Zwischen Königsdorf und Geretsried:Geothermie-Firma kündigt Bohrung an

In wenigen Monaten will die Air-Geokraft am Fiechtersee mit der Suche nach heißem Wasser beginnen.

Barbara Szymanskiund Thekla Krausseneck

Zwischen Königsdorf und Geretsried: Beim Fiechtnersee nahe der Bundesstraße 11, zwischen Königsdorf und Geretsried, soll nach heißem Wasser gebohrt werden.

Beim Fiechtnersee nahe der Bundesstraße 11, zwischen Königsdorf und Geretsried, soll nach heißem Wasser gebohrt werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Unternehmen Air-Geokraft wird im ersten Quartal 2014 mit seiner Geothermie-Bohrung am Fiechtnersee im Königsdorfer Ortsteil Wiesen beginnen. Gut 60 Königsdorfer haben sich am Montag von der Firma im Posthotel Hofherr über die geologischen, technischen und wirtschaftlichen Einzelheiten des Vorhabens informieren lassen.

Obwohl die Bohrungen bei einem ähnlichen Projekt am Breitenbach bei Gelting bisher keine nennenswerte Menge heißes Wasser zu Tage gefördert haben, ist sich Air-Geokraft-Geschäftsführer Michael Riedl sicher: "Das Projekt in Königsdorf ist nicht in Gefahr. Die Messungen sind vielversprechend." Gleichwohl flössen die Erfahrungen in Gelting in die Planungen ein. Zuvor muss die Gemeinde Königsdorf dem Projekt zustimmen und baurechtliche Belange auf der geplanten Fläche von 40 000 Quadratmetern klären.

Einige Zuhörer bei der Info-Veranstaltung äußerten Sorgen wegen des Trinkwassers, der Vibrationen, dem Lärm und der Verkehrsbelastung. Riedl dazu: Das Trinkwasser und der Brunnen am Bibisee seien nicht gefährdet, was Bürgermeister Anton Demmel auf Nachfrage bestätigte. Was den Lärm betreffe, so würden zwar die Bohrungen einige Geräusche verursachen, die aber in 400 Metern Abstand nicht mehr zu hören seien. Das beruhigte Klemens Schwaighofer, der in mehr als einem Kilometer Entfernung zum Bohrplatz das Ausfluglokal Königsdorfer Alm betreibt und sich um die Ursprünglichkeit des Gebiets und die Ruhe sorgte. Geschäftsführer Riedl gab aber zu, dass es zu spürbaren Vibrationen kommen wird. Demmel sagte zu diesem Thema, dass die nächsten Gehöfte und Einzelhäuser in gut 500 Metern Entfernung lägen. Er rechne nicht damit, dass es im Ort selbst zu Störungen komme. Das Verkehrsaufkommen während der Bohr- und Bauphase bis Mitte oder Ende 2017 ist laut Riedl mit zwei bis fünf Lastwagen eher gering.

Im Bohrgebiet am Fiechtnersee ist Riedl zufolge mit 165 Grad heißem Thermalwasser aus einer Tiefe bis zu sechs Kilometern zu rechnen. Doch erst ab einer Fördermenge von 40 Litern pro Sekunde lohne sich das Vorhaben. Wird die Schüttung erreicht, so erzeuge das Kraftwerk 114 Gigawatt-Stunden pro Jahr und könne 31 000 Haushalte mit Strom versorgen, also 18 Windräder und 230 Hektar Fotovoltaik-Fläche ersetzen. Mit dem Energieunternehmen Eon seien indes noch keine Gespräche wegen der Einspeisung ins öffentliche Netz aufgenommen worden, ein Fernwärmenetz plane Air-Geokraft nicht.

Derweil hat die Gemeinde Königsdorf noch eine Menge Arbeit vor sich. Sie müsste den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan für das Sondergebiet Kiesabbau am Fiechtnersee dem Projekt anpassen. Der Gemeinderat wird in seiner Sitzung am 1. Oktober zunächst darüber beraten, ob er das Projekt grundsätzlich genehmigen will. Demmel will zusammen mit den zuständigen Behörden alle baurechtlichen Fragen wie der nach ökologischen Ausgleichsflächen klären, vor allem aber die Risiken für die Bürger sorgfältig abwägen und alles genau prüfen lassen. "Wenn sich Risiken zeigen, wäre selbst eine Einstellung des Projekts noch möglich."

Am Gut Breitenbach in Gelting hat sich unterdessen noch nichts Neues ergeben, teilt Bettina Siebenlist von der Firma Enex Power Germany mit. Erst nach Ablauf des Monats will Enex die Öffentlichkeit über Neuigkeiten informieren. Im August hatte sich an der Breitenbacher Bohrstelle herbe Enttäuschung eingestellt, nachdem in einer Tiefe von gut 6000 Metern kein Wasser gefunden worden war. In 3000 Metern Tiefe hat Enex jetzt eine Querbohrung begonnen, in der Hoffnung, diesmal in etwa 5500 Metern Tiefe auf Wasser zu stoßen.

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