Zwickerhof in Bad Tölz:Naturschutz im Wald

Zwickerhof in Bad Tölz: Lisa und Martin Sappl mit Tochter Josefa (oben, Mitte) vom Zwickerhof in Bad Tölz (u.) erhielten als Familie die Auszeichnung „Naturschutzpartner Waldbesitzer“ von Robert Nörr (li.) und Joachim Kaschek (re.).

Lisa und Martin Sappl mit Tochter Josefa (oben, Mitte) vom Zwickerhof in Bad Tölz (u.) erhielten als Familie die Auszeichnung „Naturschutzpartner Waldbesitzer“ von Robert Nörr (li.) und Joachim Kaschek (re.).

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Familie Sappl zeigt, dass sich Ökonomie und Ökologie in der Forstbewirtschaftung keineswegs ausschließen. Dafür hat sie nun einen neuen Preis des bayerischen Umweltministeriums bekommen.

Von Klaus Schieder

Über dem verschneiten Waldrand zwischen dem Tölzer Stadtfriedhof und dem Zwickerhof liegt die nachdenkliche Stille des Winters. Auf den Ästen der Bäume häuft sich Schnee, kein Vogel singt, alles still hier. Und doch lässt sich an dieser - jahreszeitlich bedingt - eher kahlen Stelle erkennen, wie eine Waldbewirtschaftung gelingen kann, die nicht auf Gewinn verzichtet, aber dennoch den Belangen des Naturschutzes gerecht wird. Denn im Sommer bieten die Bäume am Übergang von Wald zur Weide einen Lebensraum für diverse Vogelarten, die von Insekten wie Käfern leben und so bei der Schädlingsbekämpfung helfen. Solche Plätze gibt es eine ganze Menge in den rund 40 Hektar Wald, die der Familie Martin und Lisa Sappl gehegt und gepflegt wird. Sie hat dafür jetzt den Preis "Naturschutzpartner Waldbesitzer" bekommen, der dieses Jahr zum ersten Mal vom bayerischen Umweltministerium vergeben wurde.

Nominiert wurden die Sappls vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen (AELF), den Waldbesitzervereinigungen (WBV) Wolfratshausen und Holzkirchen, sowie der Unteren Naturschutzbehörde im Tölzer Landratsamt. Die Auswahl sei nicht so ganz einfach gewesen, berichtete Revierförster Robert Nörr vom AELF. "Wir haben viele Waldbesitzer, die viel für den Naturschutz machen." Am Ende fiel die Entscheidung jedoch ziemlich schnell auf die Familie Sappl, die schon mit der Übernahme des Zwickerhofs vor sieben Jahren ein Naturschutzkonzept für die Waldbewirtschaftung aufgelegt hat. Daneben habe auch die Balance zwischen der Holznutzung und dem Belassen von Tot- und Biotop-Holz, der Mischung verschiedener Baumarten und eine den Waldbeständen angepasste Jagd eine Rolle gespielt, sagte Christian Webert, Chef des AELF. "Das ist eine breite Palette."

Was dies konkret heißt, verdeutlichte Joachim Kaschek von der Unteren Naturschutzbehörde. So seien in der Wäldern der Familie Sappl nicht weniger als 20 Pflanzen- und Tierarten zu finden, die auf der Roten Liste stehen. Als Beispiele nannte er den Lungen-Enzian und den von dieser Blüte lebenden Lungenenzian-Ameisenbläuling, einer stark gefährdeten Schmetterlingsart. Nicht weniger als 14 Hektar des Waldbesitzes bestünden aus Tot- oder Biotop-Holz, so Kaschek. Hinzu kämen jedoch viele andere Segmente im Sappl'schen Forst, wie Nörr ergänzte: "Die Familie hat noch viele Bäume, die nicht gefördert werden - sie macht das also nicht bloß, um Fördergeld zu bekommen." Ein weiteres Kriterium war Kaschek zufolge das Engagement im Naturschutz überhaupt. Auf einem 13 Hektar große Areal in den Isarauen nahe Roßwies betreiben die Sappls ein Weideprojekt mit Murnau-Werdenfelser Rindern, zudem befinden sich auf in ihren Wäldern Naturdenkmäler wie zwei alte Linden. "Es war eine Kunst, dieses Viele auf dem Formular online einzufügen", sagte Kaschek. Auf das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm "Wald" verwies Johann Killer, Vorsitzender der WBV Wolfratshausen. Damit sollen ökologisch wertvolle Lebensräumeerhalten und verbessert werden. Dabei werde "keine Stilllegung" im Wald betrieben, sondern man könne "den Naturschutz auf ganzer Fläche betreiben", so Killer. Richtiges Wirtschaften und richtige Pflegemaßnahmen seien eine Garantie für die Zukunft des Waldes. "Wir wissen ja nicht, wo die Reise hingeht mit dem Klimawandel", sagte Killer.

Als seine Mutter im Jahr 2014 durch einen Unfall im Stall starb, erbte Martin Sappl einen Wald, der sich oft selbst überlassen und nicht sonderlich gepflegt war. "Da standen wir vor relativ großen Fragezeichen", sagte er. Zusammen mit Partnern in Behörden und im Forstwesen konnte er jedoch rasch seine Strategie festzurren. Die steht unter dem Motto: "Schützen und nutzen." Jenseits von Holzverkauf und Klimaprämien müsse es gelingen, dass sich der Wald künftig selbst trage, so Sappl. "Wir versuchen uns da breit aufzustellen." Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Wald zu einer "Geldanlage für Leute wird, die da ihr Geld bunkern wollen".

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