Zwischen Wolfratshausen und Bischkek:Brückenbauer nach Zentralasien

Der Wolfratshauser Bauunternehmer Reinhold Krämmel ist Honorarkonsul von Kirgisistan. Derzeit bereitet er den Besuch einer Wirtschaftsdelegation des Staatspräsidenten in München vor. Das verlangt ihm einiges ab

Von Benjamin Engel

Bauunternehmer Reinhold Krämmel zählt im Landkreis zu den umtriebigsten Netzwerkern. Das operative Geschäft seines Wolfratshauser Familienbetriebs hat er zwar an seinen Sohn abgegeben. Doch als Vorstandsmitglied des bayerischen Bauindustrieverbandes und mehrfacher Funktionsträger der Industrie- und Handelskammer (IHK) knüpft er weiterhin intensiv Kontakte. Obendrein engagiert sich Krämmel als kirgisischer Honorarkonsul für Bayern und Thüringen. Das hat selbst ihn im vergangenen Monat fast überlastet. "Die letzten drei, vier Wochen waren grenzwertig", sagt Krämmel. Derzeit bereitet er ein deutsch-kirgisisches Wirtschaftsforum am Palmsonntag und dem darauf folgenden Montag in München vor.

Mit einer Wirtschaftsdelegation von 30 Personen wird der kirgisische Staatspräsident in die Landeshauptstadt reisen. Das Programm für die Besucher zu organisieren, sei anstrengend gewesen, schildert Krämmel. "Als mittelständischer Familienunternehmer bin ich gewohnt, kurze, schnelle Entscheidungen zu treffen." Jetzt sei er dagegen von anderen abhängig gewesen. Mit dem kirgisischen Präsidialamt habe er sich laufend abstimmen müssen. "Das war ein ständiges Hin und Her."

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Reinhold Krämmel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die manchmal allzuhohe Erwartungshaltung aus dem Land Kirgisistan, das auch als Kirgistan oder Kirgisien firmiert, habe die Vorbereitungen teils sehr komplex werden lassen, sagt Krämmel. Den Wunsch nach einem Round Table mit den Spitzen bayerischer Großkonzerne wie etwa Siemens habe er kaum erfüllen können. In solchen Situationen sei diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt. Schließlich gehe es darum, für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation zu erzeugen.

Zum Wirtschaftsforum in München wird die kirgisische Delegation auf Vertreter der BayWa, der IHK oder dem Bauindustrieverband treffen. Gesprochen wird über die Hauptthemen Landwirtschafts- und Lebensmittelerzeugung, Tourismus, den IT-Sektor sowie die Baubranche, erneuerbare Energien und Klimaschutz. Laut Krämmel werden Delegationsmitglieder beispielsweise Baustellen in der Region oder den Campus der Hochschule Weihenstephan besuchen.

In Kirgisistan ist der Freistaat Bayern als eines der wirtschaftsstärksten Bundesländer Deutschlands bekannt. Mit seiner Delegation sei der kirgisische Staatspräsident sehr daran interessiert, Wirtschaftsbeziehungen aufzubauen und Investoren für sein zentralasiatisches Land zu gewinnen, berichtet Krämmel.

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Landestypische Gastgeschenke zieren Krämmels Büro.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zentraler Veranstaltungsort des Wirtschaftsforums wird das Münchner BayWa-Hochhaus sein. Das stellte Krämmel vor eine unerwartete Herausforderung. Erstens war kein Simultandolmetscher für den Staatspräsidenten, der unbedingt auf kirgisisch sprechen wollte, in der Landeshauptstadt zu finden. Die kirgisische Botschaft in Berlin hat nun einen organisiert. Wie Krämmel schildert, sei der Veranstaltungsraum für internationale Konferenzen kaum ausgelegt. Deshalb habe er Dolmetscherkabinen beschaffen müssen.

Erste Gespräche für den jetzigen Delegationsbesuch hatte Krämmel schon im Umfeld der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz geknüpft. Zu der sei der kirgisische Außenminister angereist. "Er war vom Wirtschaftsstandort Bayern angetan." Im März reiste Krämmel selbst in die kirgisische Hauptstadt Bischkek, um das Treffen zu konkretisieren.

Fünf- bis sechsmal im Jahr besucht Krämmel Zentralasien. Erstmals reiste er vor einem Vierteljahrhundert in die Region - damals als Tourist. Stets sei er interessiert gewesen, Kontakte zu knüpfen. Neues zu entdecken, sei ihm wichtig. Anfang der 2000er-Jahre habe dann der kirgisische Botschafter in Deutschland angefragt, ob er nicht Honorarkonsul werden wollte. Als nichts voranging, schlug das nördliche Nachbarland zu. Etwa neun Jahre war Krämmel Honorarkonsul für Kasachstan. Dann eröffnete das Land in München 2013 ein Berufs-Konsulat. Seitdem vertritt nun Krämmel als Honorarkonsul ehrenamtlich Kirgisistan. Als Hauptaufgabe bezeichnet es Krämmel wirtschaftliche, kulturelle und soziale Verbindungen aufzubauen. Eng arbeitet er auch mit der kirgisischen Diaspora in München zusammen. "Ich verstehe mich als Brückenbauer."

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