Zauberszene:Verblüffende Verführungen

Zauberszene: Glühen für die Zauberkunst: Seit vier Jahrzehnten bildet Harold Voit, der Leiter der Zauberakademie in Pullach, Nachwuchs-Magier aus.

Glühen für die Zauberkunst: Seit vier Jahrzehnten bildet Harold Voit, der Leiter der Zauberakademie in Pullach, Nachwuchs-Magier aus.

(Foto: Michael Krosny/Zauberakademie)

Geschichten zur Zauberkunst: Wo sie zu erleben ist und wie sich Kenntnisse vertiefen lassen.

Von Barbara Hordych

Wer dem Zauberkasten der Kindheit entwachsen ist und sich als Erwachsener weiter für die Zauberkunst interessiert, findet in München und Bayern zahlreiche Anlaufstellen.

Von Profis lernen

Seit vier Jahrzehnten führt der Weg eines Nachwuchs-Magiers unweigerlich zu Harold Voits "Zauberakademie Deutschland" in Pullach. "Dass aber die Frauen stärker vertreten sind, kann ich nur bestätigen", sagt Voit, der in seiner Zauberschule eine Ausbildung über vier Semester anbietet. "Sie machen inzwischen etwa ein Drittel der Schüler aus: Das kann die Oma sein, die lernen will, für ihre Enkel zu zaubern oder die Studentin, die als Klinik-Clown etwas mehr können will, als sich nur eine rote Pappnase ins Gesicht zu setzen." Oder es ist wie im Fall von Margot Litten, der ersten Frau, die in den 70er Jahren in den Magischen Zirkel München aufgenommen wurde. "Sie interviewte mich als BR-Reporterin in Wien beim Zauberkongress und fing dann selbst an zu zaubern; später beantragte sie die Aufnahme in den Magischen Zirkel". Der stimmte ab - seitdem sind Frauen zugelassen. Am 12. Mai stellt Voit im Zelt der Wunder, dem kostenlosen Programm des Hocus Pocus Festivals, seine Zauberschule vor.

Zauberhistorie

Das ganz spezielle Interesse des Münchner Magiers Jörg Alexander gilt der Historie von Zauberkunststücken, er gilt als Vorreiter in der Geschichten-erzählenden Zauberkunst in Deutschland. In sein Programm "Alles Wunder" im Salon des Teamtheaters - wieder am 7. und 8. Mai - flicht er Erzählungen zu berühmten Meistern vergangener Jahrhunderte ein wie dem österreichischen Karten-Magier Johann Nepomuk Hofzinser oder dem niederländischen Geldschein-Trickser Fred Kaps. "Deren Kunststücke hole ich in die heutige Zeit, zeige sie in moderner Version", sagt Alexander. So präsentierte er im vergangenen Jahr im amerikanischen Fernsehen für ein Millionenpublikum in der Sendung "Fool Us" seiner amerikanischen Kollegen Penn & Teller seine Weiterentwicklung einer klassischen Geldschein-Illusion von Kaps. Er gibt auch Kurse zur Zauberkunst - aber die seien für Fachkollegen, erklärt er. Wie sortiert er dabei die Muggel und die Eingeweihten auseinander? "Da bin ich ganz entspannt", sagt Alexander. "Wissen Sie, für Anfänger macht die Teilnahme keinen Sinn. Auch wenn jemand erfährt, wie ein Kunststück funktioniert, fehlen ihm oder ihr doch 30 Jahre Übung, um dieses Niveau zu erreichen." Beim Hocus Pocus-Festival zeigt er Ausschnitte seines Programms "Pure Magie", mit dem er am 22. Mai wieder in der Nürnberger Wundermanufaktur verzaubert.

Zauberszene: Magier mit Faible für Zaubergeschichte: Der Münchner Jörg Alexander trat mit seiner modernen Version eines historischen Kartenkunststücks auch schon im amerikanischen Fernsehen auf.

Magier mit Faible für Zaubergeschichte: Der Münchner Jörg Alexander trat mit seiner modernen Version eines historischen Kartenkunststücks auch schon im amerikanischen Fernsehen auf.

(Foto: Frank Lübke)

Wonder Woman

Die Münchner Magierin Kornelia Weiland arbeitet seit 15 Jahren mit mehreren Alter Egos, darunter sind die Raumkosmetikerin Gertrude, die Dirndlzauberin Fanny C. Bimslechner, Sybilla, das ehemalige Kindermädchen von Ludwig II. oder die kleine Hexe Trixi für Kinder. Wie bekommt sie die alle unter einen Hut? "Sie gehören eben alle zur Bimslechner-Zauberdynastie", sagt Weiland und lacht. Als "Dirndlzauberin" zeigt sie das bekannte Hütchenspiel in einer Variante mit Bierkrügen: In diese versenkt sie Löffel, die sich wundersamerweise in Gabeln verwandeln und gelegentlich auch in ihrem Mieder auftauchen. Bei der Magica 2017 ging sie in der Sparte "Allgemeine Magie" an den Start, setzte sich gegen 50 Magier durch und erzauberte sich den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft der Zauberkunst. "Die Berechnung des sogenannten ,FAQ-Faktors', dem ,Fußballer-Ablösesummen-Quotienten', ist immer wieder schön, da ich hier meine Leidenschaft für mathematische Formeln, Kopfrechnen, Magie und Fußball gleichzeitig ausleben kann", sagt Weiland. Sie hat ihre Ausbildung an der Zauberakademie in Pullach absolviert und unterrichtet heute dort als Dozentin. Nach dem Hocus Pocus Festival tritt sie am 22. Mai wieder in der Knödel-Alm im Münchner Werksviertel auf.

Zauberszene: Als "Dirndlzauberin" Fanny C. Bimslechner errechnet die Münchnerin Kornelia Weiland den "Fußballer-Ablösesummen-Quotienten", unter anderem von Thomas Müller.

Als "Dirndlzauberin" Fanny C. Bimslechner errechnet die Münchnerin Kornelia Weiland den "Fußballer-Ablösesummen-Quotienten", unter anderem von Thomas Müller.

(Foto: Kornelia Weiland)

Zauberstadt München

Vom Unterwasser-Entfesselungskünstler Harry Houdini bis zum Großillusionisten David Copperfield waren fast alle internationalen Zaubergrößen schon einmal in München zu Gast. Wittus Witt, Zauberkünstler und Herausgeber der Zeitschrift Magische Welt, hat nach seiner Heimatstadt Hamburg in seiner Chronik "Zauberstadt München" auch die Geschichte der Zauberkunst in der Isarmetropole unter die Lupe genommen. Entstanden ist ein 230 Seiten umfassender, bestens recherchierter und sehr lesenswerter Bildband, den er jüngst im Stadtmuseum vorstellte. Witt spannt darin den Bogen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, berücksichtigt in dem Kapitel "Käufliche Wunder" auch den "Zauberkönig", ein Geschäft in der Sonnenstraße, das vielen Generationen von Münchnern noch bekannt sein dürfte (www.magischewelt-plus.de).

Zauberszene: Der Zauberkünstler Wittus Witt ist Herausgeber der Zeitschrift "Magische Welt". In seiner Chronik "Zauberstadt München" schildert er die Geschichte der Zauberkunst in der Isarmetropole.

Der Zauberkünstler Wittus Witt ist Herausgeber der Zeitschrift "Magische Welt". In seiner Chronik "Zauberstadt München" schildert er die Geschichte der Zauberkunst in der Isarmetropole.

(Foto: Wittus Witt)

Magische Bühnen

Traditionell suchen und finden Magier und Magierinnen ihr Publikum an vielen Orten: Als Straßenkünstler, bei Messen, Firmenveranstaltungen, privaten Feiern, im Zirkus und in Varietés. Doch inzwischen ist eine Umkehrung dieses Prinzips zu beobachten: Zauberkünstler gründen ihre eigenen Theater, die Besucher kommen gezielt zu ihnen. In München eröffnete Alexander Krist mit Christian Münch das weltweit erste "Table Magic Theater", in dem 82 Zuschauer "Close-up"-Magie aus nächster Nähe erleben können.

Zauberszene: Dem Geheimnis ganz nah: Alexander Krist im Table Magic Theater, das wie ein kleines Amphitheater aufgebaut ist: Die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen in fünf aufsteigenden Reihen.

Dem Geheimnis ganz nah: Alexander Krist im Table Magic Theater, das wie ein kleines Amphitheater aufgebaut ist: Die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen in fünf aufsteigenden Reihen.

(Foto: Robert Haas)

Ähnlich nah ist man dem Geheimnis in der Nürnberger Wundermanufaktur. Oder in dem neuen Zaubertheater "Verschmittst" in Weilheim, das am 7. Mai eröffnet und 69 Zuschauern Platz bietet. Der Inhaber Steffen Schmitt - auch er ein Schüler der Zauberakademie - und seine Frau Yvonne kombinieren Mentalmagie und Akrobatik. Zauber-Pionier Krist wiederum hat 2021 einen weiteren Schritt gewagt: Er eröffnete seine zweite Spielstätte, den Zauberpalast "Kristelli" im Olympiapark. Dort zeigt er nun vor 500 Gästen Bühnenzauberei und Großillusionen.

Zauberszene: Steffen Schmitt und seine Frau Yvonne Hoffmann haben sich getraut: Im Mai eröffnen sie ihr Zaubertheater "Verschmittst" in Weilheim.

Steffen Schmitt und seine Frau Yvonne Hoffmann haben sich getraut: Im Mai eröffnen sie ihr Zaubertheater "Verschmittst" in Weilheim.

(Foto: Zaubertheater Verschmittst)
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