. Mit untrüglichem Gespür findet er kurz darauf exakt die Karte wieder, die der 14-jährige Zauberlehrling Martin zuvor im Stapel versteckt hat. Noch irritierender wird das Ganze, als Häutle vor aller Augen einen Geldschein zwischen zwei Karten zum Vorschein bringt - "ein Effekt, der sich auch sehr schön für Geburtstagsfeiern eignet, wenn man auf originelle Weise ein Geschenk überreichen will", sagt er. Wie aber geht das? Martin, der Empfänger des Geldscheins, schüttelt ratlos den Kopf. Auch seinen beiden Freunden Ben und Louis fällt bei der Untersuchung des Scheins nichts auf. Aber genau deswegen sind sie ja hier: Martin hat sich zum Geburtstag gewünscht, mit zwei Freunden den Kurs besuchen zu dürfen. "Seit ich drüben eine Vorstellung von Alexander Krist gesehen habe, ging mir das nicht mehr aus dem Kopf", erzählt er.

Zauberkurs: Beim Zauberkurs dürfen die Teilnehmer erst staunen und dann selbst ausprobieren.

Beim Zauberkurs dürfen die Teilnehmer erst staunen und dann selbst ausprobieren.

(Foto: Catherina Hess)

Die wichtigste Zauberregel: üben, üben, üben

Das Selber-Zaubern beginnt gleich darauf mit dem "anspruchsvollsten Trick", wie Häutle sagt. Denn der Würfel-Seitenwechsel verlangt einiges an Fingerfertigkeit, wie die Teilnehmer gleich darauf mit ihren eigenen roten Würfeln aus dem Zauberkasten "Las Vegas" feststellen dürfen. Theoretisch ist das Ganze klar, nur praktisch wollen Zeigefinger und Daumen nicht ganz so, wie man selbst will. "Es kann sein, dass Sie morgen Muskelkater in den Fingern haben, aber das ist ganz normal, schließlich sind das Muskeln, von denen sie bislang noch gar nicht ahnten, dass Sie sie haben", tröstet Häutle schmunzelnd diejenigen, denen der Würfel immer mal wieder vom Finger springt. "Das Geheimnis bei der Manipulation ist eben, so häufig wie möglich zwischendurch zu üben", sagt Häutle. Er selber trage deswegen immer einen Würfel in seiner Jackentasche mit sich herum. Er kenne Zauberkollegen, bei denen lägen Karten zu Hause auf jedem Tisch - "die üben dann ganz nebenbei, wenn sie auf der Couch vor dem Fernseher sitzen". So viel also zur Manipulation, der hohen Kunst der handgemachten Wunder, bei der allein die Fingerfertigkeit zählt. Häutle selbst ist übrigens über das Jonglieren zur Zauberei gekommen. "Ich habe an der LMU Völkerkunde studiert, parallel aber immer schon als Straßenkünstler gearbeitet", erzählt er. Nach seinem Diplom entschied er sich, den unkonventionellen Weg weiterzugehen - auch wenn er jetzt in einer ganz konventionellen Festanstellung bei Krist & Münch gelandet ist. Denn die Nachfrage nach Zauberkursen ist groß, einerlei ob Abendkurse oder mehrtägige Workshops.

An diesem Wochenende dürfen sich die Zauberlehrlinge nun den Spielkarten widmen. Die sind tatsächlich präpariert, wie Häutle erklärt (und so mancher Zuschauer schon immer geargwöhnt hat). Jeder entnimmt seinem Zauberkasten einen Kartenstapel und untersucht "die schwarzen Schafe": Eine Karte mit einer unauffälligen "Tasche", in der ein Geldschein versteckt werden kann; oder eine leicht verdickte Karte, die sich mit Fingerspitzengefühl ertasten lässt. Beispielsweise, wenn man einen Kartenstapel vor den Augen eines ahnungslosen Zuschauers "durchrauschen" lässt, während man ihn auffordert, an einer beliebigen Stelle "Stopp" zu sagen. Ein Zufall, den man "forcieren" könne, wie Häutle erklärt. "Wenn ich aufhöre zu reden, dauert es erfahrungsgemäß noch drei Sekunden, bis der Zuschauer Stopp sagt - in dieser Zeit sollte man ungefährt dort angelangt sein, wo sich die verdickte Karte befindet". Denn die wird gebraucht, um später eine zweite, vom Zuschauer tatsächlich zufällig gezogene Karte im Verborgenen kenntlich zu machen. Eine knifflige Sache. Denn als es nun paarweise ans Ausprobieren geht, sind die Karten, einerlei ob verdickt oder nicht, oft schon "durchgerauscht", bevor der jeweilige Partner überhaupt Stopp gesagt hat.

"Am Anfang kann es schon passieren, dass Sie erwischt werden bei diesem Trick", erklärt Häutle. Erste Hilfe verspreche da die DVD aus dem Zauberkasten, auf der die einzelnen Schritte noch einmal veranschaulicht würden. Freilich funktioniert auch das nur in Kombination mit der wichtigsten Zauberregel: üben, üben, üben.

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