Zauberflöte auf dem Tollwood:Mozart in südafrikanischem Gewand

Zauberflöte mit südafrikanischem Flair

Zauberflöte mit südafrikanischem Flair: Auf dem Tollwood hat die neue Interpretation Premiere gefeiert.

(Foto: Keith Pattinson/oh)

Mozarts Original gekoppelt mit südafrikanischem Flair: Was das Ensemble in dieser neuen Version der "Zauberflöte" auf dem Tollwood leistet, ist erstaunlich. Darstellerisch, gesanglich, instrumental. Und trotzdem hat dem Regisseur der Mut zum i-Tüpfelchen gefehlt.

Von Oliver Hochkeppel

Ja, die Tollwood-Premiere von "Impempe Yomlingo", der Zauberflöte in der Fassung des südafrikanischen Isango Ensembles, war ein auch kulinarisch erfreuliches Fest. Ja, das Konzept des Regisseurs Mark Dornford-May, Mozarts Original mit südafrikanischem Flair zu koppeln, ist vor allem instrumental überzeugend: Die ausschließlich auf speziellen Marimbas gespielten Orchesterparts entwickeln einen eigenen Reiz. Und ja, es ist erstaunlich, was dabei die ausschließlich aus schwarzen Townships stammenden Ensemblemitglieder leisten, darstellerisch, gesanglich und an den Marimbas, die vor Produktionsbeginn noch kein einziger von ihnen spielen konnte.

Und doch hat man das Grand Chapiteau auch mit Zweifeln und gemischten Gefühlen verlassen. Die Gründe werden in den Szenen am deutlichsten, die üblicherweise die Höhepunkte einer Zauberflöte sind. Denn Dornford-May hält sich da ganz genau an Mozart und Schikaneder, und man musste nicht Jean-Pierre Ponelles legendäre Salzburger Inszenierung mit Edita Gruberova vor Augen haben, um die Arie der Königin der Nacht enttäuschend zu finden. Eine der diversen aktuellen Münchner Zauberflöten reichte.

Auch "Dies Bildnis ist bezaubernd schön" oder das Duett von Papageno und Papagena rutschten gesanglich quasi so durch. Zamile Gantanas Papageno zum Beispiel war zwar der erwünscht komische Buddy, stimmlich aber eher ein Ausfall.

Auf halbem Weg stecken geblieben

Das nämlich ist das Problem dieser südafrikanischen Zauberflöte: Die Umsetzung des spannenden Konzepts ist auf halbem Weg stecken geblieben. Sobald sich die Choreographie auf Tanz einließ, sobald Chöre erklangen - so gut wie alle schwarzen südafrikanischen Sänger sind ja stimmlich von klein auf im Kirchenchor sozialisiert -, sobald sich Sofiatown-Soul in die Arien schlich, sobald Trommeln das rhythmische Moment stärkten, wurde es spannend und ergreifend.

Leider kamen diese eigentlichen Stärken des Ensembles viel zu selten zur Geltung. Freche Ideen wie die, die Zauberflöte von einer Trompete spielen zu lassen, hätte man gerne öfter gesehen. Geschätzte 70 Prozent der Oper wurden stattdessen "werkgetreu" und belcanto gesungen, was klassische Sänger in Europa oder Amerika nun einfach besser können.

Dornford-May und die Seinen haben die Mozart-Statue sozusagen neu eingekleidet, aber nicht den Mut gehabt, am Sockel zu rütteln. So fehlte einem insgesamt das Tüpfelchen auf dem i, wie bei der sehr guten Kürbiscremesuppe die krönenden Croutons.

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