Würmtal:Der Gegner wird zum Partner

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Unter Spannung: das Stromnetz für 26 000 Anschlüsse. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Regionalwerk und Bayernwerk wollen das Stromnetz im Würmtal übernehmen

Von Michael Berzl, Würmtal

Aus Konkurrenten werden Partner: Das Regionalwerk Würmtal will nun zusammen mit dem Bayernwerk die Stromnetze in den drei Gemeinden Gauting, Krailling und Planegg übernehmen. Der erste Versuch in Kooperation mit der Stadtwerke München GmbH (SWM) war vor Gericht gescheitert. Nun kündigt Peter Drausnigg, der Geschäftsführer des Regionalwerks Würmtal, an: "Sobald die Gemeinden den Startschuss für die Verfahren geben, will sich die Würmtal-Holding als Muttergesellschaft des Regionalwerks mit einer Bewerbung aktiv beteiligen."

Im Oktober 2013 waren sich der kleine Würmtaler Kommunalbetrieb und das große Energieunternehmen, das aus der Eon hervorgegangen ist, noch als Prozessgegner vor dem Landgericht in München gegenübergestanden. Dem Bayernwerk und seinen Anwälten ist es dabei gelungen, die Herausgabe der Netze zu verhindern. Das Gericht erklärte Verträge, die von den Würmtal-Gemeinden abgeschlossen worden waren, für nichtig; damit fehlte den Kommunen die Basis für die geplante Übernahme der Stromnetze.

Die Niederlage war für das Regionalwerk schmerzhaft und für die beteiligten Gemeinden wegen des hohen Streitwerts von 16 Millionen Euro ziemlich teuer. Außerdem brachte die juristische Niederlage erhebliche Verzögerungen mit sich. Das Regionalwerk, das mit dem Ziel gegründet wurde, die Stromnetze zu übernehmen, wird jetzt schon vier Jahre alt. Inzwischen ist es zu einem Energiedienstleister mit mehr als 2500 Stromkunden geworden, der aber auch Erdgas liefert. Von den Münchner Stadtwerken haben sich die Würmtaler vor einem Jahr getrennt. Nach den formalen Fehlern im ersten Anlauf kam es zu einer neuen Partnersuche, schließlich hätte das kleine Regionalwerk mit Sitz im Gautinger Bahnhof gar nicht die technischen und personellen Möglichkeiten, um selbst ein Stromnetz mit insgesamt fast 500 Kilometer Kabeln zu betreiben.

Bei der Suche nach einem Kooperationspartner hatten sich nach Darstellung von Rechtsanwalt Christian Marthol von der Kanzlei Rödl & Partner mehrere Unternehmen beworben, die leistungsfähige Angebote vorgelegt hätten. Am Ende sei das Ergebnis aber eindeutig gewesen. Diesmal hat man besonders darauf geachtet, dass das Verfahren "diskriminierungsfrei" ablief. Nun bereiten die neuen Partner ihre Bewerbung vor, kündigt Marthol an.

Setzt sich die Bietergemeinschaft im Vergabeverfahren durch, solle im nächsten Schritt eine gemeinsame Netzgesellschaft gegründet werden, die als weitere Tochtergesellschaft der Würmtal-Holding neben das Regionalwerk tritt.

Bei der zweiten Runde zur Ausschreibung der Stromkonzession geht es um ein Versorgungsgebiet mit etwa 38 000 Einwohnern und etwas mehr als 26 000 Hausanschlüssen. Die Stromkonzession in so einem dicht besiedelten Bereich zu bekommen, ist auch finanziell interessant. Schließlich kann der Betreiber der Netze von den Stromlieferanten Durchleitungsgebühren verlangen. Bisher ist das noch das Bayernwerk. Das Unternehmen bleibt nun wohl auf jedem Fall im Spiel, zumindest als Partner.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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