Zwei Nächte, sieben Bands:"Bairisch ist wieder cool"

Der Tölzer Musiker Florian Rein organisiert das zweite "Bavarian Beats Festival" im Kurhaus.Es reizt ihn zu zeigen, wie vielschichtig die Szene inzwischen ist

Interview von Stephanie Schwaderer

Florian Rein Bavarian Beats

Florian Rein bei der Arbeit: Am Dienstag hat der Profimusiker die Plakatständer für sein "Bavarian Beats Festival" in Bad Tölz aufgestellt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Auftritte mit The Heimatdamisch, Dreiviertelblut und den Bananafishbones - der Terminkalender von Florian Rein ist prall gefüllt. Das hält den Tölzer Schlagzeuger, Bandleader und Musikproduzenten aber nicht davon ab, nebenbei auch noch das zweite "Bavarian Beats Festival" im Tölzer Kurhaus zu organisieren.

SZ: Wo kommt man eher ins Schwitzen: auf der Bühne oder dahinter?

Florian Rein: Derzeit definitiv dahinter. Die Werbung für das Festival nimmt mich gerade ganz schön in Beschlag. Allerdings gibt es im Dasein als Profimusiker und als Veranstalter auch viele Parallelen: Die meiste Zeit sitzt man am Computer und schreibt E-Mails - verschickt Angebote, organisiert Leute, schließt Verträge.

Als Schlagzeuger klebt man keine Plakate.

Tja, das ist eine der leidigsten Beschäftigungen in der Veranstalterrolle. Aber so ein Festival zu konzipieren macht auch großen Spaß. Die Idee dazu ist gemeinsam mit der Tölzer Tourist-Info und dem Kurhaus entstanden. Es reizt mich darzustellen, wie vielschichtig die bayerische Band-Szene ist - vom Singer-Songwriter über Reggae, Pop und Hip-Hop bis hin zu Heavy Metal ist alles vertreten. Dann muss man sich überlegen: Was passt zusammen? Am ersten Abend wird das Kurhaus bestuhlt sein, und das Programm ist eher etwas zum Zuhören, der zweite Abend lädt dann wieder zum Tanzen ein.

Ist Ihnen die Auswahl schwer gefallen?

Die Herausforderung bestand vor allem darin, Bands zu finden, die einerseits das Kurhaus füllen und andererseits noch bezahlbar sind. Sonst lässt sich kein Festival mit sieben Bands finanzieren. Problematisch war diesmal, dass mir ein Co-Headliner, die Band HMBC, kurzfristig abgesprungen ist - die haben sich mittlerweile aufgelöst. Aber ich denke, dass das Programm, so wie es nun steht, stimmig und abwechslungsreich ist.

Vor nicht allzu langer Zeit bestand die bayerische Musikszene aus der Spider Murphy Gang und einem Fredl Fesl. Woher rührt der neue Boom?

Das kann ich auch nicht erklären. Es ist ein Phänomen: Bairisch zu sprechen ist wieder cool, ebenso wie das Tragen von Lederhosen - früher haben wir uns dafür geschämt. In der Musikszene hat LaBrassBanda eine Vorreiterrolle übernommen. Mit ihnen wurde es plötzlich populär, bayerische Blasinstrumente einzusetzen. Viele Sänger sagen auch, dass es sich auf Bairisch besser singen lässt als auf Hochdeutsch, weil es nicht so spitz und eckig ist. Ein gutes Beispiel ist Gudrun Mittermeier, eine gute Freundin und Kollegin von mir: Jahrelang hat sie unter dem Namen Somersault ausschließlich englische Songs geschrieben. Bei der Aufnahme ihres vorletzten Albums hat sie dann nach intensiven Studiowochen ganz zum Schluss und nur zum Spaß spontan ein Lied auf Bairisch gesungen - und alle waren fasziniert. Nun ist ein ganzes Album daraus entstanden - mit Tiefe und düster-melancholischen Texten.

Richtig gut.

Das zeichnet auch die Lieder von Dreiviertelblut aus. Das Düstere scheint dem Bayer zu liegen.

Zumindest kann er nicht nur vom letzten Bierzeltbesuch singen.

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