Wunderknabe Ed Sheeran in München:Er ist die Band!

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Ed Sheeran kopiert sich, multipliziert sich - wer braucht da schon Begleitmusiker? Der englische Wunderknabe zeigt im Backstage, dass er Vorreiter einer neuen Singer-Songwriter-Generation ist.

Bernhard Blöchl

Ed Sheeran kommt ohne Band. Seine beste Band ist er selbst. Der kleine Engländer singt, rappt und spielt Akustikgitarre, den Rest erledigt die Loop-Maschine. Wie das funktioniert, demonstriert der gefeierte Singer-Songwriter bei seinem Auftritt im ausverkauften Backstage-Werk: Auf seiner Klampfe schlägt er Rhythmusfetzen oder Beats an, die er digital aufnimmt und über ein Pedal in einer Dauerschleife sofort abrufen und übereinanderlegen kann.

Ed Sheeran bei einem Auftritt Ende Februar in den Niederlanden. (Foto: dpa)

Ed Sheeran kopiert sich, multipliziert sich - welcher Könner braucht da schon Begleitmusiker? Im Gegensatz zum sterilen, weil vorproduzierten Playback-Sound baut der 21-Jährige seine mehrspurigen Songs live auf der Bühne neu zusammen.

Hier ein Background-Chor, dort ein Beatbox-Solo, dazwischen ein Gitarrenriff. Eine rohe Performance-Kunst, die verblüfft. Ed Sheeran ist der populäre Vorreiter einer neuen Singer-Songwriter-Generation.

Aber nicht nur sich selbst mischt der Wunderknabe mit der Wuschelfrisur, auch die musikalischen Stile kreuzt er nach Belieben. Ganz viel Pop und geradlinige Balladen, aber auch Hip-Hop-, Gospel-, Blues- und Soul-Einflüsse sind in dem kurzweiligen und spielfilmlangen Set herauszuhören.

Neben der exzessiv zelebrierten Freude an Rhythmizität ist es vor allem seine variantenreiche, allzeit klare und schmeichelnde Stimme, die den rotschöpfigen Shooting-Star speziell macht.

Seine Karriere mit Anfang 20 klingt wie ein Traum: mit 14 die erste EP produziert, sich als Teenager die Finger in den Londoner Clubs wund gespielt, YouTube-Zahlen zum Explodieren gebracht, man kennt das ja. Das längst fällige Major-Album "+" entwickelte sich im vergangenen Jahr zum best verkauften Debüt eines Briten seit langer Zeit. Sein Hit "The A-Team" erreichte auch in Deutschland die Top Ten.

Den scheinbar leichten Song über eine obdachlose Prostituierte hebt sich Sheeran für den Zugabenblock auf, und nicht nur die hochgehaltenen Handys strahlen. Ein seliger Zustand. Ein anderes starkes Stück singt er gleich zu Beginn: "Give Me Love, Give Me Love", wiederholt er mehrere Minuten lang und dutzende Male. Dabei liebt ihn sein Publikum bereits vor den ersten Loops.

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