Zur Kunstmeile in Wolfratshausen:Lichtblick in der Altstadt

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Günther Klügl hat ein altes Anwesen an der Wolfratshauser Bachstraße in eine leuchtende Schatzkiste verwandelt. Am Freitag weiht er seine Werkstatt-Galerie "No Design" mit einem valentinesken Spektakel ein

Von Stephanie Schwaderer, Wolfratshausen

Altes und Modernes gehen in Günter Klügls Werkstatt-Galerie "No Design" Symbiosen ein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Schon der erste Blick hinter das schwere Holztor an der Bachstraße 8 ist erhellend. Nicht nur, weil geschickt platzierte Lampen, Spots und Scheinwerfer den taubenblau gestrichenen Raum in eine anregende Atmosphäre tauchen. Günter Klügl führt seinen Gästen auch eindrücklich vor Augen, was sich mit Mut, Witz und Geschick in der Wolfratshauser Altstadt anstellen lässt. Das Anwesen am Hatzplatz, in dem einst Pferdefuhrwerke, später Lastwagen und zuletzt Landhausmöbel untergebracht waren, stand Jahre leer. Schwer zu vermieten, hieß es. Nun ist es die reine Schau.

Zur Kunstmeile wird Klügl seine originelle Laden-Werkstatt-Galerie, die er "No Design" getauft hat, offiziell einweihen. Besucher sollen dort "ein Gespür für Licht bekommen", sagt er. Mit Beleuchtung habe das nichts zu tun. "Beleuchtung kann man im Baumarkt kaufen." Seine Aufgabe sieht er vielmehr darin, gemeinsam mit seinen Kunden herauszufinden, wie deren "individueller Wohlfühlraum" aussehen könnte. "Ich rede mit ihnen nicht übers Licht, sondern bin neugierig: Was haben Sie vor? Wo soll es hingehen?"

Wo es hingehen kann, dokumentieren Farbfotos, die in alten Goldrahmen an der Wand hängen. Sie zeigen ausgefallen schöne Geschäfts- und Wohnräume, auch eine Kirche und eine Galerie sind darunter. Alles wirkt einladend organisch. "Das macht das Licht", sagt Klügl. "Licht verbindet."

Auch den Innenhof hat er ganz nach seinen Bedürfnissen gestaltet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Clou: Dank moderner LED- und Halogen-Technik lässt sich die Lichtfrequenz mühelos variieren. Zwischen nüchterner Arbeitsatmosphäre und schwelgerischem Nacht-Bar-Feeling liegt kaum ein Handumdrehen.

Seit 25 Jahren lebt Klügl in Degerndorf. Aufgewachsen ist er im Donau-Ries. Eigentlich habe er Musiker werden wollen, erzählt er. Seit seiner Kindheit spiele er Schlagzeug und Xylofon. Sein Vater jedoch habe darauf gepocht, dass "da Bua was Gscheits lernt". Also absolvierte er eine Elektriker-Lehre, machte seinen Meister und fand sich als Monteur in nagelneuen Wohnungen wieder - mit "scheußlichen Lampen" in der Hand. "Wollt ihr das wirklich aufhängen?", habe er die Leute gefragt. "Wollt ihr das nicht anders machen?"

Dann habe er festgestellt, dass es Lösungen, wie er sie vor Augen hatte, gar nicht zu kaufen gab. "Und da habe ich angefangen, selbst welche zu bauen."

Ist Lichtdesigner eine treffende Berufsbezeichnung für ihn? Er zuckt die Schultern. "Ich mache das, was ich kann", sagt er. "Ich schenke Licht Bedeutung." Für die Bayerische Landesbank hat er das Foyer gestaltet, auf Schloss Sandizell bei Schrobenhausen eine Unterwasserbeleuchtung kreiert. "Aber wenn eine Oma mit kleiner Rente ihren Flur neu beleuchten will, bin ich auch für sie da", sagt er. "Manche Lösungen kosten fast kein Geld."

An der Bachstraße hat er vor allem mit dem gearbeitet, was schon da war; hat den Charakter und die liebenswerten Macken des alten Hauses herausgearbeitet - und ihnen einen neuen Pfiff verpasst. Die einstige Pferdetränke erstrahlt als Lichtrinne. Unter dem frisch verputzten Gewölbe setzen ein paar moderne Möbel Akzente. "Es gibt nichts Gutes und nichts Schlechtes", lautet seine Philosophie. "Man muss die Dinge nur richtig zusammenbringen." Als Werkbank dient ihm ein ausrangierter OP-Tisch. "Genial", schwärmt er. "Endlich kann ich im Sitzen arbeiten."

Mit Witz und einem Gespür für das richtige Licht hat er ein Anwesen an der Bachstraße in eine Schatzkiste verwandelt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Kleinod ist der Innenhof. Klügl hat ihn entrümpelt und in eine romantische Oase verwandelt. Zwischen Weinranken und Blumenkübeln kann er nun gemütlich ein Bier trinken und Fußball schauen. Hinter der Fassade eines nostalgischen Fernsehers, die in die Hauswand eingelassen ist, verbirgt sich eine Videowall.

Auch die Kunst soll am Hatzplatz künftig regelmäßig Einzug halten. Klügl denkt an Konzerte und andere Events. Bei der Kunstmeile stellt er Arbeiten von Anna Kellner und Alfons Schalk aus.

Zudem will er seine Gäste am Freitagabend mit einem einzigartigen Spektakel überraschen. "Das frisch formierte Orchester Octavio spielt zur Vernissage erstmals Karl Valentins legendäre Orchesterprobe", sagt er. Viel mehr will er noch nicht verraten. Nur so viel: Jeder der Musiker sei für sich "eine Lichtgestalt". Jeder bringe etwa 80 Jahre Bühnenerfahrung mit. "Und gemeinsam werden sie diesen Raum zum Glühen bringen."

No Design, Bachstraße 8, Wolfratshausen, Vernissage am Freitag, 20. September, 18 Uhr; das Konzert beginnt um 20.30 Uhr

© SZ vom 19.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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