Würmtal:Impfzentrum in Planegg geplant

Impfung gegen Corona

"Wir sind mit dem Impfen in Alten- und Pflegeheimen weitgehend durch", sagte Markus Söder am Samstag.

(Foto: Robert Haas)

Während in den Altenheimen die Immunisierung anläuft, organisieren die Behörden die nächsten Schritte

Von Iris Hilberth, Rainer Rutz und Thomas Kronewiter, Gräfelfing/Planegg

Testen in Neuried, doch wo eigentlich impfen? Für die ersten Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen im Würmtal hat sich diese Frage bereits beantwortet: Nach einem kleinen Probelauf am Sonntag mit 35 Personen hat im Gräfelfinger Caritas-Altenheim St. Gisela das bundesweite Corona-Impfprogramm am Dienstag im großen Stil begonnen. Bis zum Abend sollte das Einsatzteam des Bayerischen Roten Kreuzes 128 Personen impfen - eine Zahl, die Doris Schneider, Chefin von 27 Caritas-Heimen in München und Oberbayern, aber im Laufe des Tages noch anzweifelte. Etwa drei Viertel der Bewohner und ein Drittel der Mitarbeiter seien bereit, sich die Spritze setzen zu lassen, sagte sie. Doch wäre es ihr eigentlich lieber, das Impfen ginge weniger hektisch über die Bühne, selbst wenn bislang ernstere Nebenwirkungen ausgeblieben seien. "Hektik ist nicht unbedingt förderlich", sagte sie - schon im Hinblick auf den enormen Informations- und Gesprächsbedarf mit Bewohnern und Angehörigen, aber auch was die nötige Motivationsarbeit betrifft. Zudem war erst extrem kurzfristig klar, dass die avisierten Impfdosen tatsächlich eintreffen würden.

In einigen Wochen rechnet Caritas-Geschäftsführerin Schneider jedenfalls mit "massiven Diskussionen" - wenn Angehörige von geimpften Bewohnern Erleichterungen einforderten. Trotzdem sei man natürlich "froh, dass geimpft wird". Die 89-jährige Bewohnerin Christel Beckschulte war am Dienstag als erste dran, sie wollte ein Vorbild für ihre Mitbewohner sein. Dass sie und die übrigen am Dienstag Geimpften auch in drei Wochen die Folge-Injektion bekommen, ist Schneider zufolge sichergestellt.

Im Würmtal herrscht aber generell Verwirrung, wie es mit der Corona-Bekämpfung weitergeht. So müssen Bürger aus Gräfelfing, Planegg und Neuried - zunächst natürlich nur die über 80-Jährigen, die zu Hause wohnen -, nach derzeitigem Stand nach Unterschleißheim ins Impfzentrum am Volksfestplatz fahren. Sie würden, so teilt das Münchner Landratsamt mit, rechtzeitig angeschrieben, um gegebenenfalls die beiden Impftermine zu vereinbaren. Offenbar ist den Verantwortlichen aber inzwischen klar geworden, dass vielen, gerade betagten Würmtalern die Fahrt ins 36 Kilometer entfernte Unterschleißheim kaum vermittelbar sein dürfte. Vergangene Woche hat deshalb der Planegger Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) mit Landrat Christoph Göbel (CSU) telefoniert, der in Gräfelfing wohnt. "Es geht uns darum, für das Würmtal auf die Schnelle ein eigenes Impfzentrum anbieten zu können", sagte Nafziger der SZ. "Das könnte relativ zügig geschehen unter Einsatz von Containern und der nötigen Infrastruktur wie Strom-, Wasser- und Telefonanschluss." Er habe Göbel zwei Standorte in Planegg für ein weiteres Impfzentrum angeboten. Deren Eignung wird derzeit geprüft, mit einer Entscheidung wird Anfang nächster Woche gerechnet. Nafziger ist optimistisch: "Das geht dann ganz schnell." Auch Christine Spiegel, Sprecherin des Landratsamts bestätigt, "dass wir jetzt mit Hochdruck dran sind".

Grundsätzlich läuft die Impfkampagne im Landkreis schleppend an. Zunächst standen wie überall in Bayern nur 100 Dosen zur Verfügung. Eine zweite Lieferung am Dienstag enthielt 975 Ampullen, bis Jahresende ist mit 2300 weiteren Impfdosen zu rechnen.

Im Landkreis leben 23 000 Menschen über 80 Jahre, 3700 von ihnen im Heim. Neben Senioren und Mitarbeitern in Altenheimen zählt zur ersten Kategorie, die jetzt geimpft wird, das medizinische Personal in Krankenhäusern. Im Landkreis sind dies die Wolfart-Klinik in Gräfelfing und die Urologische Klinik in Planegg.

"Oberste Priorität haben die Pflegeeinrichtungen", sagte Landrat Göbel bei einer Video-Pressekonferenz am Dienstag. Aktuell seien 194 Bewohner in 16 Einrichtungen infiziert, zudem hätten sich auch 119 Mitarbeiter in diesen sowie einem weiteren Heim angesteckt. 140 Bewohner und 23 Mitarbeiter befänden sich als Kontaktpersonen in Quarantäne.

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