"Ich bin am Leben" lautet der Titel dieses Gedichtbandes, und was so selbstverständlich erscheinen mag, ist es für Yirgalem Fisseha Mebrahtu mitnichten. Die Journalistin und Schriftstellerin, 1981 in Eritrea geboren, verbrachte sechs Jahre ohne Anklage und Gerichtsverfahren im Gefängnis. Seit ihrer Flucht 2018 lebt sie, unterstützt vom PEN, in München. Nun erscheinen im Verlag Das Wunderhorn erstmals ins Deutsche übersetzte Gedichte von ihr, mit Texten, die während und nach ihrer Haft entstanden sind. Bei einem Abend im Lyrik Kabinett stellt Mebrahtu den Band gemeinsam mit ihrem Übersetzer und Nachdichter Hans Thill vor, die Lyrikerin Nora Zapf moderiert. Die Texte lassen erahnen, was diese Autorin durchgemacht hat, in Zeilen wie: "Meine Zelle so groß wie ich. / Der Boden mein Bett./ Die Luft karg, spärlich die Wärme (als wäre sie Medizin)./ Hier drinnen die Hölle, die Tür, das Maul der Bestie". Doch sie bergen eine gute Nachricht: Yirgalem Fisseha Mebrahtu ist am Leben.
Yirgalem Fisseha Mebrahtu, Lesung, Mittwoch, 19. April, 19 Uhr, Lyrik Kabinett, Amalienstr. 83, lyrik-kabinett.de