Zukunft des Tölzer Gries:Mehr Charme, weniger Parkplätze

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Der Ortsteil Gries in Bad Tölz ist ein alter verwinkelter Stadtteil, der durch den natürlichen Wachstum auch Problembereiche, wie zu schmale Gehsteige besitzt. Das soll nun geändert werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das unter Beteiligung der Bürger entstandene Konzept zur Neugestaltung des Altstadtviertels Gries erhält im Tölzer Bauausschuss viel Lob. Mit der Umsetzung soll Ende 2020 begonnen werden.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Die Vorplanungen zur Umgestaltung des Altstadtviertels Gries haben am Dienstag im Bauausschuss breite Zustimmung erhalten. Nicht nur inhaltlich wurde das Konzept des Münchner Städteplanungsbüros Lohrer.Hochrein gelobt, sondern auch wegen der Bürgerbeteiligung, die beispielhaft auch für künftige Stadtentwicklungsprozesse sein solle. Planungsziele und Ideen waren von einer Impulsgruppe erarbeitet worden. Anregungen aus einer Bürgerinfoveranstaltung flossen, soweit möglich, in die Vorplanung ein. Wesentliches Element ist die Reduzierung von Parkplätzen im Gries. Nach Ansicht einiger Ausschussmitglieder muss einer Verminderung des Parkplatzangebots aber eine Prüfung vorausgehen, inwieweit Alternativen, etwa die Parkplätze bei den Stadtwerken oder am Isarkai, ausreichen und angenommen werden. Für Zweiten Bürgermeister Andreas Wiedemann (CSU) ist bei entsprechendem Bedarf auch ein neues Parkdeck "langfristig" vorstellbar.

Um den Charme der historischen Handwerker- und Flößersiedlung südlich der Marktstraße besser zur Geltung zu bringen und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, sind im Konzept, das der künftige Stadtbaumeister Florian Ernst vorstellte, einige Änderungen geplant: So sollen Parkplätze, die die Sicht auf Gockel- und Nagelschmiedbrunnen blockieren, umorganisiert und reduziert werden: Statt bisher rund 115 Parkplätze soll es künftig nur noch 70 geben. Der klassische Straßenraum wird aufgelöst und stattdessen ein rund 90 Zentimeter breiter Gredplattenbelag aus Natursteinen als Vorzone für die Häuser verlegt. So kann Platz für private Sitzbänke, Pflanztröge oder Spaliere geschaffen werden. Dazwischen entsteht ein zusammenhängender, barrierefreier Raum, in dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Auch einen Wochenmarkt am Jungmayrplatz könnte es künftig geben; die dafür nötige technische Infrastruktur soll bei der Umgestaltung berücksichtigt werden. Ein Augenmerk wird auf die Stellplätze für private Mülltonnen gelegt, die derzeit häufig nicht auf den Grundstücken, sondern auf der Straße stehen. Als Lösung schlagen die Planer hölzerne, eventuell größere Sammelhäuschen für mehrere Mülltonnen vor, die berankt oder begrünt werden könnten.

Mit der Umsetzung soll Ende 2020 begonnen werden, im Stadtbauamt rechnet man mit einer dreijährigen Bauzeit. Die Verschönerung des Altstadtviertels muss mit Kanalsanierungsarbeiten und Hochwasserschutzmaßnahmen am Rehgraben koordiniert werden. "Ein sehr guter Plan, der umgesetzt werden kann und in Abstimmung mit den Bewohnern durchgeführt wurde", lobte Wiedemann. Ersatz für die gestrichenen Parkplätze am Gries müsse freilich anderswo vorhanden sein;

Dass die Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) abgeschafft wurde, sei bei einem solchen Projekt förderlich. "Denn sonst würde jeder Anwohner zuerst fragen, was ihn das kostet." Wiedemann mahnte eine zügige Umsetzung an, "die Bürger sind ungeduldig." Ingo Mehner (CSU) lobte das "sehr gelungene Zwischenergebnis." Eine Verkehrsberuhigung sei wünschenswert, "aber man kann den Verkehr nicht wegzaubern." Wo und wie viele alternativen Parkplätze es gebe, muss nach Ansicht von Mehner im Vorfeld geklärt werden. Dem schloss sich Josef Steigenberger (CSU) an: Er schlug eine einmonatige Testphase mit reduzierten Parkplätzen vor, um zu sehen "wie das läuft." Bauamtsleiter Christian Fürstberger hält das für wenig praktikabel. Er sprach von einem "Wahnsinnsaufwand", weil für einen kurzen Zeitraum viele Schilder aufgestellt werden müssten. Zudem hätten vorübergehende Sperrungen am Jungmayrplatz in der Vergangenheit gezeigt, dass sich das Parken "von alleine geregelt hat", sagte Wiedemann. René Mühlberger (CSU) lobte den Bürgerdialog als "wegweisendes Format". Damit sei die Stadt dem Vorwurf begegnet, Verwaltung und Stadtrat agierten "über die Bürger hinweg".

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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