Zwischen Lenggries und Egling:Bühne frei fürs Jahr 2012

Wirte und Veranstalter buhlen wieder um die Gunst des Publikums. Sie blicken auf ihr Kleinkunst-Programm voraus und verraten ihre Geheimtipps.

S. Schwaderer, P. Schneider und T. Kraußeneck

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Ludwig Retzer

Quelle: Manfred Neubauer

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Vorbei die Zeiten, in denen Kabarettfreunde im Landkreis sich zwei Programme an die Pinnwand piksen konnten. Kleinkunst boomt. Immer mehr Wirte und Veranstalter buhlen um die Gunst des Publikums. Wo soll man hingehen? Die SZ hat sich bei einigen Bühnen umgehört und Tipps fürs neue Jahr eingeholt.

Lust

Der Tölzer Kulturverein Lust versteht sich als Forum und Treffpunkt für Leute mit Ideen und Initiative. Seit 1988 bringt er Leben in die Alte Madlschule in Bad Tölz. Das Ambiente ist improvisiert, die Atmosphäre familiär bis intim. Bis zu 100 Leute finden vor der Bühne Platz. Aufgrund der guten Akustik verzichten viele Künstler auf ein Mikrofon. 30 bis 40 Veranstaltungen - Musik, Kleinkunst, Kabarett und Theater - gibt es pro Saison. Das Programm wird bei regelmäßigen "Lustsitzungen" besprochen.

Ludwig Retzer, Vorsitzender: "Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir nicht nur Veranstalter sind. Bei uns selbst rührt sich etwas. Wir haben eine eigene Theatergruppe und beherbergen zudem eine Aktmalgruppe. Was uns zudem von den meisten unterscheidet: Wir sind nicht angetreten, um Geld zu verdienen, sondern um gute und interessante Sachen nach Tölz zu holen. Wie unser Name schon sagt: Wir machen das, worauf wir Lust haben. Viele Künstler kommen seit Jahren immer wieder, die Leute sind uns treu. Mein Geheimtipp für das kommende Jahr: Im April hat unsere Theatergruppe Premiere mit einem neuen Stück von Alexander Liegl. Es heißt: Das Hotel - Damen, Dirndl und Dämonen. Alexander Liegl wird wieder selbst auf der Bühne stehen. Zwölf Vorstellungen sind angesetzt, das spricht ja schon für sich. Die Leute wissen, dass sie da etwas Schönes und Lustiges erwartet." (Schulgasse 3, Bad Tölz, Vorverkauf: Papeterie Zauner, Telefon 08041/7 81 40)

KKK Lenggries

Quelle: Manfred Neubauer

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KKK

Die drei Ks stehen für Keramik, Kunst und Kleckserei. Das fröhlich-bunte Café mit den schlichten Holzmöbeln, in dem es neben diversen Frühstücksvarianten auch eine Ecke zum Bemalen von Keramik gibt, bietet Platz für 70 Gäste. Jeden Freitag wird umgeräumt und die kleine Bühne bespielt. Um die Veranstaltungen kümmert sich Sabine Pfister, die das Café neben der Kirche vor fünf Jahren eröffnet und zu einem kulturellen Treffpunkt ausgebaut hat. Seitdem kommen immer wieder Künstler wie Helmut Schleich, Sigi Zimmerschied oder Claudia Koreck nach Lenggries.

Sabine Pfister, Veranstalterin: "Im KKK ist manches laienhaft, auf der anderen Seite bieten wir professionelle Veranstaltungen mit Niveau: schöne Musik, anspruchsvolles Kabarett oder einfach was zum Lachen. Ich will, dass die Leute bei uns die Seele baumeln lassen können. Mein neuestes Projekt, nix genaus woas ma ned, das am Sonntag, 22. Januar, startet, ist schon ausverkauft. Das freut mich sehr, denn die Zuschauer wissen nicht, wer auf der Bühne steht. Mein persönlicher Geheimtipp im kommenden Jahr ist der Kabarettist Philipp Weber, der im März kommt. Er ist studierter Chemiker, und in seinem Programm Futter dreht sich alles ums Essen - was so alles drin ist in unseren Nahrungsmitteln." (Marktstraße 14, Lenggries, Telefon 08042/91 24 65)

Kramerwirt Michael Raphelt

Quelle: SZ

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Kramerwirt

Die umgebaute Tenne in der renovierten Dorfwirtschaft ist eine Augenweide: Rustikale Steinwände aus dem Jahr 1865, Holzboden und ein sichtbarer Dachstuhl verbinden sich mit roten Kunstlederstühlen zu einem aufregenden Mix. 200 Zuschauer finden Platz, und die Bühne ist mit modernster Technik, vom Scheinwerfer bis zur Soundanlage, ausgestattet. Einmal im Monat gibt es im Kramerwirt eine Veranstaltung.

Michael Raphelt, Wirt: "Ich organisiere gern bayerisches Kabarett und Volksmusik für unsere Bühne. Das, was zu uns hier in Arzbach passt. Und Sabine Pfister lädt Künstler, für die das KKK zu klein ist, in den Kramerwirt ein. Die Künstler bestätigen uns immer wieder, dass die Akustik in der Tenne optimal ist. Mein Wunsch für das kommende Jahr wäre ein Konzert mit den CubaBoarischen. Da bin ich schon länger dran, und ich hoffe, dass es diesmal klappt. Schön wäre es auch, wenn der Hans Söllner noch mal käme, der im November da war. Einen Geheimtipp kann ich gar nicht abgeben, weil ich die Veranstaltungen immer spontan mache: Wenn mir etwas einfällt, versuche ich das zu organisieren." (Hauptstraße 22, Arzbach, Telefon 08042/9 72 79 90)

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Quelle: WOR

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Gasthaus

In knapp drei Jahren hat sich das Gasthaus in der ehemaligen Grünerbrauerei in Bad Tölz zu einem In-Treff entwickelt: oben der Gastraum mit eigener Brauerei, unten der gemütliche Gewölbekeller mit cooler Bar und Bühne. 80 Plätze gibt es an den schlichten Holztischen und -bänken. Zwei, drei Mal im Monat finden Veranstaltungen statt. Zuständig dafür ist Tino Kellner.

Tino Kellner, Wirt: "Das renovierte, alte Kellergewölbe gibt dem Raum eine besondere Atmosphäre - heimelig und familiär. Inzwischen bekommen wir sehr viele Anfragen von Künstlern, weil wir uns als Veranstaltungsort etabliert haben. Mir ist wichtig, dass die Qualität stimmt und dass wir lokale Künstler unterstützen. Das können auch mal Schülerbands sein, wie zum Beispiel beim Süden-bebt-Contest. Besonders freue ich mich im kommenden Jahr auf den Kabarettisten Nepo Fitz, auf Rudi Zapf und sein Hackbrett und Stephan Zinner, der durch seine Söder-Parodie am Nockherberg bekannt ist. Was man auf keinen Fall versäumen sollte, sind die Bayerischen Löwen am Mittwoch, 18. Januar: Das sind fünf Musiker, die Blasmusik und a-cappella-Gesang machen und Klassiker wie "Lean on me" von Michael Bolton auf Bairisch singen." (Bahnhofstraße 2, Bad Tölz, Telefon 08041/7 92 94 07)

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Quelle: Hartmut Pöstges

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Hinterhalt

Abgelegen zwischen Wiesen und Feldern liegt am Rande des Geltinger Gewerbegebiets die Kleinkunstbühne Hinterhalt. Der Kellersaal mit Bar bietet rund 100 Gästen Platz. Etwa 150 Veranstaltungen - ein Querschnitt aus Musik, Tanz, Schauspiel und Workshops - gingen im vergangenen Jahr über die Bühne. Die Kulturkaschemme, in der sich alle Stühle voneinander unterscheiden, feierte 2011 zum zweiten Mal ihr 20-jähriges Bestehen.

Assunta Tammelleo, Inhaberin: "Das Jahr 2012 wird wieder kunterbunt. Ich trage mich mit dem Gedanken, eine Art Spätschicht einzuführen, ähnlich der Münchner After-Work-Party. Für berühmte Künstler sind wir immer noch zu klein, ich hoffe, dass uns im kommenden Jahr noch mehr Leute wahrnehmen und die Besucherzahlen steigen. Mein Geheimtipp ist ganz klar die Comic-Lesung im Januar mit Ralph König, dem Autor von Der bewegte Mann. Die Verfilmung davon kennt fast jeder, den Comic aber nicht, und wenige können sich vorstellen, wie so eine Comic-Lesung aussieht. Es ist im Wortsinn königlich, wie er seine eigenen Figuren spricht, unheimlich komisch." (Leitenstraße 40, Geretsried, Telefon 08171/23 81 04)

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Quelle: WOR

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Vereineheim Dorfen

Im einstigen Holzer-Anwesen spielt sich nicht nur das Vereinsleben der Gemeinde Icking ab. Seit sieben Jahren organisiert Wolfgang Ramadan dort das "Icking-Abo Dorfen". Eröffnet wurde es 2004 von Jörg Hube. Seither traten in dem rustikalen Saal mit 200 Plätzen viele weitere namhafte Schauspieler und Kabarettisten, aber auch ortsansässige Künstler auf. Für das kommende Jahr sind wieder zwölf Veranstaltungen geplant.

Wolfgang Ramadan, Veranstalter: "Mein Geheimtipp für das kommende Jahr ist ganz klar Gerd Lohmeyer und sein Ensemble Selberfremd. Ende November spielen sie in Dorfen ihr neues Programm Valentin im Sturm, für das sie ihn München gerade den AZ-Stern des Jahres bekommen haben - eine sehr begehrte Auszeichnung. Wer noch eine Karte will, muss sich beeilen. Für alle Veranstaltungen gibt es nur noch wenige Restkarten. Das Besondere am Dorfener Vereineheim ist für mich die familiäre Atmosphäre und dass es eben tatsächlich ein Vereineheim ist. Von 365 Tagen belege ich mit meinen Veranstaltungen ja gerade einmal zwölf. Worauf ich mich besonders freue: Wir bekommen in Kürze eine neue Bestuhlung. Was für eine, weiß bislang nur die Bürgermeisterin." (Attenhauser Straße 1, Icking/Dorfen, Telefon 08171/3 85 21 21)

© SZ vom 04.01.2012
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