Zwischen Icking und Münsing:146 Pappeln sind fällig

Zwischen Icking und Münsing: „Saugefährlich“ nennt Markus Fagner den Zustand seiner Pappeln.

„Saugefährlich“ nennt Markus Fagner den Zustand seiner Pappeln.

(Foto: Felicitas Amler)

Die Allee zwischen Meilenberg und Dorfen wird zur Sicherheit gefällt. Die Bäume drohen laut Besitzer Markus Fagner und Gemeinde Icking umzustürzen. Künftig sollen dort Bergahorn oder Stieleiche wachsen

Von Felicitas Amler

Gut achtzig Jahre hat sie überlebt, nun ist sie im Wortsinn fällig: Die Pappel-Allee, die vom Weiler Meilenberg in Richtung Dorfen führt, wird komplett abgeholzt. Die Bäume hätten ihren Zenit längst überschritten, erklärten die Ickinger Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) und Landwirt Markus Fagner - "der arme Mensch, dem diese Pappeln gehören", wie er selbst sagt - am Montag bei einem Ortstermin für die Presse. Die Gefahr sei enorm: Große Äste stürzten immer wieder herab, einzelne Bäume drohten umzufallen, sagten die beiden.

Die schmale Straße dient insbesondere Münsingern dazu, auf schnellem Weg und unter Umgehung Wolfratshausens mit seinen steilen Serpentinen auf die Bundesstraße 11 in Richtung München zu gelangen. Seit Wochen ist diese Abkürzung allerdings gesperrt. Schilder weisen auf Münsinger und Dorfener Seite darauf hin, dass Lebensgefahr bestehe; rot-weiße Absperrungen auf beiden Seiten, versehen mit den offiziellen Durchfahrt- und Durchgang-verboten-Schildern sollen Passanten und Verkehr abhalten.

Fagner erklärt, 80 Jahre seien für Pappeln schon ein hohes Alter. Sein Großvater habe die Allee - übrigens teils nur eine einseitige - Mitte der Dreißigerjahre gepflanzt. Und zwar zu eng, so habe es sich gezeigt. Die 146 Bäume stehen teils nur zwei Meter voneinander entfernt, weswegen sie "relativ schwach" seien. Zum hohen Alter der laut Fagner gut dreißig Meter hohen Pappeln sei erschwerend die zunehmende Trockenheit der vergangenen Jahre gekommen, zuletzt auch ein wegen des vielen Schnees sehr belastender Winter. Jedenfalls seien ganz ohne den Einfluss eines Sturms in jüngster Zeit immer wieder große Äste heruntergebrochen.

Fagner verdeutlicht dies an Ort und Stelle: Die Pappeln tragen vielfach nur wenige Blätter ("Da können Sie durchschauen"), etliche sind hohl, dicke Äste hängen ohne Rinde herab, manche Stämme sind durch Blitzeinschlag zusätzlich verletzt. Und auch dass das ein oder andere Auto einen Baum gerammt hat, ist unschwer zu erkennen.

Neue Allee mit weniger Bäumen

Fagner, der selbst in Meilenberg lebt und sowohl als Landwirt als auch als Archäologe arbeitet, hat sich wegen der Allee mit der zuständigen Gemeinde Icking besprochen. Er habe außerdem einen vereidigten Baum-Sachverständigen zu Rate gezogen, und auch die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt habe die Allee begutachtet. Einhellige Meinung sei, dass die Bäume zur Sicherheit gefällt werden müssen. Theoretisch könnte man einzelne Pappeln erst einmal stehen lassen, aber auch nicht auf lange Sicht: "Es wäre nicht nachhaltiger, sie peu à peu zu fällen", erklärt Bürgermeisterin Menrad.

Fagner will die Fällung bis Mitte September erledigen lassen, wenn die Schule wieder beginnt. Etwa 14 Tage müsse man dafür ansetzen, sagt er. Und betont, dass er die Idee des Großvaters aufgreifen und wieder eine Allee pflanzen werde. "Aber mit Sicherheit keine Pappeln, das tue ich meinen Kindern nicht an." Er denke an Bergahorn oder Stieleiche, beides heimische Gewächse. Und die werde er nicht so eng setzen lasen. Wo jetzt drei, vier Pappeln stünden, soll künftig nur ein Baum wachsen. Die neuen sollen schon so groß sein, dass sie "aus dem Äser raus" sind - was so viel heißt wie: Rehe kommen nicht an die Äste ran - und die Stämme werden mit Schutzspiralen versehen.

Die Pappeln will der Besitzer so fällen lassen, dass sie jeweils einen Meter hoch stehen bleiben, um den Neupflanzungen temporär eine Art Heckenschutz zu geben. Dennoch: Wird es nicht Jahrzehnte dauern, bis zwischen Meilenberg und Dorfen wieder eine Reihe ansehnlicher Bäume steht? Fagner sagt Nein: "In fünfzehn Jahren sehen Sie hier schon wieder eine Allee."

Bis die Pappeln gefällt sind, bleibt die Sperrung der schmalen Straße bestehen. Fagner sagt, die Leute sollten sie ernst nehmen. "Es ist wirklich saugefährlich." Tatsächlich aber erlebten er und seine Familie es täglich mehrmals, dass die Barrikade zur Seite geschoben wird, damit ein Auto passieren kann, oder dass Motorräder durchfahren. So auch während des Pressetermins. Ein junger Mann entschuldigt sich, nachdem Fagner ihn gestoppt hat, mit der Ausrede: "Ich kenne mich hier nicht so aus."

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