Auch Elvis geriet einmal in eine Yoga-Stunde. Man kann ihn im Film "Easy Come, Easy Go" sehen, wie er einer Frau nachsteigend in eine Klasse schleicht, sich vor allen zur Brezn und zum Affen macht und schließlich im Song "Yoga is as yoga does" feststellt: Diese Gymnastik bringe doch nichts außer Schmerzen im Gesäß. 50 Jahre später ist Yoga nichts Exotisches mehr, und auch nur noch ein bisschen ulkig. Zweieinhalb Millionen Deutsche rollen regelmäßig die Matte aus. Nun hat Indiens Premierminister Narendra Modi der Welt zusammen mit der Uno und der WHO den "1. Internationalen Yoga-Tag" am Sonntag, 21. Juni, verordnet. Auf dass sie gesunde durch Indiens wichtigstes Kultur-Exportgut. Schließlich helfe dieses uralte Lebensmodell, sich auf Veränderungen einzustellen, und was ändert sich momentan heftiger als die Erde? Modi empfiehlt ein paar Minuten täglich.
Nur wie beginnen? Und wo? Die "Lange Nacht des Yoga" am Samstag bietet die Gelegenheit, von den vielen Stilen und Schulen wenigstens einige kennenzulernen. In München beteiligen sich 17 Studios (Eintrittsbänder gibt es für zehn Euro, das Programm unter www.langeyoganacht.de). Die Veranstalter raten, sich nicht zu übernehmen: "Tipp: Suche dir zwei bis drei Angebote heraus", man möge in bequemer Kleidung kommen. Matten sind vorhanden. Nur zur Bikram-Stunde soll man zwei Handtücher mitnehmen - hier wird in einem auf 40 Grad aufgeheizten Raum 90 Minuten lang geschwitzt, und das heftig (Rosenheimer Straße 145e). Tiefenentspannter geht es bei Yogabee zu, da wird Yoga-Nidra geübt: bewusstes Schlafen (Heimeranstraße 49). Im Air-Yoga in der Schrannenhalle baumelt man beim Free Floating Aerial-Yoga in Tüchern von der Decke. "Bodenständigen Unterricht ohne Schick-Schnack" gibt es in Amienas Werkstatt (Müllerstraße 33): Hier werden die Faszien bearbeitet, also das Bindegewebe, dass zur Stunde als Verursacher jeglichen körperlichen und seelischen Wohls und Übels gilt. An Senioren denkt man im Kundalini-Zentrum bei "Yoga auf dem Stuhl" (Kaiserstraße 13). Und allerorten wird selig gechantet, bei Kirtan-Konzerten im Jaya Yoga (Westermühlstraße 28), mit Philipp Stegmüller (Amiraplatz 3), mit Kerzenlicht im Yam Yoga (Ainmillerstraße 2 a), und im Sharanam Yoga beschwört man auf Bambusboden "Göttinnen Magie" (Bischof-Adalbert-Straße 23). Wenn das alles nicht hilft, lehrt das Art of Living Happiness Center (Treffauerstraße 19) "Selbstmanagement und die Kunst, glücklich zu sein". Ganz im Sinne der Organisatoren, die sich wünschen, dass alle "strahlend von Ort zu Ort" pendeln und bei etwaiger Überfüllung der Säle den Tipp beherzigen: "Lächele und atme. Und stecke andere mit deiner guten Laune an."
Auch am Sonntag, dem offiziellen Tag des Yoga, wird natürlich geübt. Sanjay També vom Verein Santulan Veda hat ein großes Festival im Kulturhaus Milbertshofen organisiert. Nachdem Sevala Naik, der indische Generalkonsul in München, um 10.30 Uhr eine Öllampe entzündet und Premier Modi per Video gegrüßt hat, zeigen Lehrer wie Tanja Seehofer und Leila Oostendorf gratis Yin-Yoga, Anusara-Yoga, "Weisheit und Praxis" à la Iyengar, Kinder-Yoga, Dance- und Street-Yoga und vieles mehr. Dazu gibt es Vorträge über Ayurveda, Filme, vegan-vegetarischen Imbiss und einen "Markt für yogischen Lebensstil" mit Chai-Tee, Massage und Pulsdiagnose.
Höhepunkt des Yoga-Tages ist abends um 19.30 Uhr eine Veranstaltung im Museum Fünf Kontinente (Maximilianstraße 42). In einer Welt-Premiere zeigt die in Indien äußerst prominente "D4Dance"-Kompanie "Musical Dances of Yoga". Nach der Pause demonstriert der in München lehrende New Yorker Modern-Dance-Star Jack Waldas mit seiner Partnerin Natalie Bury bei "Breath of Movement", wie anmutig man sich beim Yoga bewegen kann.